Rollenspiele und Persönlichkeitsentwicklung

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DasReh

39, Weiblich

Beiträge: 242

Re: Rollenspiele und Persönlichkeitsentwicklung

von DasReh am 16.03.2015 12:23

:

Ich bin ein sehr gutes Beispiel für Persönlichkeitsentwicklung durch Rollenspiele.

Vor 15 Jahren war ich ein stilles, schüchternes Mädchen, dass Angst vor dem Telefonieren mit Fremden hatte und sich nicht traute allein mit dem Bus zu fahren. Ja ich übertreibe nicht.
Dann lernte ich das Rollenspiel kennen. Erst auf Chatbasis, dann in einschlägigen (ECHTEN) PC-Rollenspielen wie z.B. Neverwinter Nights 1. Und das extrem intensiv (wie scheinbar alles was ich mache xD). Dann kam das LARP dazu...

So erfuhr ich in kürzester Zeit eine "Erweiterung" meiner Person:

  • Wir gründeten eine eigene LARP Gruppe und plötzlich hatte ich die Finger überall mit drin und war für die Mitgliedersuche zuständig (sehr erfolgreich, da unsere Gruppe zeitweise 50 Mitglieder zählte) -> ich musste also plötzlich eine Menge Kontakte knüpfen und das machte irre Spaß.
  • Ich lebte mich in eine neue Rolle ein: meine Aufgabe als rechtschaffen böse Kriegspriesterin (ich musste laut brüllend vor den Schlachtreihen auf und ab laufen und die Krieger anstacheln) und zuletzt führte ich als Anführerin unserer Gruppe die 40 Mann durch 1 Woche des Krieges *schmacht*.

Zwischendrin begann dann das Pen&Paper (mind. 1x die Woche, oft sogar das ganze Wochenende durch) und das hat mich dann vollkommen gewandelt zu dem was ich heute bin. Eine selbstbewusste und offene Frau. Und scheinbar auch eine echte Autoritätsperson im Berufsleben ("Boah, Frau Reh* Sie sind voll die Boss Frau! Voll gut ey!" Erst letztens wieder auf dem Schulhof gehört xD).


Fazit:
Rollenspiele verändern die Persönlichkeit absolut und in meinem Falle wars zum Besseren.


Liebe Grüße,
euer


*Name geändert ;)

DasReh Games bei Youtube

Antworten Zuletzt bearbeitet am 16.03.2015 12:25.

Xaveria
Gelöschter Benutzer

Re: Rollenspiele und Persönlichkeitsentwicklung

von Xaveria am 16.03.2015 16:07

Geht mir ähnlich wie dasReh. Ich weiß, dass ich viel Entwicklung meiner Persönlichkeit über das Rollenspiel gemacht habe.
Sämtliche Konfliktbewältigung habe ich durch Rollenspiele gelernt. Der Part ging in meinem Leben nicht in der Pubertät und hat sich online vollzogen. Dort erst lernte ich Regeln in Frage zu stellen, auch mal zu übertreten und damit zu prüfen und neue zu finden oder alte zu bestätigen.

Außerdem hatte ich Hemmungen öffentlich zu sprechen. Im VtM-Live kam es zu Vortragssituationen, sei es die Argumentationssitzungen der Ventrue und vor allem eine richtige öffentliche Rede. Das hat mir richtig Spaß gemacht und vor allem: war ja erst mal nicht ich, war ja mein Charakter. Das gab sehr viel Sicherheit. Ein paar Tage später musste ich vor dem Unikurs referieren und da hatte ich vor der Tür folgende Gedanken: "Du hast mit deinem Charakter am Samstag eine Rede gehalten, die einen Ahnen vor Wut fast über einen Tisch getrieben und den Prinzen tief beeindruckt hat. Da haben Leute geklatscht, die in ihrem wirklichen Leben Anwalt und Arzt sind. Du hast dich getraut dabei auf den Tisch zu schlagen, sodass die Leute zusammengezuckt sind. Sie waren gebannt. Und jetzt hast du Angst vor Kommilitonen, die dich nicht kennen und den Kurs im Halbschlaf verbringen? Lass die Ventrue raus, rede und hab Spaß." Auf einmal machte es Spaß und übrigens hat niemand in der Stunde im Halbschlaf dagehangen.

Insgesamt habe ich sehr viel Selbstbewusstsein im Rollenspiel gefunden, weil mir das Spiel zeigte, was ich alles kann.
Heute gehe ich ohne Angst in eine Schulklasse und halte eine Stunde auch aus der Kalten. Ich habe den Mut für solche Situationen entwickelt und vor allem darin eine Quelle von Freude gefunden. Es sind Herausforderungen und es macht nichts, wenn sie schief gehen, denn auch dadurch nehme ich immer etwas für mich mit.

Und ich habe viele Dinge ausprobiert, die ich sonst niemals getan habe. Ich habe mich getraut, ich auf ein Pferd zu setzen, um das Gefühl von Reiten besser beschreiben zu können. Ja, das Vieh ist natürlich mit mir durchgegangen, aber gefallen bin ich erst beim Anhalten. Tolle Erinnerung.
Ich habe Nähen gelernt. Und zwar nicht nur ein Röckchen, sondern ein komplettes Ensemble für einen Ball genäht vom Unterkleid über das Korsett bis hin zum verbrämten Umhang für die Tanzpausen. Einfach so. Ich. Wahnsinn.
Viele, viele schöne Dinge, die ich einfach mal gemacht und ausprobiert habe, weil ich sie durch Rollenspiel gesehen habe.

Und ich habe gelernt "Nein." zu sagen. Mich von Dingen zurück zu ziehen, die mir nicht wohl sind, auch wenn Freunde sie tun. Und zu akzeptieren, dass nicht alle sich für das selbe Spiel begeistern können, auch wenn sie das gleiche Spiel spielen.


Und ich suche mir auch noch immer Herausforderungen.
Eines meiner gegenwärtigen Ziele ist die Entwicklung der Stimme. Ich bin sehr leise und schäme mich mit der Stimme zu spielen / zu verstellen. Der Scham soll Freude weichen und ich möchte den Spielraum meiner Stimme öfter ausprobieren und kennen lernen. Wo ginge das besser als im Rollenspiel?

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MeisterDaniel

45, Männlich

Beiträge: 35

Re: Rollenspiele und Persönlichkeitsentwicklung

von MeisterDaniel am 17.03.2015 19:47

Neben allem was hier bereits genannt wurde und dem ich zustimme. Kann man im Rollenspiel auch sehr viele moralisch ethische Dilemmata durchspielen. Situationen die man im realen Leben zum Glück nicht antrifft.
Z.B. Wie reagieren die Helden darauf wenn sie eine Söldmerarmee anführen, welcher sie gerade eine Eroberung einer Burg ermöglicht haben. Und nun vor der Zwickmühle stehen, dass die Söldner Plündern und Schänden wollen und sie deren Moral nicht schädigen wollen, aber andererseits wollen sie auch nicht zulassen, das den Burgbewohnern was geschieht.

 

Oder wie geht man mit einem Pädophilveranlagten Kerl um der noch nie seiner Neigung nachgab, während einer der SC´s bemerkt das er gerade mit einer „Frau" geschlafen hat, die sich als 17 Jährige herausstellt.
Von Solchen Dingen bis zu Katastrophen und ethnischen Säuberungen kann man im Rollenspiel allem begegnen und sich die Reaktion seines Charakters darauf überlegen. Das sind Möglichkeiten seine Persönlichkeit weiterzuentwickeln und sich über Grundsätze und Prinzipien und Grenzen klar zu werden wie sie in wenigen anderen Hobbys geboten werden.

Zum Thema Hobby öffentlich ausleben oder nicht. Natürlich sollte man mit seinem Hobby im Privaten nicht hinter dem Berg halten, aber in manchen Berufen ist es nicht von Vorteil wenn man damit hausieren geht. Ich spreche nicht vom Verleugnen, aber zwischen Verleugnen und es jedem auf die Nase binden ist ein Unterschied.

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nefycee

-, Männlich

Beiträge: 94

Re: Rollenspiele und Persönlichkeitsentwicklung

von nefycee am 19.03.2015 08:15

joa...normale DSA Runde ne

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MsBookpassion

34, Weiblich

Beiträge: 41

Re: Rollenspiele und Persönlichkeitsentwicklung

von MsBookpassion am 31.05.2015 12:09

Ich schließe mich dem Reh und Xaveria an. 
Noch hat es bei mir nicht vollends *klick* gemacht und vieles fällt mir immer noch unfassbar schwer. Ich traue mich viele Dinge nicht und "Nein" sagen klappt oft sowieso nicht.

Aber trotzdem merke ich, dass ich durch die wenigen Runden die ich bisher spielen durfte, viel mehr zu mir selbst gefunden habe, als auf all den anderen Wegen die ich bereits versucht habe.
Pen&Paper gibt mir die Möglichkeit in Rollen zu schlüpfen, die so vielleicht überhaupt nicht zu mir passen. Ich kann ne nervige kleine Gnomin spielen, die andauernd wen ärgern will oder die einfach ein creepiges Geheimnis hat. Ich kann eine verschlossene, oft vorlaute Waldelfin spielen, die ihren eigenen Vater ermordet hat um Unrecht zu vermeiden und ich kann mich mit höher gestellten Leuten anlegen.
Ich bin von jetzt auf gleich eine Sidhe, eine Lady und muss politische Entscheidungen treffen. Ich verliere Freunde und gewinne neue Feinde.
Und durch all das... finde ich irgendwie auch meine Mitte und kann all das was ich im Rollenspiel ausleben kann, in manchen Situationen auch auf das wahre Leben übertragen. Und das tut wirklich gut.

Liebe Grüße, Jacky  

Liebe Grüße, Jacky 

MsBookpassion bei Youtube

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Taeron

32, Männlich

Beiträge: 533

Re: Rollenspiele und Persönlichkeitsentwicklung

von Taeron am 01.06.2015 00:42

Aargh! So viele kluge Worte! Die auch noch stimmen! ^^

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Trollchen

-, Männlich

Beiträge: 117

Re: Rollenspiele und Persönlichkeitsentwicklung

von Trollchen am 01.06.2015 06:45

Vielleicht hab ich zu früh angefangen,
um etwaige Auswirkungen auf die Charakterentwicklung fest zu stellen.
Oder aber das Rollenspiel war bloß der fließende Fortgang meines ohnehin sehr fantasielastigen Spielens?
Mir hat recht früh der Aufbau von beispielsweise Befestigungsanlagen im Spiel ebenso viel Freude gemacht,
wie das spätere Bespielen (auch wenn es vorkam, dass "der Film" in meinem Kopf schon durchgelaufen ist,
bis ich dann mal fertig mit dem Aufbau war und dann direkt wieder zusammen gepackt habe).

Und egal ob Schlümpfe, Star Wars Figuren oder Playmobil (oder was auch immer), die Figuren waren ja
auch alle Individuen, die auch mehr oder minder so bespielt wurden.
Vielleicht hab ich mich auch deshalb immer wohler in der Rolle des Weltenbauers als der des Spielers eines
einzelnen Charakters gefühlt

Das Spielen fand aber halt immer unter Freunden bzw. der Fantasie statt und so waren dann doch Dinge wie Außendienst o.ä. eher hilfreich, da eigene Hemmschwellen zu überwinden und tatsächlich Dinge zu tun, die einem zuwider waren.
Vermutlich auch, weil es eben kein Spaß war.

Aber vermutlich hilft es wirklich dabei, den eigenen Blickwinkel auf Dinge zu verändern, sich in Menschen hinein zu versetzen und alternative Sichtweisen zu gewinnen.

"Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."

Marie von Ebner-Eschenbach

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