Experiment "Hannibal"

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Zarathustra
Gelöschter Benutzer

Experiment "Hannibal"

von Zarathustra am 13.10.2013 22:26

Im Kultfilm "Das Schweigen der Lämmer" geht es im wesentlichen darum, dass eine junge FBI-Anwärterin einen Serienmörder jagt. Dies tut sie ausgerechnet mit Hilfe eines anderen Serienmörders. Ich mache mir derzeit Gedanken, ob man das als Spielmotiv in die World of Darkness oder die neue World of Darkness im Speziellen übernehmen könnte.

Natürlich wäre es etwas plump sich an dem Film (bzw. den Filmen) entlangzuhangeln. Auch habe ich schon eine etwas ähnliche Erfahrung gemacht. So hatte meine Vampire Runde (Masquerade) als Neulinge in einer Stadt damit zu tun dem Ältesten der Malkavianer zur Hand zu gehen. Dieser war Chefermittler der örtlichen Mordkommission und arbeitete an einer Mordserie, die immer mehr Details gewann, die die Maskerade zu tangieren begannen. Der gute stellte sich am Ende selbst als Täter heraus.

Ich habe nun aber eine ganz andere Idee, die ich hier kurz vorstellen möchte. Zuvor möchte ich noch kurz erklären, warum ich diesen thread nicht markieren werde, obwohl ich andernorts dazu angeregt habe dies zu tun. Ich werde mich im Niveau der Darstellung auf folgende Bücher beschränken, bei denen ich davon ausgehen muss, dass jene, die daran Anstoß nehmen, in einem WoD-Unterforum ohnehin deplaziert sind:





Explizite Inhalte, die ich für verstörend halte, werden stark abstrakt dargestellt, in etwa wie in einem Märchen. Denn in Märchen werden teils grausamste Akte unmenschlicher Handlungen beschrieben. Jedoch in vielen so, dass es von der Gedächtnis- und erfahrungswelt des Adressaten abhängt, was dieser für sich daraus macht. Deshalb muten wir diese auch guten Gewissens schon kleinen Kindern zu (Rotkäppchen, Froschkönig, Schneewittchen usw usw usw...). Alles was ich über Charakterhintergründe und dergleichen verraten werde, werde ich als abstrakte und verworrene Darstellung eines lyrischen Ichs veröffentlichen. Wer dann konkreteres dazu erfahren möchte, der ist dazu angehalten mich persönlich per PN zu kontaktieren. Ich werde dann kurz mit der Person klären, was man ihr zumuten kann, oder eben nicht und danach individuell entscheiden welche Informationen ich in welcher Form weitergebe.

Den Anfang wird aber erst einmal die Beschreibung der Grundidee machen. Diese könnte so auch auf einer "Die drei ???" Kassette zu finden sein. Zudem überlege ich, ob es eventuell interessant sein könnte diese als Generalkonzept für ein kleines eigenständiges Rollenspielsystem zu nehmen, worauf ich vielleicht irgendwann später oder aber auf Nachfrage gerne noch einmal eingehen werde.



Man stelle sich eine große Stadt vor, in der mehrere Mordserien gleichzeitig die Polizei in Atem halten. Man stelle sich vor, einige der Serienmörder würden sich persönlich kennen. Man stelle sich vor, es gäbe einen Treffpunkt für sie, wo sie eines Tages erfahren, dass einige Mitglieder ihrer zwielichtigen Gemeinschaft ... einem Mord zum Opfer gefallen seien. Macht etwa jemand Jagd auf die ehemaligen Jäger, die sich bislang so sicher fühlten? Und wenn ja, wer könnte wissen, wen er sich vorzunehmen hätte? Vielleicht ein Maulwurf? Und welche Rolle spielt der Gastwirt, der die illustre Runde dereinst ins Leben gerufen hat?


Falls sich jemand zu Kommentaren oder Fragen hingerissen fühlt bitte ich um PNs. Wenn derlei öffentlich stattfinden soll, dann bitte ich Erstens um Achtsamkeit und zweitens um die Eröffnung eines Diskussionsthreds.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 13.10.2013 22:30.

Zarathustra
Gelöschter Benutzer

Re: Experiment "Hannibal"

von Zarathustra am 14.10.2013 17:38

Aus den Tagebüchern des Jeremia Thornton:

"Als es das erste mal geschah war ich schockiert. Mit Notwehr hatte das nichts mehr zu tun gehabt, aber das spielte auch keine Rolle mehr. Ich hatte versucht mich einzumischen, ein Wort gab das andere, die alte Frau ging ihrer Wege und ich spürte den Stich in meinem Bauch. Dann ging alles furchtbar schnell. Ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen und tief aus meinem inneren löste sich ein erstickender Schrei, der zu einem gurgelnden Brüllen anwuchs. Als ich später mit blutigen Händen wieder zu mir kam, war ich der einzige Lebende an der Haltestelle 42. Die Wunde in meinem Bauch war verschwunden, von meinem T-shirt war nicht genug übrig, um es auf Einstichspuren zu untersuchen.

Die Wochen vergingen und ich konnte allmählich dem Drang immer schlechter widerstehen, mich bewusst in gefährliche Situationen zu begeben. Ich weiß nicht, was aus mir geworden ist, aber ich genieße es, wenn es passiert. Und ich werde dafür sorgen, dass es noch oft passiert. Ich bin unverwundbar."

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Zarathustra
Gelöschter Benutzer

Re: Experiment "Hannibal"

von Zarathustra am 15.10.2013 11:29

Aus den Tagebüchern des Jeremia Thornton:

"Ich gebe jetzt einmal die Woche meinem Drang nach. Immer wieder ist zu lesen, dass die Polizei von einer weiteren Serie ausgeht. In einer Zeitung entdecke ich sogar ein Bild von mir. Man fahndet. Angeblich sei ich an mehreren Tatorten gesehen worden, man erhofft sich von mir Aussagen über die Unglücksfälle. Mich reizt es selbst zu erfahren, was dort geschehen ist, wo ich mich meiner Lust völlig hingegeben habe, denn bislang ist es mir nicht gelungen auch nur ein einziges klares Bild zu fassen.

Die Beamten sind sehr freundlich, fragen mich, ob ich psychologische Hilfe in Anspruch nehmen wolle, ich müsse ja schreckliches gesehen haben. Ich verneine und gebe zu Protokoll, dass ich mich selbst kaum an etwas erinnern kann. Sie zeigen mir die Überwachungsbänder aus dem Bahnhofsrestaurant, in dem ich Streit mit den Russen angefangen habe, aber irgendetwas stimmt nicht mit ihnen. "Sehen sie, hier geraten sie mit den Herren aneinander, aber dann gleich, nichts mehr zu erkennen! Was zur Hölle ist da nur losgewesen?" Die Bilder sind in meinen Augen klar und erschreckend. Aber sie geben Aufschluss. Der erste Schlag ins Gesicht, ich krümme mich, verforme mich, wachse. Und alle anderen versuchen nur noch zu rennen. Die ersten beiden schaffen es nicht.

Ich trinke meinen Kaffee aus, bedanke mich, sage, dass es mir leid täte, aber ich könne nichts beitragen. Man hat eine Visitenkarte für mich: Dr. Psych. Malkovitz. Er sei gut, sagen sie mir, vielleicht etwas eigen. Seine Öffnungszeiten verwundern mich." 

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Zarathustra
Gelöschter Benutzer

Re: Experiment "Hannibal"

von Zarathustra am 16.10.2013 12:41

Aus den Tagebüchern des Jeremia Thornton:

"Die Sitzung bei Dr. Malkowitz war höchst befremdlich. Ich tastete mich langsam vor, während dieser wahnsinnig grinsende alte schlacksige Mann mit schlecht gespieltem osteuropäischem Akzent einfach nur dasaß und mich anstarrte. Ich erzählte ihm erst von Kontrollverlusten, von unterdrückten Aggressionen, einer perfiden Freude an Gewalt und allem, wovon ich dachte, dass es einen Psychologen interessieren könnte. Zwischendurch stutzte ich immer wieder kurz verwundert, wenn es zu offensichtlich war, dass dieser Irre ohne auf sein Blatt zu schauen einfach nur völlig ungezielte Bewegungen mit seinem kratzenden Stift machte. "Keine Sorge!" sagte er. "Lassen sie sich von mir nicht ablenken. Ich mache mir nur Notizen. Immer frei heraus!" Das Schauspiel wiederolhte sich 4mal. Als ich wieder Wut in mir ansteigen spürte und ihm das, was ich wirklich wusste, ins Gesicht schreien wollte, fing er plötzlich an wie ein Wahnsinniger zu lachen. Er drehte seinen Block langsam um und offenbarte mir eine nahezu perfekte Zeichnung dieses Bildes vom Überwachungsvideo, das sich in meinen Kopf gebrannt hatte. Das Gesicht der Bestie, die in mir schlummerte. Ich saß da wie versteinert, während der Doktor den Block wieder umdrehte, mich weiterhin fixierend blind eine Adresse auf das Blatt kritzelte, es abriss und mir hinhielt. "Ich kann ihnen diese Selbsthilfegruppe nur empfehlen. Und wenn es nichts bringt, dann können sie sich dort immer noch betrinken. Das ist allgemein die beste Lösung. Alles eine Frage der Dosierung."

Ich griff mit zitternder Hand nach dem Zettel und stürmte aus der Praxis, ohne noch einmal über die Schulter zu blicken. Mir wurde langsam klar, dass ich ein wirklich unüberschaubares Problem hatte. Aber was auch immer mich plagte, der arme Alte war definitiv schlimmer dran."

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