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Zarathustra
Gelöschter Benutzer

Re: [ VtM Sabbat-Chronik ] - erstmal rantasten...

von Zarathustra am 19.09.2013 18:00

Ich glaube da klang ich etwas krass, was die Mitspielerauswahl angeht. Ich brauche keine absoluten Experten des Backgrounds, ich brauche erstrecht keine super Regelexperten. Diese Leute würden sich bei mir wahrscheinlich sogar eher ärgern, da ich nur mit sehr schlanken Regeln spiele und mir den Hintergrund, da wo er mir nicht schmeckt (GEHENNA! wtf?) einfach zurechtbiege.

Gewünscht wäre folgendes:

- ihr solltet schon mal irgendwann eine Runde Vampire gespielt haben. Egal ob Camarilla, Anarchen oder Sabbat. Und das solllte euch bestenfalls gefallen haben 
- ihr solltet keine Probleme mit Gewaltdarstellungen haben
- ihr MÜSST in der Lage und Willens sein euch in sehr entmenschlichte und teils recht bestienhafte Geschöpfe hineinzudenken. Menschlichkeit als Pfad halte ich für ungeeignet, es sei denn man wünscht einen schnellen Niedergang. Man sollte also bereit sein sich auf einen alternativen Pfad einzulassen

- es ist KEINE vertiefte Regelkenntnis vonnöten! Ihr solltet das Grundprinzip kennen und schon einmal einen Charakterzettel gesehn haben. Zudem wäre es schön wenn ihr ein par 10-seitige Würfel besitzten würdet. Das ist echt schon alles. Darüber hinaus kann ich als Spielleiter gerne anleiten denn die Charaktere werden ohnehin zusammen generiert und die Proben sage ich an. Zudem ist für mich ein Vampire-Abend dann gelungen wenn man so sehr im Charakterspiel ist, dass nur sehr selten gewürfelt wird.
- Es ist KEINE explizite Kenntnis bezüglich des Sabbat nötig! Ich werde da vor Beginn sowieso für die Teilnehmer noch einmal einen kleinen Crashkurs geben 

- ihr solltet unbedingt Bock auf gelegentlichen Mindfuck haben!
- ihr müsst unbedingt spielen können ohne euch auf einer Railroad zu bewegen



Ausgewählt werden die Spieler die Interesse haben nach einem kurzen Gespräch, bei dem ich einfach ein wenig horchen möchte, ob die Leute erstens bereit sind sich auf meine Art des Spielleitens einzulassen und in dem ich zweitens nochmal abkläre was für die Spieler explizit geht und was nicht. Dann werde ich einfach schaun ob es passt und ob ich Leute finde die dazu passen. Wer schon konkrete Ideen hat, der darf sich gerne einbringen, wer noch nicht recht weiß, den nehme ich auch gerne etwas an die Hand


Bin aber schonmal erfreut, dass überhaupt Interesse besteht!


Die Vorbereitung geht momentan auch wie von alleine. Die groben plots standen nach einer halben Stunde... Jetzt geht es darum eine geeignete Stadt zu finden und fleißig NSC zu bauen (wie ich mich kenne wahrscheinlich wieder locker 50 ^^)            

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plastikloeffel

33, Männlich

Beiträge: 602

Re: [Little Fears] 3-4 Spieler gesucht

von plastikloeffel am 19.09.2013 17:36

klar, dann habe ich schonmal alle zusammen =)

und daran ist nur Dennis schuld!
und dann kommt Backfish mit der Streckbank!
Man findet mich auch auf youtube & twitchInstagram & twitter & deviantart

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BahnausSee
Gelöschter Benutzer

Re: Drama: "Die Räuber"

von BahnausSee am 19.09.2013 16:58

ich hab ein bisschen theater erfahrung und in meinen augen ist es sehr schwer (und manchmal auch gefährlich) in dramen ZU viel zu interpretieren.
vorallem die klassischen werke der großen deutschen dichter und denker sind meist so gehalten, dass die charaktere stereotypen darstellen. und das auch bewusst sein sollen.
meist haben diese figuren einen bestimmten charakterzug oder passen in ein bestimmtes schema (franz = aufklärung).

natürlich kann man aber mit moderneren herrangehensweisen die charaktere etwas genauer in augenschein nehmen.
so kann franz z.b. nicht nur der stereotyp psychopath sein, sondern durchaus auch ein mensch.
psychologisch gesehen ist sein verhalten nämlich schlichtweg das, des kleineren bruders.
vernachlässigung, neid, gier, wut, egoismus das passt alles zusammen und würde sein verhalten besser erklären.

wie gesagt ist es aber so: es steht nicht im drama. schiller hat es nicht in den off geschrieben, vllt hat er es sich auch so gedacht, aber man weis es nicht. und es spielt auch nur marginal rolle für das stück an sich.

im allgemeinen also: pass auf, dass du nicht zuviel in die figuren interpretierst.


(zusatz: das gilt hauptsächlich für klassische dramen, in modernen sieht die sache wieder ganz anderst aus. bei "Warten auf Godot" z.b. kann man garnicht genug in die figuren reinlesen [und da ist es auch beabsichtigt])

Antworten Zuletzt bearbeitet am 19.09.2013 16:59.

BloodyAngel

27, Weiblich

Beiträge: 152

Re: [Little Fears] 3-4 Spieler gesucht

von BloodyAngel am 19.09.2013 16:51

Soll das Team Blue auch schon machen? 

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SvenOdinsson

36, Männlich

Beiträge: 10

Re: [Modifikation] Der Gaukler von Jusa inkl. Spielbericht

von SvenOdinsson am 19.09.2013 16:20

Hallo liebe Leute!

Bitte entschuldigt, dass ich bis dato noch kein Spielbericht liefern konnte. Die Universität nahm mich in den letzten Wochen etwas stärker in Beschlag als ich es vorher erwarten konnte. Nunja, das schlimmste ist überstanden und der Moloch Bürokratie sollte in wenigen Wochen mein Abschlusszeugnis liefern. Ein Anlass hier ein kurzes Lebenszeichen von mir zu geben.

Der Spielbericht ist in Arbeit und sollte in den nächsten Tagen fertig werden. Als Germanist konnte ich es mir nicht nehmen, ihn ein wenig erzählerisch-prosaisch zu schreiben. ^^
Gerne würde ich euch auch die angefertigten Handouts via PDF-Scan zur Verfügung stellen. Vielleicht ist es ja möglich, hier eine kleine Handout-Datenbank ins Leben zu rufen.

Hier nun endlich der Spielbericht.

Spielbericht vom 07.09.2013

 

Szenario: Der Gaukler von Jusa (modifiziert)

Spieleranzahl: 4

Charaktere:

  • Heinz Zütze (Profigolfer)
  • Fritz Haber (Chemieprofessor)
  • Edgar Klumpfuß (ehm. Marinesoldat, jetzt Seemann)
  • Bodo Buddler (Totengräber)

Dauer: ca. 3 ½ Stunden

Modifikation:

  • Wahrsagerin Amdjeru
  • Ortswechsel von Tübingen nach Detmold (Andreasmesse)

Als Spoilerschutz wurde die Textfarbe verändert. Zum Lesen bitte Text markieren.

Anfangs seien diesem Spielbericht wenige Zeilen über die Gruppenkonstellation vorangestellt. Bei dieser Cthulhu-Runde handelt es sich um eine sehr neue. Allen Spielern ist das Universum und Gedankenkonzept nach H. P. Lovecraft grundlegend durch Brettspiele wie „Arkham Horror" und „Mansion of Madness" bekannt, sodass sie bereits um die Gefahr, die besonders bei einer direkten Auseinandersetzung mit Wesenheiten und Phänomenen des Mythos besteht, wissen. Es erleichterte die Regelerklärungen und die atmosphärische Einbettung ebendieser in das Spielgeschehen um Einiges.

Die Männer haben es sich zu Beginn des Szenarios auf den Bierbänken der Detmolder Andreasmesse gemütlich gemacht und tauschten sich über ihre beruflichen Werdegänge aus. Inhalte, die in einer kurzen Vorstellungsrunde vor dem eigentlichen Spielbeginn ausgetauscht wurden, konnten so noch einmal im Spiel selbst von den Spielern gefestigt und vor allem in die Rahmenhandlung eingebettet werden. Schnell ergaben sich auf diesem Wege Sympathien und Freundschaften zwischen den Ermittlern. Es entstand alsbald eine sehr angeheiterte Stimmung. Die Männer teilten sich in zwei Gruppen á zwei Personen auf und erkundeten die Angebote des Jahrmarktes. Die Interaktion zwischen Angebot und Charakter funktionierte wunderbar, wodurch die zentralen Regeln von Cthulhu geradezu spielerisch verinnerlicht wurden.

Eine der beiden Gruppen wendete sich rasch der Wahrsagerin zu, die – wie erwartet – per Definitionem eine größere Anziehungskraft auf die Spieler auszuüben schien, als es bei dem Spiegelkabinett anfangs der Fall war. Diese mythische Grundkonnotation wurde durch die ägyptischen Hieroglyphen verstärkt, die über dem Eingang des Zeltes angebracht waren und natürlich von keinem der Ermittler ad hoc übersetzt werden konnten. Fleißig notierten die Spieler die unsichere Beschreibung mit, die sich ihrem ungeübten Auge für Altphilologie zeigte. „Es könnte ja nützlich sein." – Eine Grundhaltung, die besonders für den investigativen Teil exzellent von Meisterseite aus kanalisiert werden sollte. Die Wahrsagerin innerhalb des Zeltes überraschte die Bodo und Fritz sichtlich, als sie sich als lasziver, ägyptischer Vamp präsentierte, die weder mit Selbstbewusstsein, noch ihren Reizen geizte. Prompt versuchte sie den Charakteren Liebestränke oder Zukunftsschauen zu verkaufen. Auf letzteres ließ sich Bodo Buddler ein, bekam allerdings nur sinnentleerte und allgemeine Aussagen über eine „drohende Gefahr". Es war beiden sehr schnell klar, dass es sich bei der jungen Frau offensichtlich um eine Scharlatanin zu handeln schien, doch war eine Grundskepsis hervorgerufen. Diese ließ sich nicht zuletzt wegen des „auffällig großen Spiegels mit orientalischer Verzierung" keinesfalls von Seiten der Spieler wegargumentieren. Genau dieser leichte, innere Zwist ist die Art nuancierter Ablenkung, die die Erscheinung des Gauklers etwas abschwächen sollte.

Nach der Begegnung mit der Wahrsagerin hatten die Spieler bisher nur zwei weitere Attraktionen ausprobiert, namentlich das Armdrücken und die Schießbude. Das erschien etwas unbefriedigend, sodass von Meisterseite der Entschluss getroffen wurde, die Spieler noch weiter in die Jahrmarktatmosphäre einzubetten. Aus diesem Grunde wurde der Blick von Heinz Zütze, der sich von der Gruppe separiert hatte, auf ein weinendes Mädchen gezogen, das vor einem windigen Hütchenspieler stand. Heinz erkundigte sich nach dem Befinden des kleinen Kindes und erhielt prompt die Information, dass dieses sein ganzes Taschengeld von 5 Reichsmark an den Schausteller verloren hätte. Als Person des öffentlichen Interesses fühlte er sich natürlich dazu berufen, dem kleinen Mädchen zu helfen und wollte das Geld des Kindes zurückgewinnen – und versagte zwei Mal. Von dem Schausteller verlacht und sichtlich vor dem Mädchen gedemütigt, suchte er Rat bei der übrigen Gruppe. Edgar grübelte und kam auf die Idee, dass das kleine Mädchen auf Grund ihres Alters eigentlich kein Glückspiel hätte betreiben dürfen. Mit diesem gesetzlichen Rückhalt machte sich die Gruppe auf den Weg zum Hütchenspieler und überredete ihn unter Androhung, die örtliche Gendarmerie auf sein Treiben aufmerksam zu machen, dem Mädchen 5 Reichsmark „plus Entschädigung" zurückzugeben. Er ließ sich darauf ein und die Gruppe gewann das Vertrauen des Mädchens, das die Charaktere in kindlichem Eifer noch zu dem Loseziehen und Kettenkarussell zog. Offensichtlich allein auf dem Festplatz herumlaufend, entwickelten die Spieler ein hohes Verantwortungsbewusstsein für das Kind.

Nachdem auch das Kettenkarussell für das Mädchen uninteressant geworden war, war es Zeit, das Geschehen auf den Antagonisten dieses Szenarios zu lenken. Das Kind nahm seinen „Helden" Edgar, der in letzter Instanz das Geld des Mädchens zurückgefordert hatte, bei der Hand und zog ihn - sichtlich genervt - zu dem Marionettenspiel. Die Antipathie, die sich mittlerweile gegen das Mädchen formierte, schlug ein weiteres Mal in einen Schutzreflex um, nachdem alle Kinder völlig schockiert nach der Erzählung des Gauklers zu weinen begannen. Die Stimmung war in wenigen Minuten umgeschlagen. Empfanden die Spieler das Kind zunehmend als nervtötend, kümmerten sie sich nun rührend und konnotierten diesen Charakter nunmehr mit Mitleid. Zeit, die Mutter auf die Spielfläche zu rufen, die sich tausendfach bedankte. Es wurde deutlich, dass das Mädchen ausgebüxt und nicht allein auf den Jahrmarkt geschickt worden war. Die Erleichterung schlug kurz danach in Verachtung und Unverständnis um, was sie dem Gaukler sichtlich zu spüren bekommen ließen. Dieser hüllte sich jedoch auf Fragen, wie er hieße und wo er diese Geschichte gehört habe, in verworrene Antworten. Während dieses Gesprächs fiel Bodo auf, dass der Gaukler bei genauerem Hinsehen irgendwie eine amorphe Gestalt unter seinem Trenchcoat besaß, kommunizierte diese Information jedoch nicht. Die Befragung des Gauklers verschärfte sich, konnte jedoch mit Freikarten in das Spiegelkabinett entschärft werden, die die Charaktere aus den „langen und ausgezehrten Fingern" des Gauklers erhielten.

Skeptisch nahmen die Charaktere die Freikarten an und betraten das Spiegelkabinett. Hier angekommen wurden sie mit den üblichen Verzerrungen konfrontiert, die sich nach tieferem Vordringen in das Zentrum des Zeltes weiter pervertierten. Fritz fiel die physikalische Unmöglichkeit dieser Darstellungen auf, hielt allerdings die Kontenance. Sein sachlich-professorales Herangehen an diese merkwürdigen Erscheinungen rief alsbald Spott und Hohn auf den Akademiker hervor. Der allgemeine Spaß auf Kosten von Fritz wurde jäh unterbrochen, als der Rädelsführer Edgar in einen weiteren Spiegel sah und sich als verquollene Masse erkannte, die von Mündern und Augen übersäht zu sein schien. Edgar, wie auch seine Mitstreiter waren über diese Anblicke zutiefst aufgewühlt, als jeder für sich ein abnormes Spiegelbild seiner selbst sah. Sichtlich erschüttert begaben sie sich rasch in die Mitte des Zeltes, wo sie den großen Bronzespiegel vorfanden. Fritz war in der Lage das Material als Bronze zu identifizieren, war jedoch bei jedweder weiteren geschichtlich-anthropologischen Kategorisierung überfragt. Bodo, der sich während seiner ruhigen Friedhofsstunden der Geschichte und Anthropologie zugewandt hatte, wusste Rat und konnte den Spiegel in den vorchristlichen Nahen Orient einordnen. Für die exakte Verortung nach Babylon reichten seine Kenntnisse jedoch nicht aus.

Edgar betrachtete den Spiegel genauer und erkannte das leicht verzerrte Gesicht des Gauklers, der den Zeigefinger auf seine Lippen legte und hämisch grinste. Edgar konnte die Fassung behalten, teilte seinen Begleitern jedoch nicht mit, was er gesehen hatte. Auf Verdacht schaute auch Heinz in den Spiegel, sah jedoch zu aller Verwunderung nichts, was Edgar innerlich noch weiter aufwühlte. Gerade als sich dieser dazu durchzuringen schien, seinen Begleitern von der übernatürlichen Erscheinung im Spiegel zu erzählen, brach außerhalb des Zeltes lautes Geschrei aus.

Ohne zu zögern ließ die Gruppe von dem alten Spiegel ab und eilten in Richtung Ausgang, den sie zielsicher dank der Orientierungsgabe von Edgar erreichten. Draußen angekommen präsentierte sich ihnen katastrophales Bild. Um das völlig außer Kontrolle geratene und mit Kindern vollbesetzte Kettenkarussell stand eine Unzahl von Menschen, die vor lauter Erschütterung wie paralysiert den Weg blockierten. Einzig die hilflosen Rufe des alten Betreibers drangen durch die Kinderschreie, die sich zugleich mit einem dumpfen metallenen Geräusch vermengten. Die Charaktere sahen, wie der Betreiber des Karussells versuchte, den Notfallhebel der Hydraulik mit Schlägen einer Rohrzange umzulegen. Ohne groß zu überlegen versuchten die Männer durch die Menschenmasse zu eilen, um dem Betreiber zu helfen. Einzig Edgar und Heinz konnten sich den Weg zum Karussell bahnen und begannen sogleich den Hebel umzulegen. Dies gelang anfangs auch, obgleich sie den Mechanismus nur zur Hälfte bewegen konnten. Ein weiterer Versuch schlug fehl. Plötzlich geriet das Fahrgeschäft völlig außer Kontrolle. Wenige Augenblicke später fing der Motor im Zentrum des Karussells Feuer und nötigte alle Umstehenden dazu, Abstand zu nehmen.

Im Folgenden überschlugen sich die Ereignisse. Hilflos mussten alle Umstehenden ansehen, wie sich die Rotation des Karussells beschleunigte und schließlich die einzelnen Gondeln geschossartig vom Hauptgerüst losbrachen. Die tödlichen Projektile suchten zahllose Opfer in den Reihen der Umstehenden und raubten dabei auch den jungen Insassen meist das Leben. Auch Bodo und Fritz sollten von einem derartigen Objekt bedroht werden. Augenblicke bevor die Gondel auf sie zusteuerte, erschien das kleine Mädchen in heller Auflösung vor ihnen. Ihre muttersuchenden Schreie verklungen allerdings alsbald, als sie von einer der herumfliegenden Gondeln begraben wurde. Wie paralysiert standen Bodo und Fritz vor jenem kleinen Körper, den sie noch zuvor über den Jahrmarkt begleitet hatten. Heinz und Edgar hatten sich bereits auf gemacht und versuchten die wenigen Überlebenden nach besten Wissen und Gewissen medizinisch zu versorgen. So gelang Edgar die Rettung eines kleinen Jungen, doch Heinz konnte nur noch mit ansehen, wie eine jüngere Frau ihr Leben in seinen Armen aushauchte. Es waren seit dem Unglück keine 15 Minuten vergangen, bis schließlich auch die Gendarmerie mitsamt des Roten Kreuzes auf den Platz der Andreasmesse eintraf und die Überlebenden umgehend zum Verlassen des Jahrmarktes anhielten. Versuche von Heinz, einen Gendarmen nach Informationen zu befragen, wurde von diesem harsch auf Grund der Situation abgewehrt.

Auf dem Weg zum Stadtkern ließ die Gruppe die schrecklichen Erlebnisse Revue passieren, als sie plötzlich auf einen alten, angetrunkenen Mann stießen, der offensichtlich völlig die Orientierung verloren hatte. Ohne zu zögern, boten sie ihm ihre Hilfe an. Nachdem er der Gruppe eröffnete, in der Gaststätte „Zum Cherusker" bei einer gewissen Frau Meyer seit mehreren Monaten zu wohnen, begaben sich sie unverzüglich auf den Weg. Während dieses überraschenden Zusatzspaziergangs schien der alte Mann in dunklen Erinnerungen zu schwelgen, in welchen er beständig von einer dunklen Macht berichtete, die ihn Zeit seines Lebens verfolgte. Dabei stieß er wiederholt die Wortfragmente „Zwei Schwestern, siebenfaches Leid, dreifach sei er verflucht" aus. Ein derartig mysteriöser Redeschwall ergoss sich über die vier Gefährten bis sie schließlich die besagte Gaststätte erreichten. Die Rezeption war nicht besetzt und so beschloss die Gruppe nicht weiter in das Gasthaus vorzudringen. Sie waren bereits im Herausgehen begriffen, als sie der alte Mann zurückhielt. Er habe etwas auf seinem Zimmer, etwas bedeutendes, das niemals in die falschen Hände geraten dürfte. Gespannt und skeptisch zugleich harrten die Vier aus bis sie schließlich eine schwarze Aktentasche aus dem Besitz des Mannes erhielten, der sich zugleich zurück in sein Zimmer begab und unter lautem Knacken offensichtlich mehrere Schlösser verriegelte. Die Gruppe beschloss daraufhin, den Koffer in der angrenzenden Kaffeestube des Gasthauses näher zu untersuchen. Als sie sich an einem der Tische des leeren Raumes niedergelassen hatten, trat wenige Augenblicke später eine ältere Frau auf die vier Männer zu. Sie stellte sich als Frau Meyer, die Besitzerin dieses Gasthauses, vor und erkundigte sich sichtlich irritiert nach der Herkunft der Männer. Geistesgegenwärtig stellte sich Heinz Zütze als bekannter Profigolfer vor, der hier in Detmold eine Unterkunft suche. Als Heinz von Frau Meyer näher gemustert wurde, war sie wie vom Schlag getroffen und stellte sich als glühende Anhängerin des Sportlers heraus. Tausendfach sich entschuldigend, bot sie den Herren die Zimmer zu einem „ostwestfälisch-lippischen" Sonderpreis an. Einzig der ortskundige Bodo wusste, dass Ostwestfalen niemals Sonderangebote derartig preisen würden und es sich hierbei wohl um den beschönigten Normalpreis zu handeln schien. Diese Information hielt er – aus ostwestfälischer Loyalität – natürlich für sich, besaß er doch selbst ein kleines Häuschen in Detmold und war somit diesem Angebot erhaben.

Mit der Vermietung dreier Zimmer war der Unternehmergeist der Meyerschen auch insoweit befriedigt, sodass sie die investigative Runde in dem Kaffeezimmer ihres Hauses genehmigte. Nun war es an der Zeit, sich dem merkwürdigen Koffer zuzuwenden. Die Gruppe musste schnell feststellen, dass ebendieser (der real den Spielern vorlag) mit einem Zahlenschloss mit einer dreistelligen Kombination verriegelt war. Nach kurzer Zeit des gemeinsamen Nachdenkens, kam Bodo auf die Idee, als Kombination 2-7-3 einzugeben, nachdem er sich an den repetitiven Singsang des alten Mannes erinnerte. Die Spannung stieg sichtlich, als plötzlich die Stille durch das mechanische Klicken der Riegel unterbrochen wurde. Die Tasche war geöffnet!

Die Aktentasche war mit Aufzeichnungen unterschiedlichster Art gefüllt. Als erstes stach den Männern ein verwittertes Buch in die Augen, das sich bei genauerer Betrachtung als „Realienbuch zum Gebrauch in den Volksschulen des Fürstentums Lippe" (ganz stolz: mein eigenes Exemplar von 1903 ^^) herausstellte. Als Bodo sich dem Büchlein näher widmete, fiel ihm ein Notizzettel entgegen, auf dem der alte Mann Zahlen und Worte notierte. Seiten 179, 180 und 194 waren mit Ausrufungszeichen und dem Schriftzug „Ursprung?" beschriftet. Die Seite 222 hingegen mit „Zeit à Staerke!". Als Bodo die Seiten aufschlug, fand er Kurztexte zu den Themenbereichen „Mesopotamien", „Syrien" und „Ägypten", aber auch dem „Mond" vor. Er verknüpfte diese Informationen mit jenen, die er im Zelt über den merkwürdigen Hauptspiegel im Kabinett sammeln konnte. Offensichtlich bestand hier eine Verbindung zwischen den Recherchen des alten Mannes und dem Objekt dieser Jahrmarktsattraktion!

Als weiteres Objekt stellte Heinz einen unvollständigen Zeitungsartikel der „Lippischen Landeszeitung" vom 28. November 1860 vor. Als Titelzeile ließ sich nur noch „Feuerhölle auf ...reasmesse" erkennen. Der einleitende Text verortete die beschriebenen Geschehnisse nach Detmold. Fritz wendete sich einer Schraffur, wie auch einem lateinischen Text zu, die er beide nicht übersetzen konnte. Er war allerdings in der Lage, die Darstellungen als zwei geflügelte Figuren, die auf zwei Scheiben thronten, während ein sichelförmiger Mond über ihnen stand, zu identifizieren. Edgar stellte schließlich eine Werbeschrift für eine Bilderausstellung im Detmolder Rathaus vor, in deren Rahmen mehrere Landschaftsmalereien eines örtlichen Künstlers ausgestellt seien wie auch eine mit Kreuzen markierte Karte des Deutschen Reiches, auf dessen Rückseite Jahreszahlen, Todesfälle und Todesursachen markiert waren. Ihm fiel prompt ein 10-Jahresrhtymus auf, der sich nach 60 Jahren offensichtlich in Detmold wiederholte, wo zuvor ein Märchenzelt angefüllt von Kindern ein Raub der Flammen geworden war.

Nachdem alle Informationen ausgewertet wurden und sich auf eine Gruppenteilung zwecks Recherche verständigt worden war, wurden alle Indizien zurück in den Koffer gelegt. Ehe dieser jedoch wieder verschlossen wurde, fiel Bodo ein kleiner Notizzettel auf, der aus einer unscheinbaren Seitentasche des Koffers ragte. „Emma um Geld bitten!" Die Gruppe war ratlos, wer Emma sein sollte und beschloss am nächsten Morgen Frau Meyer über den alten Mann zu befragen.

Die Nacht begab sich ereignislos und die Männer trafen sich zum gemeinsamen Frühstück in der Gaststätte „Zum Cherusker". Sie beschlossen, sich für die weiteren Nachforschungen aufzuteilen. Dabei verständigten sie sich auf die Verteilung, nach jener sie auch die Untersuchungsmaterialen am vorangegangenen Abend vorgestellt hatten.

Frau Meyer, bei der die Männer zuvor ihre Getränkewünsche aufgegeben hatten, begab sich laut wetternd und schimpfend an den Tisch und beschwerte sich offen über die schlechte Zahlungsmoral dieses „alten Nichtsnutzes", der im Zimmer 8 seit Monaten wohne und heute wohl offensichtlich wieder einmal seinen Rausch ausschlafe. Während sie den Kaffee servierte, nutzte Heinz die Gelegenheit, sie detaillierter über diesen Mann zu befragen. Neben den Empörungen konnten die Vier in Erfahrung bringen, dass er Seibel hieße und seit Monaten im Gasthof das Zimmer Nr. 8 bewohne. Seine Zahlungsmoral und Äußeres hätten in den letzten Monaten sehr gelitten, was sie auf „verschwenderische" Reisen in den nahen Orient und mehrere Reichsstädte zurückführte. Das Geld sei ihm wegen diesem „deplatzierten Luxus" ständig viel zu knapp, sodass er seine Cousine Emma beständig um welches bitten müsse, obgleich ihr Blumenladen auch nicht sonderlich viel nach dem Kriege dieser Tage einbringe. Als sie jedoch weiter auf die Familie Seibels eingehen wollte, stockte ihr plötzlich der Atem und sie begann sichtlich erschrocken den Kaffee zu servieren. Weitere Nachfragen wies sie vehement von sich und ging zurück in die Küche.

Nachdem die Männer die Diskussion um ihr weiteres Vorgehen abgeschlossen hatten, brachen sie auf, wurden jedoch auf Höhe der Rezeption von Frau Meyer angehalten. Es nähere sich das Monatsende und Seibel würde in der letzten Zeit immer aggressiver auf ihre Versuche, das Geld einzutreiben, reagieren. Als inbrünstige Anhängerin des Profigolfers Heinz Zütze richtete sie ihre Bitte, sich mit Herrn Seibel zu unterhalten, an ihn. Heinz und Frau Meyer gingen daraufhin kurzerhand die Treppe zum Zimmer Nr. 8 hoch und harrten vor der Tür aus. Versuche von Seiten Zützes durch Anklopfen eine Antwort zu erhalten schlugen fehl, sodass er irgendwann einen Blick durch das Schlüsselloch warf. Der Anblick mutete merkwürdig an, schien der Raum über und über mit einer roten Flüssigkeit beschmiert, die er in dieser Situation noch nicht als Blut interpretierte. Zur Sicherheit rief er seine Mitstreiter herbei, die auch sofort zu ihm aufschlossen. Auf erneutes Klopfen und Rufen schien Seibel nicht zu reagieren, weshalb Heinz Frau Meyer um den Generalschlüssel der Gästezimmer bat. Dieser wurde ihm beanstandungslos übergeben. Als er die Tür aufschloss und in das Zimmer trat, packte ihn der kalte Schrecken. Die rote Flüssigkeit war über und über im Zimmer verteilt und nur am großen Spiegel ausgespart worden. Reste menschlichen Gewebes lagen im Raum verteilt. Dieser Anblick raubte Heinz kurzzeitig den Verstand, sodass er zusammenbrach und instinktiv Schutz in einer embryonalen Haltung suchte. Dieser Vorgang blieb von den übrigen Männern natürlich nicht unbemerkt, weshalb Edgar und Fritz gleichsam in das Zimmer traten, dem Anblick allerdings widerstanden. Als sich Frau Meyer nach dem „Zechpreller Seibel" erkundigte, traten die beiden Männer aus dem Zimmer heraus, um die herannahende Frau zurückzuhalten. Fritz entgegnete ihr, dass Seibel spontan abgereist sei, worauf Frau Meyer einen Tobsuchtsanfall bekam und mit den Worten „OHNE MICH ZU BEZAHLEN?!" in den Raum stürmte, aus jenem sie auf Grund des Anblicks sofort rücklings wieder herausschlug und in Ohnmacht fiel. (Diese Stelle war einfach wunderschön. Ich musste sogar kurzerhand pausieren, weil sich alle nicht mit einbekamen ^^)

Fritz nutzte sogleich seine Kenntnisse der Ersten Hilfe, um der armen Frau wieder auf die Beine zu helfen. Edgar sprach gleichsam beschwichtigend auf die Dame ein und vermittelte ihr, dass etwas äußerst schlimmes mit Herrn Seibel geschehen sei, was die Anwesenheit der lokalen Gendarmerie unbedingt erfordere. Die drei übrigen Männer betraten das Zimmer und päppelten Heinz vorsichtig wieder auf. Kurz nachdem dieser jedoch wieder vollständig bei Bewusstsein war, schweifte sein Blick noch etwas verschwommen über den großen Spiegel, wo er eine Fratze erkannte, die eine Schweigegeste mit ihrem Zeigefinger auf den Mund ausführte. (Hier habe ich den Vorschlag des Regelwerkes eingesetzt, der mythosbezogene Visionen nach temporärem Wahnsinn erzählerisch schmackhaft macht) Der daraus resultierende, erschreckte Blick zum Spiegel brachte die gesamte Gruppe dazu, zum Spiegel zu sehen, der allerdings nur seine normale Reflektion des Raumes bereithielt. Edgar schaut nach diesem Ereignis jedoch Heinz eindringlich an, schien er sich doch nun sicher zu sein, dass ihm seine Sinne im Kabinett keinen Streich gespielt zu haben schienen.

Als die Gendarmerie wenige Augenblicke später im Gasthaus eintraf, wurde die Gruppe anfangs skeptisch betrachtet, geriet doch spätestens nachdem ihnen von Frau Meyer ein Alibi attestiert worden war, aus dem Blick der Fahndung. Höflich wurden die Männer gebeten, das Gebäude zu verlassen. Dieser Bitte der Beamten kamen alle vier auch umgehend nach und traten in das winterliche Detmold hinaus. Die Männer verabredeten ein Zusammentreffen im frühen Abend im Hause der Buddlers, da offensichtlich die Gaststädte „Zum Cherusker" bis auf weiteres als Übernachtungsmöglichkeit ausscheiden würde.

Bodo begab sich umgehend zu Seibels Cousine Emma, um sie über dessen biographischen Hintergrund zu befragen. Dort angekommen traf er Emma Seibel in ihrem Blumenladen an. Nachdem sich beide miteinander bekannt gemacht hatten, wurde Frau Seibel das Schicksal ihres Cousins mitgeteilt. Sichtlich erschüttert und doch die Kontenance haltend, schüttelte sie lediglich ihren Kopf und meinte, dass es früher oder später so hätte ausgehen müssen. Seine Reisen und dubioses Verhalten hätten schon seit Wochen nichts Gutes vermuten lassen. Es sei als hätte ihn seit dem Tod seiner beiden Schwestern auf der Andreasmesse vor 60 Jahren eine schwarze Wolke verfolgt, die von ihm Zeit seines Lebens nicht mehr gewichen wäre. Auf die Nachfragen Bodos, was auf der Andreasmesse passiert sei, antwortete Emma mit verschluckter Stimme, dass Seibel vor genau 60 Jahren als einziges Kind einem Brand auf der Andreasmesse entkommen sei, bei dem mehrere Kinder den Tod gefunden hatten – unter ihnen auch seine zwei Schwestern. Weiter erkundigte er sich, ob sich ihr Cousin in den letzten Wochen ungewöhnlich verhalten hätte. „Ungewöhnlich nicht", hieß es, „aber er wirkte mehr und mehr ausgezehrt und heruntergekommen. Wissen Sie... als ob er wochenlang nicht mehr in den Spiegel gesehen hätte." Dieser Aussage ließ Bodo innerlich erschaudern. War da nicht der Spiegel, der als einziges Objekt in Seibels Zimmer unversehrt vom Blut und menschlichem Überrest geblieben war? Bodo bedankte sich aufrichtig bei Emma und wünschte ihr alles Gute.

Fritz machte sich derweil auf zu dem Landesarchiv der Stadt Detmold, wusste er doch, dass dort ein langjähriger Freund nach dem Krieg und schwindenden Geldern eine Anstellung gefunden hatte, für die er als Orientalist völlig überqualifiziert war. Ein Schild vor dem verschlossenen Eingang wies ihn jedoch darauf hin, dass das Institut am heutigen Tage geschlossen sei. Glücklicherweise war die Wohnadresse der zuständigen Leitung, Herr Prof. Dr. Hauser, ebenfalls auf diesem Informationsschreiben vermerkt. So machte sich Fritz kurzerhand in die Krumme Straße 37 auf, wo er nach einmaligem Klingeln herzlich empfangen wurde. Nach einem kurzen Gespräch über Wissenschaft und Studienzeiten wurde Herrn Prof. Dr. Hauser sowohl die Schraffur als auch das lateinisch sprachige Manuskript überreicht. Letzteres konnte Herr Hauser nahezu fließend übersetzen und offenbarte Fritz somit eine kryptische Geschichte über einen König in Carcosa, einer schattenhaften Gestalt sowie zwei Gauklern, die seit ihrer Beschwörung im alten Babylon Wahnsinn und Tod mit sich brachten. Lachend winkte Hauser ab: „Wie abergläubisch doch diese alten Kulturen trotz ihrer hohen Entwicklung waren!" Fritz stimmte, um den Schein zu wahren, zögerlich in das Gelächter Hausers mit ein. Die positive Stimmung ausnutzend, überreichte Fritz zusätzlich auch die Schraffur zur weiteren Untersuchung. Hauser war in der Lage die Symbole als zwei geflügelte, wohl vergöttlichte Figuren zu erkennen, die über zwei spiegelartigen Portalen thronten, während der Mond über ihnen scheint. Die Übersetzung der „zweifelsfrei als Keilschrift zu erkennenden Zeichen" würde doch etwas Zeit in Anspruch nehmen. Einen Kaffee „mit akademischer Würzung" schlug Fritz jedoch aus, erinnerte er sich nur zu gut an die Kaffee-Schuss-Mischungen des ehemaligen Studienfreundes. Er zog es anstelle dessen vor, einen kleinen Spaziergang in Detmold zu tätigen, was Hauser natürlich mit Blick auf den fürstlichen Residenzstatus der Stadt zweifelsfrei nachvollziehen konnte.

Heinz betrat derweil die Hauptstelle der Lippischen Landeszeitung und konnte sich mit Leichtigkeit auf Grund seines Ansehens als öffentliche Person der deutschen Sportwelt Zugang zu den Archiven erbitten. In den Archiven stolperte er nach einiger Zeit über einen vollständigen Artikel ebenjenes Fragments, das die Gruppe in der Aktentasche auffinden konnte. Als er den Artikel las, eröffnete sich Heinz ein grausiges Schreckensszenario, das die Andreasmesse vor 60 Jahren erschütterte. Ein Märchenzelt, in welchem 22 Kindern jedweden Alters die bekanntesten Sagen und Legenden nahegebracht werden sollten, fing plötzlich Feuer und riss fast alle in den Tod. Der Artikel berichtete weiter von einem Jungen von 8 Jahren, der die „Feuerhölle" knapp überlebte. Weitere Artikel zu diesem Thema schienen nicht verfasst worden zu sein, jedenfalls fand Heinz keine weiteren relevanten Informationen, sodass er sich auf den Rückweg machte.

Edgar hatte sich derweil auf den Weg zum Detmolder Rathaus gemacht, um sich die Ausstellung der Landschaftszeichnungen näher anzusehen. Anfangs sah er augenscheinlich keinen wirklichen Nutzen, sich diesem Programmpunkt näher zu widmen, doch als er die farbigen Gemälde entlangschritt kam sein Blick plötzlich auf einer wesentlich trauriger anmutenden Schwarzweißzeichnung zum Ruhen. Als er dieses Bild näher betrachtete, erinnerte ihn das Motiv an die jüngste Andreasmesse hier in Detmold. Ein Blick auf die Bildunterschrift verriet, dass ihn seine Sinne nicht belogen hatten. Der Landschaftsmaler hatte in der Tat das Treiben auf der Andreasmesse von vor 60 Jahren festgehalten. Spielende Kinder, die in Ringelreihen tanzten, glückliche Pärchen an den Attraktionen, diverse Detmolder, die es sich einfach gut gehen ließen – die Stimmung schien gänzlich ungetrübt. Noch ehe Edgar von dem Bild ablassen wollte, stach ihm jedoch eine Gestalt ins Auge, die ihn erschaudern ließ. War das möglich? Auf der alten Zeichnung machte er eine Person aus, die dem unheimlichen Leierkastenspieler unverwechselbar ähnelte. Erschüttert trat Edgar auf die Straße, doch ehe er zurück zum Haus der Buddlers ging, entschied er sich, dem nun vereinsamten Jahrmarkt einen Besuch abzustatten. Als er das trostlose Gelände betrat, passierte er das Kettenkarussell, das als grausiges und verwüstetes Mahnmal im Zentrum des Festplatzes stand, dessen Boden mit Furchen der aufgeschlagenen Gondeln an einigen Stellen gleich einem Acker aufgepflügt war. Edgar beschloss in das Zelt der Wahrsagerin zu gehen, um dort nach dem Rechten zu sehen. Der Anblick war irritierend. Der komplette Zeltinhalt war völlig durcheinandergebracht – von der Wahrsagerin selbst keine Spuren. Im Zuge seiner Nachforschungen stieß er auf einen Brief, den die Jahrmarktsdame an ihre Schwester Katharina geschrieben hatte, die offenbar gemeinsam mit ihren beiden Eltern in Lemgo wohnte. Als Edgar ihn las, hatte er das Gefühl, ein Schuldgeständnis zu lesen. Liesel, wie der richtige Name der Wahrsagerin war, bereute offensichtlich ihr Leben als Scharlatanin, die sich durch das Spiel mit den Ängsten und Hoffnungen jener Menschen, die sich an sie richteten, ein angenehmes Leben erschlich. Doch etwas hatte sich scheinbar in den letzten Tagen verändert. Eingehend beschrieb sie ihrer Schwester alptraumhafte Nächte und ihr eigenes Spiegelbild, was sie seit jüngster Zeit nicht mehr schlafen ließe. Dieser nächtliche Terror scheint sich nochmals gesteigert zu haben, weshalb sie entschloss, zurück zu ihren Eltern und ihrer Schwester zu ziehen, denn irgendetwas lauere in den dunklen Ecken ihres Spiegels auf sie... Diese letzten Zeilen ließen Edgar zum großen Spiegel blicken, der – anders als alle anderen Gegenstände im Zelt – offensichtlich unverrückt an seinem Platz stand und doch war etwas anders an ihm. Als er näher an den Spiegel herantrat, konnte er merkwürdige Spuren auf dessen Oberfläche feststellen. Offenbar hatte jemand versucht, die Spiegelfläche zu zerstören, scheiterte jedoch an Ermangelung passenden Werkzeugs. „Jetzt reicht's!", stieß Edgar aus und marschierte geradewegs zum Spiegelkabinett. In der Mittagssonne zieht er wutentbrannt an den wenigen unerschütterlichen Schaustellern vorbei, die bereits wieder ihre ersten Gäste an ihren Buden empfingen. Als er den Eingang des Spiegelkabinetts erreichte, risse er den Vorgang zur Seite, die Hand bereits an der Luger in seiner rechten Jackentasche. Entgegen all seinen Erwartungen war das Zelt leer und erschien gleichsam wesentlich kleiner, als es die Männer während ihres letzten Besuchs empfunden hatten. Schockiert wankte Edgar zurück, machte Kehrt und begab sich stracks auf den Weg zum abgesprochenen Treffpunkt bei den Buddlers.

In der Zwischenzeit war Fritz erneut bei Herrn Prof. Dr. Hauser eingekehrt, um die Ergebnisse seiner Keilschriftübersetzung zu erfahren. Hauser war nun in der Lage, den abgepausten Gegenstand in das 1. Jahrtausend vor Christus und der Hochphase der Kultur Babylons einzuordnen. Sich in zwei großen Sesseln gegenübersitzend las Hauser, ein halbvolles Brandweinglas schwenkend, seine Übersetzung vor: „Wenn der Mond hoch steht am Himmel, wird ihre Macht offenbar und ihre Herrschaft beginnt." In dem Moment schlug die große Standuhr im Arbeitszimmer Hausers bedrohlich die dritte Stunde des Nachmittags. Als der letzte Glockenschlag verklungen war, schaute Hauser frustriert zum Fenster: „Ich habe die Wintermonate immer gehasst, es wird einfach viel zu früh dunkel." Dieser Ausspruch schien Fritz nahezu durch Mark und Bein zu gehen und forderte ihn zugleich auf, sich aus dem Sessel zu erheben. Eine Einladung auf ein weiteres Glas Brandwein ausschlagend, begab sich Fritz umgehend zurück zu der Gruppe.

Auf der Diele des Hauses „Am Kirchhof 2" hatten sich gegen 16 Uhr alle Männer eingefunden und tauschten die Ergebnisse ihrer Recherchen aus. Es stand außerfrage, dass Seibel offensichtlich der einzige Überlebende des schrecklichen Brandes, der auf der Andreasmesse vor 60 Jahren wütete, war und seither in seinem Leben etwas auf der Spur war. Dieses Etwas war augenscheinlich nach Jahren der mordenden Wanderschaft zurückgekehrt und hatte den Tod für weitere Jahrmarktsbesucher, aber auch den alten Seibel gebracht. Die Gruppe einigte sich darauf, dass zweifelsfrei der dunkle Gaukler nicht der war, für den er sich ausgegeben hatte. Er war etwas älteres, etwas Böses aus einem fernen Land und aus ferner Zeit. Edgar berichtete sachlich, dass er das Spiegelkabinett leer vorgefunden habe, die ganze Geschichte aber auch ganz natürliche Gründe haben könnte, die sich der Gruppe bis dato allerdings noch nicht erschlossen hätten. Fritz entgegnete, dass es offenbar zeitabhängig sei, wann sich die Macht des Gauklers entfaltete. Diese sei, laut den antiken Inschriften, an den Mond, bzw. die Nacht geknüpft. Obgleich Edgar immer noch nicht ganz überzeugt war und in diesem Gespräch seine Erkenntnisse, die er aus den Landschaftszeichnungen ziehen konnte, gänzlich verschwieg, ließ er sich von der Gruppe überreden, erneut das Spiegelkabinett bei dem nun schwindenden Sonnenlicht zu besuchen.

Als sie schließlich erneut den Festplatz betraten, hatten sich bereits wieder einige unerschrockene Jahrmarktslustige eingefunden, augenscheinlich meist Soldaten, die wegen des Versailler Vertrags und der damit einhergehenden Abrüstung ihre Arbeit, aber immerhin nicht ihr Leben verloren hatten. Kinder oder Frauen waren kaum anwesend, was man den Ferngebliebenen mit Blick auf die vorangegangenen Ereignisse nicht verdenken konnte. Unermüdlich schritten die vier Männer in Richtung des Spiegelkabinetts, als plötzlich ein gellender Schrei aus der Schießbude des schlecht gelaunten jungen Mannes drang. Als sie sich umdrehten, sahen sie nur noch, wie ein Mann in geschniegelter Soldatenuniform lachend das präparierte Gewehr schulterte. Der Schausteller lief panisch aus seiner Bude in Richtung der Gruppe, doch ehe er sie erreichen konnte, schoss ihnen Blut entgegen und der Mann sank leblos zu Boden. Als sie sich die Sprenkel aus dem Gesicht gewischt hatten, schauten sie einem anderen wohlgekleideten Soldaten entgegen, dessen Brust zwar behangen war mit Tapferkeitsorden, sich allerdings mit dem linken Arm auf eine Krücke stütze, die sein eines Bein ersetzte. Diese Einschränkung schien ihn jedoch nicht daran gehindert zu haben, den davonrennenden Mann mit seiner Pistole niederzustrecken. „Diesem Jahrmarktsvolk kann man nicht vertrauen. Fahrende Gesellen bringen immer Unheil und Verderben! Aber nicht in unser Detmold!" Mit diesem Ausruf gab er den Männern hinter ihm ein Zeichen, worauf sie ihre Waffen auf die übrigen zurückgekehrten Schausteller richteten. Panik brach aus und allerlei Volk drängte sich vom Platz der Andreasmesse. Mit gezielten Schüssen brachte die scheinbar wohl aufeinander abgestimmte Truppe Schausteller für Schausteller zu Fall und ließ die übrigen Bürger passieren. In dieser ausweglosen Situation mischten sich auch die vier Freunde unter die Gruppe der Flüchtenden, war ihnen doch klar, dass sie es hier mit einer bewaffneten, wohlgeübten Übermacht zu tun hatten. Als sie auf die „Lange Straße" vor dem Festplatz rannten, sahen sie schon, wie sich die örtliche Gendarmarie für einen Gegenschlag formierte. Keinesfalls wollten sie in diesen Kugelhagel geraten und flohen schnellen Schrittes zu den Buddlers.

Dort angekommen diskutierten sie abermals auf der Diele über ihre noch ausstehenden Optionen. „Zündet das ganze Zelt an!", schrie Heinz. „Ob sich nun darin etwas befindet oder nicht!" Edgar rief abermals zur Vernunft. Man sollte sich nicht in unnötige Gefahr begeben, erstrecht nicht, wenn dort noch wer weiß wie lange ein Kampf zwischen der Polizei und diesem merkwürdigen paramilitärischen Bund tobte. Felix meldete sich kurzerhand zu Wort und schlug vor, diese Zelle von enttäuschten Militaristen aufzusuchen, um sie zu ermutigen, das Zelt niederzubrennen und somit das Werk, das ihre Kameraden begonnen haben, zu beenden. (Eine wirklich sehr interessante Idee, die ich gerne ausgespielt hätte. Einen funktionalisierten Mob hatte ich vorher überhaupt nicht bedacht. Leider kam es nicht dazu.) Die übrigen drei schauten Fritz um dessen augenscheinlich skrupellosen Vorschlags wegen entrüstet an. Dies sei zwar der leichteste, aber nicht der moralische Weg, bemerkte Edgar, den es immer noch antrieb, die Geheimnisse auf einen ganz natürlichen Grund zurückzuführen. Die Männer entschieden sich dazu, in der Frühe des nächsten Morgens aufzubrechen, um dem Spuk im Spiegelkabinett – sei er nun weltlicher oder tatsächlich paranormaler Natur, wie Edgar anfügte – endgültig den Gar aus zu machen. Bis dahin jedoch sollte jeder etwas ruhen. (Ganz ausgezeichnet!)

Wenige Augenblicke nach dem Abschlussgespräch zog sich Bodo in sein Schlafzimmer zurück, während es sich die drei Übrigen in der Wohnstube gemütlich machten. Bald schon war Ruhe im Hause Buddler eingekehrt und Fritz, Edgar wie auch Heinz schliefen auf ihren provisorischen Schlafstätten beim ruhigen Knacken des Feuerholzes, das allmählich von den Flammen verzehrt wurde. Es war eine ruhige Nacht, eine Nacht, in der sich die Männer für ihr Vorhaben erholen sollten – doch sie hatten sich in etwas eingemischt, was andere, dunklere Pläne hatte. Punkt ein Uhr fing das noch gesunde Feuer plötzlich an zu flackern, als kämpfte es um die letzten brennbaren Ressourcen und damit seinem Leben. Trotz eines großen Holzscheites wurde die Flamme immer kleiner, als nährte sich die zunehmende Dunkelheit an ihr. Schließlich erstarb sie vollends. Edgar, Heinz und Fritz lagen nun in absoluter Finsternis, in der nicht einmal die wenigen Straßenlaternen und Sterne Licht hineintragen konnten. Nach fünf Minuten der tiefsten Schwärze schien plötzlich das Licht des Vollmondes ins Zimmer und brach sich auf unnatürliche Weise, die jeder prismatischen Erfahrung zu trotzen schien. Der kalte, blasse Schimmer bahnte sich förmlich seinen Weg durch die Dunkelheit bis er schließlich auf dem großen Spiegel zur Ruhe kam. Einige Sekunden später schien eine immaterielle, wabernde Masse hinter der schwarzen Reflexionsfläche zu erscheinen, aus der sich langsam eine schemenhafte Hand herausbildete. Ein langer, dürrer Zeigefinger klopfte zaghaft mit ungepflegtem und doch spitzem Nagel gegen die innere Spiegelfläche. Die Männer schliefen weiter. Es klopfte abermals, doch verließ die Fingerspitze dieses Mal nicht die glatte Innenseite. Der Nagel kratzte gen unteres Spiegelende und erzeugte einen markerschütternden Laut. Einzig Edgars Sinne erlaubtem ihn zu erwachen und er suchte, noch vollends schlaftrunken, nach dem Ursprung dieses nervenzerreißenden Lautes. Er zuckte völlig entgeistert zusammen, als er den lichtgetränkten Spiegel am anderen Ende des Raumes sah. Vor seinen Augen erschien in dem nebeligen Dunst im Inneren des Spiegels jenes Gesicht, das er bereits im Kabinett gesehen hatte. Es war gestern keine Einbildung! Genauso wenig wie es jetzt eine Einbildung ist. Furcht ergriff Edgar und er sprang entsetzt auf. Das knarren des Eichenfußbodens ließ nun auch die beiden anderen aus ihrem Schlaf aufschrecken – gerade noch rechtzeitig um mit anzusehen, wie sich das Glas unter dem Fingerdruck des Gauklers zu kräuseln begann und schließlich die Fingerspitze durch die Spiegeloberfläche glitt. Entsetzt starrten alle drei auf ebenjene Person, die sie zweifelsfrei als den Leierkastenspieler vom gestrigen Tage identifizieren konnten. Er war es nun, der sich unter Kräften seinen Weg durch diese widernatürliche Membran arbeitete. Als er schließlich seinen Kopf in das Wohnzimmer streckte, begann er mit krächzender Stimme zu lachen und um kurz darauf zu singen: „Wir sind... wir sind... wir sind... die Gaukler von Jusa!"

Edgar stürzt auf seine Pistole zu und zielt auf die Stirn dieser gottlosen Wesenheit. Ein Schuss ertönt und die Kugel gleitet in den Kopf des Gauklers. Leblos sank er auf die Oberfläche der massiven Kommode nieder. Ein abstruses Bild präsentierte sich nun den drei Freuden. Als, vom Schusslärm aufgeweckt, nun auch Bodo in das Zimmer stürmte, sah er den toten Gaukler, wie er ab der Hüfte aus der Spiegeloberfläche hing. Heinz näherte sich der Gestalt vorsichtig und langsam. Meter für Meter, dann Zentimeter für Zentimeter bis er schließlich in einem halben Meter Abstand vor ihm kniete und dessen Ableben sicherstellen wollte. Plötzlich richtete sich der Gaukler unter monströsem Gelächter auf: „Wie amüsant, meine Herren. Haben wir nicht alle wunderbar gelacht? Doch nun muss ich zu meinem Bedauern diesen Schwank beenden und ihre Herzen verzehren!" Mit diesen Worten geiferte er mit seinen klauenartigen Händen nach Heinz, der in letzter Sekunde ausweichen konnte. „Wir sind... wir sind... wir sind... die Gaukler von Jusa!" Bodo ergriff geistesgegenwärtig den Schürhaken des Kamins, rannte nach vorn und führte knapp über den Kopf des entgeisterten Profigolfers einen Streich gegen den Spiegel aus. Als dieser zersprang, stieß der dämonische Spielmann einen Schrei aus, dessen Art keiner phonetischen Struktur entsprach, die auf Erden anzutreffen wäre, und wurde zurück ins Dunkel hinter dem Spiegelrahmen gezogen, wo er sich jüngst aus der wabernden Masse herausgebildet hatte.

Nach diesem Ereignis hatte auch Edgar schließlich jedweden Zweifel, dass es sich hierbei um natürliche Vorgänge handle, von sich gestoßen. Eilig durchzogen sie das gesamte Haus der Buddlers und verhingen die übrigen Spiegel. Mit kalter Entschlossenheit bereiteten sie sich darauf vor, dem Gaukler ein letztes Mal auf der Andreasmesse entgegenzutreten – doch keinesfalls unbewaffnet.

Eine beunruhigende Stille schlug den vier Männern entgegen, als sie den Festplatz gegen zwei Uhr nachts erreichten. Das demolierte Kettenkarussell ragte immer noch wie ein abscheulich verzerrter Moloch in den schwarzen Himmel. Sie versuchten innerlich von den Geschehnissen, die sie hier erleben mussten, Abstand zu nehmen und traten schnellen Schrittes auf das Spiegelkabinett zu, als sie plötzlich von einem leisen Wimmern zum Halten bewogen wurden. Wenige Meter von der Gruppe entfernt stand die Wahrsagerin, die ihr Gesicht weinend in den Händen vergrub. Bodo fasste sich ein Herz und näherte sich der jungen Frau, beruhigend auf sie einredend. Als sie die Hände von ihrem Gesicht nahm, erschauderte Bodo. Die leeren Augenhöhlen der Wahrsagerin schienen ihn direkt anzustarren. „Der Gaukler duldet keine konkurrierende Scharlatanerie in seiner Gegenwart.", wimmerte die Frau als sie langsam ihre Arme nach Bodo ausstreckte und ihm entgegenschritt. „Er hat mich bestraft und nun ist mir so bitterlich kalt." Entsetzt wich der Totengräber zurück zur Gruppe, weniger von der äußeren Gestalt erschüttert, als vielmehr von dem Umstand, von einer wandelnden Toten angesprochen worden zu sein. In einer dichten Kolonne weitermarschierend näherten sie sich dem Spiegelkabinett als ihren Weg abermals eine bekannte Person kreuzte. Das kleine Mädchen, dessen Beine völlig entstellt und regungslos an ihrem Körper hingen, zerrte sich über den Boden auf die Männer zu: „Ich habe meine Mutti schon wieder verloren. Könnt ihr mir helfen? Es ist so kalt." Fritz konnte im letzten Moment sein rechtes Bein zurückziehen, ehe das tote Mädchen seinen Knöchel ergreifen konnte. Als sich Heinz umsah, fiel er auf die Knie und entgegnete lediglich: „Männer... wir haben ein Problem."

Die Gruppe war urplötzlich von einer Vielzahl von schemenhaften Körpern umgeben, die auf schrecklichste Weise ihr Leben verloren zu haben schienen. Dort waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannte kleine Gestalten, die Ringelreihen tanzen, mehrere enthauptete Personen, die auf Bierzeltgarnituren Bierglas nach Bierglas auf jene Stumpen ergossen, die zuvor ihre Köpf trugen, wie auch zahlreiche Torsos, die, zu Pärchen gebildet, eine Walzermelodie nachsummten. Der schauerliche Facettenreichtum dieses Karnevals der Toten kann von einem normal sterblichen Menschen schlichtweg nicht vollends beschrieben werden.

Als die Verstorbenen allmählich auf die Gruppe aufmerksam wurden, näherten sie sich nach Wärme und Zuneigung stöhnend immer weiter. Ein Entrinnen schien ausweglos, doch plötzlich tat sich eine kleine Flucht inmitten der Horden geschundener Seelen auf – eine Flucht geradewegs ins Spiegelkabinett.

Im Inneren des Zeltes fanden sie exakt die Einrichtung vor, wie sie sich ihnen auch bei ihrem ersten Besuch präsentierte. Zahlreiche Spiegel bildeten einen langen Gang, dessen Ende von der Dunkelheit förmlich verschlugen zu werden schien. Als sie die Höhe der ersten Spiegel erreichten, flackerten Kerzen auf, die zwischen den einzelnen Zerrflächen aufgestellt waren. Kaum hatte die Gruppe die ersten Spiegel passiert, hörten sie ein widernatürliches Krächzten. Mit Schrecken sahen die Männer, wie ihre unmenschlichen Zerrbilder von Gestern langsam aus den Spiegeln in diese Welt vordrangen und langsam auf sie zutraten. Allmählich in Panik verfallend, sahen sie von jedweden Waffengebrauch ab und rannten anstelle dessen weiter den schwachbeleuchteten Gang entlang – in der Hoffnung alsbald das Zentrum zu erreichen.

Es gelang ihnen mit überraschender Leichtigkeit, die langsamen und doch zielstrebigen Kreaturen allmählich hinter sich zu lassen und erreichten schließlich die Mitte des Zentrums, wo sich der dämonische Spiegel majestätisch auf einem Podest erhob. Noch bevor Edgar mit seiner Pistole auf den Spiegel anlegen konnte, sprang der Gaukler völlig ungehindert aus der Spiegelfläche und blockierte somit das Schussfeld. Als die Männer hinter sich die schmatzenden und lechzenden Geräusche der zerrbildlichen Abnormitäten hörten, zögerte Edgar nicht lange und schoss. Die Kugel drang in den Gaukler ein, stieß jedoch nicht wieder heraus. In einem verhöhnenden Singsang entgegnete der dunkle Spielmann: „Wir sind... wir sind... wir sind... die Gaukler von Jusa." Mit dem Verklingen dieses grausig schiefen Verses traten weitere Zerrbilder der vier Männer hinter dem Gaukler aus der Dunkelheit hervor. In voller Verzweiflung ob der aussichtlosen Lage stürmte Bodo mit seiner Spitzhacke in Richtung des Gauklers, der von dem Übermut des Jungen völlig überrascht war. Die Spitzhacke bohrte sich sogleich in dessen Brustkorb, worauf der Dämon unter zornigen Schmerzensschreien kurz zusammensackte. „Das ist nun überhaupt nicht amüsant. Ihr werdet dafür furchtbar bezahlen!", stieß der Spielmann aus und versuchte sich langsam wieder aufzurichten. Edgar nutzte das freie Schussfeld und drückte in der letzten Sekunde ab. Die Kugel flog um Haaresbreite an dem Kopf des Gauklers vorbei und drang in die bronzene Spiegelfläche ein. Das Gesicht des Gauklers entbehrte jede weitere Emotion und starrte fassungslos in die Gesichter der fünf Männer.

Augenblicke später stieß der Gaukler abermals einen Schrei aus, der dieses Mal jedoch wesentlich schmerzverzerrter und grausiger klang als jener zuvor. Der Spiegel barst und zersprang in unzählige Splitter, die den Körper des Gauklers durchdrangen und tiefe Wunden hinterließen. Gekrümmt zog sich dieser zusammen und zersprang ebenfalls in einen Vielzahl spitzer Scherben, die geschossartig in alle Richtungen flogen. Die Zerstörung des Gauklers schien zugleich das Ende der Zerrkreaturen zu bedeuten, zerbrachen doch auch sie mitsamt aller übrigen Spiegel im Kabinett. Die Männer zogen sich glücklicherweise nur leichte Blessuren zu und konnten sich bereits wenige Minuten sichtlich erleichtert aufrichten. Das Zelt erschien nun wieder wesentlich kleiner, ja gar etwas durchflutet vom Mondlicht, das sich nun endlich gegen die dunklen und engmaschigen Fasern der Zeltplane durchsetzen konnte.

Als die Männer aus dem Zelt hinaustraten, waren die Geister der Verstorbenen verschwunden. Edgar war, als zupfte etwas liebevoll an seinen Mantel und flüsterte zugleich: „Vielen Dank. Vielen Dank euch allen."

Auf dem Weg vom Festplatz kamen die Männer an dem Leierkasten des Gauklers vorbei, der nun völlig vereinsamt neben dem Kettenkarussell stand. Als Bodo die Maschinerie genauer untersuchte, fand er eine aus Menschenhaut gefertigte Lochkarte vor. Einige dieser Löcher markierten Städte, die bereits Seibel dokumentiert hatte, doch fand sich eine Vielzahl weiterer auf diesem Protokoll des Schreckens, das sich über ganz Europa erstreckte.

Erschüttert bemerkte Fritz: „Hieß es nicht: WIR sind die Gaukler von Jusa?" Die Männer nickten, schauten sich entsetzt an und verließen schnellen Schrittes das Jahrmarktsgelände.

Abschließend möchte ich euch gerne meine Handouts zur Verfügung stellen:

Handouts: "Der Gaukler von Jusa" (modifiziert)


Ich freue mich auf eure Kommentare!

 V

Antworten Zuletzt bearbeitet am 28.09.2013 03:01.

Lars_de_Grey

45, Männlich

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Re: CONTACT - Sie sind unter uns!

von Lars_de_Grey am 19.09.2013 14:02

Der folgende Beitrag enthält Meisterinformationen und Spoiler! Ihr solltet daher nur weiterlesen, wenn ihr das Senkrechtstarter Abenteuer definitiv nicht mehr spielen wollt.

Zum Lesen bitte den restlichen Post markieren.

Nachdem Omega die Alien-Funksignale von der Erdfunkstation Fuchsstadt identifiziert hatte, wurde ein Einsatzteam zusammen gerufen, welches sich mit einem Senkrechtstarter auf dem Weg zum Zielort machte. Dort angekommen, traf das Einsatzteam auf den sich bereits vor Ort befindlichen Agenten, der das Areal bereits observiert hatte. Ausserhalb der Sichtweite der Polizeistreife vor dem Haupttor, wurde sich noch einmal ein eigenes Bild gemacht, bevor das weitere Vorgehen geplant wurde.

Entgegen der Idee im Szenario eine Interaktion mit der Polizei anzustreben (welche in Wirklichkeit Kultisten sind), schlich das Team auf die Rückseite des Komplexes und öffnete mit Hilfe des Plasmaschneiders der Technikerin unbemerkt einen Durchgang im Maschendrahtzaun. Um die Situation ein wenig unklarer zu gestalten, traf in genau diesem Moment ein Zivilfahrzeug ein, deren Insassen sich mit der Polizei unterhielten, parkten und dann ins Haus gingen. Das Einsatzteam wurde im Rahmen der Ankunft nicht bemerkt.

Eine Sabotage des Trafohäuschens wurde nicht in Erwägung gezogen. Stattdessen knackte das Einatzteam das Schloss des Notausgangs an der Nordseite des Gebäudes und verschaffte sich so zutritt. Nun wurde langsam im Gebäude vorgerückt. Die Büroräume wurden inspiziert und aus dem Lagerraum einige an Material mit genommen, um später Personen fesseln zu können. Die dabei wahrgenommenen Stimmen der eingesperrten Belegschaft, die direkt verstummten, wurden erst für Feindkontakt gehalten und so ging das Einsatzteam in Stellung wartete. Da die Tür zum Nachbarraum nicht geprüft wurde und auch nach einigen Minuten keine weitere Aktion stattfand, zog sich das Einsatzteam zurück in den Flur.
Dort setzte es langsam den Weg um den Maschinenraum herum zum Haupteingang fort. Die zweite Möglichkeit in den Raum mit der eingesperrten Belegschaft zu gelangen wurde erneut nicht wahrgenommen. Stattdessen ging das Einsatzteam nun in den Maschinenraum.
*An dieser Stelle hatte ich schon echt bedenken, dass das Team das ganze Abenteuer ohne großartige Interaktion durchspielen würde, wenn sie den Kontakten weiter so beflissentlich aus dem Weg gehen würden.*

Die Treppe im Maschinenraum wurde nicht genutzt. Man wollte nun doch noch die Tür im hinteren Bereich erst überprüfen. Der Kontrollraum, welcher sich anschloss, war lehr. Die Tür in den Flur war geöffnet, was mit Skepsis zur Kenntnis genommen wurde, da bisher alle Türen geschlossen waren. Der Agent brachte sich an der Tür in Stellung und spinxte in den Flur. *An dieser Stelle habe ich die zufällige Begegnung mit einem Kultisten eingebaut, der gerade vom WC kam.* Der Kultist war aber noch zu beschäftigt damit seine Hose zu schließen und bekam so das Einsatzteam nicht mit. Der Agent machte einen Schritt zurück, zückte die Betäubungsspritze und wartete auf den "zurückkehrenden" Mann.
Der Zugriff durch den Agenten klappte zwar, nicht aber das Setzen der Spritze. Der Mann (Kultist) nutzte die Situation, riss sich los und rannte zurück in den Flur auf Raum 1 zu. An dieser Stelle wechselten wir in den Sequenzmodus.

Der Agent rannte geistesgegenwärtig hinter her, zog seinen Betäubungsstab und streckte den Fliehenden auf halber Strecke zu Raum 1 nieder. *Hier konnte man das erst Mal feststellen, wie wichtig ein hohe Sequenzwert ist. Denn der Agent konnte hier laufen, Waffe wechseln und einen Angriff durchführen, bevor der Kultist überhaupt an der Reihe war.* Der Soldat folgte in den Flur und lauschte, ob jemand den Vorfall bemerkt hatte. Er hörte, wie in Raum 1 die Gespräche endeten und die Musik leiser gedreht wurde. Er leitete diese Information an das Team weiter. Daraufhin schnappte er sich den betäubten Kultisten und trug ihn zurück in den Kontrollraum. An dieser Stelle gab der Anführer ein paar Befehle, den voraus liegenden Raum zu stürmen. Der Agent und der Soldat gingen neben der Tür des angestrebten Raumes in Stellung, während der Ufologe den Betäubten fesselte. Die Technikerin sicherte von der Flanke die Treppe und den Gang zum Haupteingang.

An dieser Stelle öffnete sich die Tür und ein Kultist wollte prüfen, ob etwas im Gang vorgefallen war. Nun aber war erneut der Agent dran, der den Kultisten direkt mit seinem Betäubungsstab wieder niederstreckte. Der Anführer rannte vom Kontrollraum in den Aufenthaltsraum und schrie die vermeintliche Belegschaft an, sich auf den Boden zu legen. Diese folgten der Anweisung aber nicht und zogen ihre Waffen. Nun war der Soldat an der Reihe, folgte ebenfalls in den Raum und streckte einen der Anwesenden mit einem kritischen Erfolg, gezielt auf das Bein direkt nieder (das Bein war direkt verkrüppelt). Nun war wieder der Anführer an der Reihe, wollte es dem Soldaten gleicht tun, erzielte einen kritischen Patzer und hatte eine Ladehemmung. Der Agent wechselt währenddessen zu seiner Pistole und wollte nun ebenfalls einen Schuss abgeben, wobei er seine Waffe fallen ließ (kritischer Patzer). Um die Situation weiter zu Gunsten des Einsatzteams zu beeinflussen, schoss der Soldat den nächsten Kultisten mit einem gezielten Schuss ins Bein direkt nieder.

An dieser Stelle ergaben sich die restlichen Kultisten und allen wurden die Waffen abgenommen. Die Verwundeten Gegner wurden mit erster Hilfe stabilisiert und dann befragt. Erst im Rahmen der Befragung wurde klar, dass es sich nicht um die Belegschaft handelte und diese wohl eingesperrt war. Weiterhin konnte man noch die Information bekommen, dass sich im Untergeschoss noch ein halbes Dutzend weiterer Kultisten aufhalten. Mit den erbeuteten Gebäudeschlüssel und Zugangskarten wurden die Kultisten nun im Ruheraum geknebelt und eingesperrt. *Die Wachen in Form der vemeintlichen Polizisten kamen nicht zu Hilfe, da das Gebäude als fensterlos beschrieben wurde und die Schussgeräusche mMn nicht bis nach draußen gedrungen waren.*

Die Belegschaft wurde nicht befreit, da man befürchtete, sie würden den Einsatz nur behindern. Sie sollten erst nach Abschluss der Mission befreit werden. Nun nahm das Einsatzteam die Treppe beim Kontrollraum nach unten. Das elektrische Schloss zum dahinter liegenden Funkraum wurde mit Hilfe einer Zugangskarte geöffnet. Nun folgte das zweite Feuergefecht, im Rahmen dessen fünf weitere, bewaffente Kultisten angeschossen wurde.
*An dieser Stelle mussten wir abbrechen. Diese Kultisten gehören zum harten Kern und werden trotz Verwundungen nicht aufgeben und bis zum Ende kämpfen. Ich bin gespannt, ob das Einsatzteam die ersten Vitalitätspunkte verliert und wie sie damit umgehen werden.*

Das Finale wird dann am nächsten Donnerstag ausgespielt. Ich bin gespannt, wie der Höhepunkt durch die Gruppe gemeistert wird!

Antworten Zuletzt bearbeitet am 19.09.2013 14:04.

Lars_de_Grey

45, Männlich

Beiträge: 103

Re: CONTACT - Sie sind unter uns!

von Lars_de_Grey am 19.09.2013 13:20

Gestern Abend war es dann endlich soweit.

Das Abenteuer aus dem "Senkrechtstarter.pdf",welche auf der Webseite des Uhrwerk Verlags zum Download bereit steht, wurde von uns angespielt. Dabei handelt es sich um ein Einstiegsabenteuer mit vereinfachten Regeln und weniger Fertigkeiten. Alles im Sinne es kurzweiligen Einstiegs bzw. Reinschnupperns. 

Es gab genügend Interessierte um alle vorgeschlagenen Startcharaktere spielen zu können. Und so bestand das Omega Einsatzteam aus einem Anführer, einem Soldaten, einem Techniker, einem Agenten und einem Ufologen (Feldwissenschaftler).

Was kann ich also zum Rollenspiel sagen, ohne zu sehr auf das Abenteuer eingehen zu müssen?
Wer entweder UFO-Enemy Unknown oder aber X-Com Enemy Unknown kennt, kann sich in die Materie schnell hinein versetzen. Entgegen der Regelvorlage habe ich den Status Quo so dargestellt, dass nur ein geringer Teil des Teams wenige Infos über tatsächliche Ufos und Aliens haben. Der Rest wähnte sich bei einem Arbeitgeber angestellt, der ein wenig paranoid ist, dafür aber gut zahlt. Sie hatten bisher noch kein Alien bzw. Ufo leibhaftig gesehen.

Die Einsatzbesprechung kam bei allen Teilnehmern gut an, schließlich bereitete sie die Gruppe auf das Abenteuer vor und gab schon einige Informationen über das Ziel und die dortigen Aufgaben. Nachdem der Senkrechtstarter das Team an den Einsatzort gebracht hatte, wurde das Gebiet infiltriert. Eine Interaktion und damit der Einsatz von Fähigkeiten wurden anfangs durch das Team minimiert. Diese Situation ist natürlich vom Setting her abhängig, zeigt aber, dass die Organisation schon geheim agiert und man dies auch zum Auslassen von Kontakten nutzen kann.

Die im späteren Verlauf des Abenteuers stattfindende Konfrontation wurden bisher gut gelöst. ICH EMPFEHLE DIE SEQUENZWERT-DREHSCHEIBE AUF DER UHRWERK WEBSEITE AUSZUDRUCKEN UND ZU BASTELN! Diese hat unsere Kämpfe überraschend einfach gestaltet! Schnell war allen beteiligten klar, dass der Spieler mit dem höchsten Sequenzwert so lange dran ist, bis jemand anderes einen höheren Wert besaß. Von den verfügbaren Aktionen wurde im Rahmen der Konfrontation zwar nur wenige genutzt, diese jedoch mit unterschiedlichen Modifikatoren.
Modifikatoren fließen bereits in die Aktion des Handelnden ein, so dass im Großen und Ganzen von Reaktionären Proben abgesehen werden. Beispielsweise erhält der Schütze einer Waffe bereits einen Modifikator für Lichtverhältnisse, Deckung und Bewegung eines Ziels. Trifft er, wird der Schaden noch mit der Rüstung verglichen und direkt gemäß Regeln angerechnet und nicht noch durch Proben reduziert. Dies vereinfacht die Kampfsequenz deutlich gegenüber Shadowrun. Das Einsteigerszenario verwendet hierfür auch vereinfachte Regeln. So wirkt sich z.B. die Entfernung genauso wenig aus, wie eine mögliche Streuung. Da die Waffen im Einzelfeuer eingesetzt wurden, hatten wir auch keine Schwierigkeiten mit Auto- oder Salvenfeuer.

Die Abhandlung der Initiative im Sequenzwert kann ich bisher nicht abschließend bewerten. Bisher ist sie mir nicht negativ aufgefallen. Wenn ein Charakter trainiert ist und einen höheren Wert hat, kann ich schon nachvollziehen, warum seine Reaktionen (Aktion) schneller sind, als von jemand der ungeübt ist. (Wer hier mehr wissen will, sollte sich die später folgenden Meister Informationen durchlesen (Vorsicht Spoiler Alarm!).)

Fazit:
Ich bin bisher überrascht, wie schnell die Regeln aufgenommen werden. Da die Sequenzwerte erst im Konflikt greifen, kann man davor und danach ziemlich entspannt Rollenspiel betreiben. Durch die Hilfsmittel (Drehscheibe) wusst jeder sehr schnell, wer wann dran ist. Die Rollen konnten sehr gut getrennt und ausgespielt werden (was aber auch von der Gruppe abhängt). Die Reduzierung des Umfangs an Kampfregeln haben den Einstieg sehr einfach gestaltet. Getreu dem Motto lerne erst einmal die Basisregeln und beschäftige dich später mit den Details.
Es bleibt aber abzuwarten, wie sich die vollumfänglichen Kampfregeln auswirken. Ich bin hier aber zuversichtlich, dass auch diese von der Gruppe recht schnell gelernt werden.

Mehr fällt mir gerade nicht mehr ein zusagen. Wenn ihr Fragen habt, fragt!

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Lars_de_Grey

45, Männlich

Beiträge: 103

Re: Shadowrun 5

von Lars_de_Grey am 19.09.2013 12:43

Jetzt wo du die Regelpassagen zitiert hast, kann ich natürlich den Hintergrund verstehen. Ein Headset für ein Handy nutzt heute auch Bluetooth und ist nicht mehr zwingend per Kabel anzuschließen. Vielleicht liegt es auch an meiner persönlichen SR Historie. Als ich die ersten Shadowrunromane in den 90er gelesen habe, war an die großartige WiFi Welt nicht zu denken. Aus dieser Zeit rührt noch mein Verständnis von Smartlink.
Trotz allem finde ich es wichtig, dass man diese Onlineverbindung nur optional macht! Denn auch heute muss nicht alles WiFi erfolgen.

Bei Cyberware sehe ich es nicht wirklich so wie es in den Regeln beschrieben ist bzw. ich kann es nicht nachvollziehen. Wie bitte, soll diese Cyberholster funktionieren und warum ist es dabei auf WiFi angewiesen und nicht einfach auf mechanische Funktionen (welche weitaus weniger anfällig für Fehlfunktionen sind)?

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La_Cipolla

36, Männlich

Beiträge: 532

Re: Drama: "Die Räuber"

von La_Cipolla am 19.09.2013 12:39

Da die übliche Interpretation solcher Schulklassiker nach Jahrzehnten extreeem formalisiert ist und immer wieder aufs Neue wiederholt und nachgeplappert wird, sollte man sie nicht mehr für bare Münze nehmen, geschweige denn als einzig wahren Textinhalt verstehen. Heißt, ja, hol dir raus was du willst. =) Was irgendwann vor 100 oder 50 Jahren mal als richtig galt, ist heute vielleicht nur noch ein Teil des Ganzen, wenn überhaupt.

Ich persönlich finde die Räuber ja langweilig und hoffe, dass ich sie niemals im Unterricht machen muss. *schüttel* 

Los Muertos, ein Rollenspiel mit Skeletten - Inklusive Thread am Nerdpol!

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JesusDESBOESEN

27, Männlich

Beiträge: 325

Drama: "Die Räuber"

von JesusDESBOESEN am 19.09.2013 11:50

Da hier ja viele vielleicht intellektuell und literarisch etwas bewand sind, könnt ihr mir bei Folgendem vielleicht weiterhelfen:

Ich habe das Drama Die Räuber gelesen und die Sprache ist zwar wirklich schon etwas älter, aber zumindest der Inhalt doch wirklich sehr interessant, spannend und auch noch aktuell. Eine der beiden Protagonisten "Franz" wird ja in vielen Interpretationsansätzen als Sinnbild des aufklärerischen Rationalismus gesehen. Jemand, der ohne Emotionen und Gefühle seinen Intrigen und seinem großen Plan folgt.
Ich kann diese Interpretationsansätze auch vollkommen nachvollziehen und auch verstehen, aber ich sehe in dem Charakter irgendwie mehr als den bösen, rational denkenden Intriganten, der er von außen zu sein scheint. Als gesamtliterarische Hauptaussage passt dieses Sinnbild auch vollkommen zu Franz, aber auch wenn es vielleicht nur ein Drama mit einem lehrenden Aspekt ist, kann man in Franz, denn nicht vielleicht auch mehr sehen? Den Menschen, der hinter diesem kalten Rationalisten steckt. Man bekommt ja in dem Drama auch viele Hinweise auf seine Vergangenheit, dass er stets ungeliebt und unbeliebt war, dass er missgestaltet ist und wohl möglich durch seine Kindheit traumatisiert ist.
Ich weiß nicht, ob ein solche Sicht der Dinge auf sein solches Werk berechtigt ist, aber darf man diese literarische Figur denn als Mensch sehen? Als Mensch der er ist und nicht nur das Sinnbild, welches er wiederspiegeln soll.
Also Vergleicht habe ich das Lied "Behind Blue Eyes" von Limp Biskit herangezogen, ich jedenfalls könnte mir vorstellen, dass Franz dieses Lied gesungen haben könnte. Ein verzweifelter innerlich zerstörter bemittleidenswerter Mensch. Oder ist er doch nur der kaltblütige Rationalist der Aufklärung?

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