An alle Träumer da draußen...
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Re: An alle Träumer da draußen...
von La_Cipolla am 07.12.2015 10:28Sorry, wir sind ein bisschen in theoretisches Geblabbel abgerutscht. ^^
Die kurze Antwort ... Natürlich kann man auch ohne Regeln wunderbar rollenspielen oder einfach kooperativ Geschichten erzählen. Da gibt es ja auch ganze Communities für. Aber die Leute, die rollenspielen, wollen tendenziell einen Zufallsfaktor, und meistens auch noch ein bisschen mehr als das. Sie wollen praktisch Regeln, die sie beim Spielen unterstützen. Beispiel: Wenn du einen Magier spielen willst und ein Spiel keinen Magier anbietet, ist das Spiel für deine Ansprüche schlecht. Natürlich kannst du dir Magierregeln ausdenken, aber du kannst auch einfach ein besseres Spiel (für deine Ansprüche) spielen. Und das kann man beliebig fortsetzen. Wenn du einen schwächlichen Zuckerbäcker spielen willst, ist D&D bekanntlich ein schlechtes Spiel für dich, weil es darauf ausgelegt ist, typische Fantasy-Helden zu spielen, die auch in einem Kampf etwas reißen können. Wenn du eine megageile Tortenback-Technik entdeckst, kann dir ein Spielsystem helfen, indem es dir Regeln für sowas gibt. Muss das alles sein? Nein, natürlich nicht. Der Übergang zwischen "einfach nur erzählen" und Regeln benutzen ist in diesem Hobby ja meistens fließend. Aber viele Leute haben Probleme beim Rollenspiel, etwa unterschiedliche Vorstellungen am Spieltisch ("Müssen wir jetzt wirklich DIESE Regel benutzen?!"; "Der Magier ist zu stark!"; "Och nö, wieder zwei Stunden lang kämpfen!"). Das passende Rollenspiel kann helfen, sowas zu verhindern. Dazu kommt, dass Rollenspiel eben nicht nur "eine Rolle einnehmen"/"eine Geschichte erzählen" ist, sondern auch ganz eindeutig "Spiel" sein kann. Viele Leute wollen diesen "Spiel"-Aspekt, also taktische Entscheidungen, Nervenkitzel beim Würfeln, ein gutes Gefühl beim Aufleveln des Charakters, solche Sachen. Wenn dem nicht so wäre, würden wir einfach alle am Feuer sitzen und uns gemeinsam eine Geschichte erzählen. Das ist also nicht alles nur ein Mittel zum Zweck, sondern oftmals auch Selbstzweck. Und wenn die Leute Spaß daran haben (und das Spiel oftmals sogar so gedacht ist), wieso sollte man etwas dagegen sagen?
Los Muertos, ein Rollenspiel mit Skeletten - Inklusive Thread am Nerdpol!
Re: An alle Träumer da draußen...
von Magellan am 07.12.2015 11:29Das is völlig richtig, aber bietet net d20 so ziemlich alle Basics? Und kann mer net da sogar nen Zuckerbäcker spieln (Craft oder Profession oder wie der Skill heißt... Perform?)? Nee, ernsthaft: In DSA (darum gings ja wohl) gibts soweit ich weiß auch keine Sonderfertigkeit dafür, die dich im Spiel weiterbringt! Kann des grad net beweisen, aber hat net deswegen ein gewisser Herr aus der Redaktion gesagt, dass in DSA5 "spielrelevante" Talente (wie Selbstbeherrschung) teurer werden sollen als eben solche wie Zuckerbäcker?
Magellan
Re: An alle Träumer da draußen...
von La_Cipolla am 07.12.2015 12:17Universalsysteme sind natürlich was tolles, aber sie sind halt auch Allrounder: Sie können alles so ein bisschen, aber nichts wirklich optimal, eben weil sie möglichst viele Bedürfnisse abdecken müssen. Wenn das Designziel heißt "Damit kann man alles spielen!", können die Regeln nicht sonderlich spezifisch werden, also auch nicht sonderlich "passend" für spezifische Runden und Situationen. Dazu haben sie meistens einen impliziten oder explizten Fokus. d20 ist da schon ein gutes Beispiel, weil es sich ziemlich stark auf Kampf fokussiert. Wenn es bspw. um ein Spiel geht, indem nicht gekämpft oder getötet wird (bspw. ein politisches Rollenspiel im EU-Rat), wozu muss ich wissen, wie viele Lebenspunkte ich habe? Wo kriege ich passende Klassen her? (Oder sind dann einfach alle Schurken? Auch irgendwie doof.) Also wie gesagt, es geht natürlich, und ich würde auch nie etwas dagegen sagen, solche Spiele für alles mögliche zu benutzen. Aber es gibt mit Sicherheit auch passendere Systeme, für was auch immer man gerade machen will. ^^
Ob sich der Aufwand lohnt, so ein Spiel zu suchen und sich einzulesen? Das muss man dann selbst entscheiden.
Bei DSA kommt auch echt diese Mainstream-Sache zum Tragen. Manche Fans wollen einen Zuckerbäcker spielen, andere finden es lächerlich. Und trotzdem muss Ulisses beide Gruppen zufrieden stellen, um weiterhin gut ihre Bücher verkaufen zu können. Deshalb wirkt DSA dann manchmal auch so widersprüchlich in mancherlei Hinsicht. (Gäbe natürlich auch andere Geschäftsstrategien u.ä., aber das sei jetzt mal außen vor gelassen, sonst sind wir ganz woanders.)
Um mal zum Thema vom Anfang zurückzukommen: Ja, die Professionalität kann ein Spiel sicherlich auch schlechter machen. ^^ Ist ja in Hollywood und bei anderen Medien nicht anders. Aber ich wäre vorsichtig, das zu einer einfachen Gleichung (professionell = schlechter) zu machen, da zählen schon viele Sachen mit rein. Gerade einige Indie-Rollenspiele wie Fiasco oder Fate sind ziemlich erfolgreich in den letzten Jahren, und zwar auch wegen ihrer Professionalität.
Los Muertos, ein Rollenspiel mit Skeletten - Inklusive Thread am Nerdpol!
Re: An alle Träumer da draußen...
von Magellan am 09.12.2015 12:02Naja, auf diesen Satz hin hab ich halt d20 vorgeschlagen! Ich denk, für ein "politisches Rollenspiel im EU-Rat" kann mer auch n Universalsystem nehmen, KA, mei Bruder hat sich des GoT-Rollenspiel kauft, gibts da net Regeln für sowas? (Is auch nur n Beispiel, des ich halt kenn, KA, gibt wahrscheinlich zig dazu...)
Und zu der Frage am Anfang : Ich bin mir immer noch ner sicher, ob wir schlüssig dargelegt haben, dass Rollenspiele ÜBERHAUPT professioneller worden sind! So wie ich des seh, sind Rollenspiele (und zwar inhärent) Sachen, zu denen Begriffe wie "casual" oder "common" passen! Weil halt, KA, Rollenspiele kei Produkte sind, die von Firmen für Firmen produziert werden! Sondern für des heimische Wohnzimmer (oder den verranzten Kellerraum, um mal bei den Klischees zu bleiben )!
Magellan