Depressionen - Wenn alles nur noch Grau ist

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Athair

96, Männlich

Beiträge: 445

Re: Depressionen - Wenn alles nur noch Grau ist

von Athair am 07.04.2016 18:50

Zwei Sachen:

Wer es nicht (gehabt) hat, kann es nicht beurteilen.
Ja ... und nein. Ich finde Depressionen sind beschreibbar und ein bißchen nachvollziehbar. Bestimmte Phasen der Trauer nach dem Tod eines geliebten Menschen fühlen sich mMn ähnlich an. Die, bei denen das Alltägliche unsagbar schwierig ist und eigentlich gar nicht bewusst getrauert wird. Wenn das Gewohnte durch den Blick in die Leere begleitet wird und Hoffnungslsoigkeit wie eine Wolke durch den Tag bgleitet.

Ansonsten hab ich noch ne Buchempfehlung von Willibert Pauels, Clown, kath. Diakon und Karnevalist, der über seine eigenen Krankheitserfahrungen gleichermaßen ernst und humorvoll schreibt: "Wenn dir das Lachen vergeht."

Alternativtext

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Thali

35, Weiblich

Beiträge: 139

Re: Depressionen - Wenn alles nur noch Grau ist

von Thali am 06.04.2016 15:51

Leider hat der Link nicht mehr gefunzt, ich hätte mir das gerne angeschaut, aber es gibt ja noch die anderen Beiträge^^

Tut mir Leid dass ich hier gerade Thread-Nekromantie betreibe, aber mir ist das Thema auch wichtig, da es mich schon seit mindestens Zehn Jahren ständig begleitet.

Wie viele andere mit dieser Krankheit, habe ich lange gebraucht, um mir Hilfe zu suchen. Es war auch fast zu spät.
Und seitdem war ich eigentich jedes Jahr immer wieder in Behandlung. Nie in Ambulanter, weil schon allein die Suche nach einem Therapeuten eine einzige Tortur darstellt.
Immer wird gesagt, dass man sich Hilfe suchen soll und dass es dann alles einfacher wird. Und ja mit Hilfe geht es einem besser und es hilft.
ABER: diese Hilfe zu bekommen ist meiner Erfahrung nach schwer. Für mich war es bisher unmöglich ambulant Therapie zu machen, weil schon das finden eines Therapeuten eigentlich unmöglich ist. Man telefoniert die komplette Liste ab, redet sich den Mund fusselig, heult, bettelt, spricht auf Anrufbeantworter, lässt sich auf Wartelisten setzen, die 6 Monate +x sind, obwohl es dann meist eigentlich schon recht dringend ist. Das Angebot-/Nachfragegefüge ist völlig aus dem Geichgewicht.
Und um in die Klinik zu kommen muss es wirkich drastisch sein, also Androhung von Suizid und dergleichen.  Alles in allem ist es einfach frustrierend und abschreckend.
Und auch der Aufenthalt in der Klinik an sich ist kein Zuckerschlecken. Im Gegenteil: es kann ganz schön hässlich werden. Man ist mit Menschen zusammen, die man nicht kennt und teilweise nicht mal im Ansatz mag, Seelenstriptease steht auf der Tagesordnung, es werden viele Bindungen aufgebaut, von denen man sich wünscht sie würden ein Leben lang halten, aber in Wirklichkeit verlaufen sie schon wenige Wochen nach der Entlassung wieder im Sande. Selten halten sie länger an.
Am schimmsten sind aber die hässlichen Wahrheiten, denen man sich stellen muss. Die Entscheidungen die zu treffen sind und die ganze verfluchte Arbeit, die man in sein Leben stecken muss, um es wieder in die richtigen Bahnen zu lenken.


Es ist eine Krankheit, sogar eine verdammt beschissene und sie raubt einem jede Kraft. Aber Umbreon hat Recht. Es geht immer weiter. Und auch ich werde immer wieder die Scherben meines Spiegels auflesen und neu zusammensetzen.

Dieses Jahr ist das beste seit langem. Ich beginne zu lernen für mich selbst einzustehen, für mich leben - nicht für andere - und auf mein Herz zu hören. 

Hoffentlich hät der Kleber dieses mal sehr lange.
Alles Liebe, Thali


EDIT:  Der liebe Umbreon hat das Bild neu verlinkt und ich kann nur sagen: 1000 mal Ja! genauso fühlt es sich an. Man will einfach nicht mehr da sein, aufhören zu existieren. Wenn das Auto kommt will man nicht kämpfen oder ausweichen, sondern es ist eine leichte möglichkeit keine Last mehr zu sein.
Und Suizidgedanken sind ähnlich wie eine Sucht. Sie sind ein Weg mit den Problemen, die einem über den Kopf wachsen, zurecht zukommen. Es erfordert viel Kraft und Arbeit, das wieder loszuwerden. 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 06.04.2016 18:19.

Spoken

31, Männlich

Beiträge: 88

Re: Depressionen - Wenn alles nur noch Grau ist

von Spoken am 21.08.2014 13:49

Jemand unbetroffenes zu erklären wie es sich anfühlt depressiv zu sein, ist wie jemandem zu erklären wie etwas schmeckt, was er noch nie probiert hat (ja ich weis es schmeckt eh alles nach Hähnchen).
Aber genau aus diesem Grund sollte man den Leuten auch keinen Vorwurf daraus machen, wenn sie erstmal versuchen dir zu erklären, das du einfach nur schlecht drauf bist...weil genau dieses Gefühl schlecht drauf zu sein, kennt jeder und weis das es irgendwann weg geht...eine Depression leider nicht...zumindest nicht einfach so...
Natürlich heißt es nicht, dass es richtig ist so eine Krankheit zu ignorieren oder überspielen, aber man sollte beide Seiten verstehen um vlt mal etwas daran ändern zu können.

Viele Betroffene gestehen es sich selber nicht ein, weil sie es fälschlicher weise als Schwäche ansehen. Ich mein jeder hat seine Problemchen, warum schaffe ausgerechnet ich es nicht damit umzugehen? (Und genau daraus entwickelt sich natürlich ein Teufelskreis!)

Die Angehörigen, vorallem Familie wollen es oft nicht sehen, weil sie sich selber Vorwürfe machen daran Schuld zu sein beziehungsweise nicht die Macht zu haben es  ändern zu können.

Aber genau diese beiden Sichtweisen resultieren daraus, dass man 1. oft nicht versteht das man wirklich Krank ist und was diese Krankheit eigentlich bedeutet. Es hat nichts mit Schwäche zu tun, nein meiner Meinung nach ist es sogar besonders Stark sich einzugestehen eine psychische Krankheit zu haben und etwas dagegen zu tun!

Es gibt heutzutage für jede Krankheit Aufklärung und Aufmerksamkeitsmache (ich meine bestes Beispiel ist ja wohl momentan ALS mit der Ice-Bucket-Challange), aber warum gibt es sowas nicht auch für Depression?! Wenn mal statistisch belegt werden würde (ja gibt sicher schon eine, aber bin grade auf der Arbeit, also keine Zeit zum nachgucken) wie viele Menschen im Jahr an einer Depression sterben (->suizied) oder sich ihr leben dadurch zerstören, kann diese "schlechte Laune" sicher bei den großen Krankheiten mitspielen... :/

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Starbuck
Gelöschter Benutzer

Re: Depressionen - Wenn alles nur noch Grau ist

von Starbuck am 20.08.2014 16:58

Damit hast du natürlich Recht.

In zu vielen Fällen handelt es sich bei psychischen Störungen auch um potentiell tödliche Krankheiten, da ein Suizid in dem Fall hauptsächlich eine Folge der Krankheit ist.

Aber das ist ein weiteres Thema, darum soll es hier ja gerade nicht gehen.

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SirPadras

48, Männlich

Beiträge: 750

Re: Depressionen - Wenn alles nur noch Grau ist

von SirPadras am 20.08.2014 15:56

Niemand hier sagt, dass ein nicht-Betroffener es vollständig nachvollziehen/ beurteilen kann. Das ist auch bei physischen Erkrankungen so.
Mein Punkt ist vor allem, dass unsere Gesellschaft leider immer noch nicht wirklich akzeptiert hat, dass es sich um eine gefährliche Krankheit handelt und diese mit physischen (chronsichen) Krankheiten gleichgesetzt werden muss, besonders was Hilfen und Akzeptanz angeht.

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nerdvana.eu

Antworten Zuletzt bearbeitet am 20.08.2014 15:57.

BahnausSee
Gelöschter Benutzer

Re: Depressionen - Wenn alles nur noch Grau ist

von BahnausSee am 20.08.2014 15:54

die eigenen probleme sind immer die schlimmsten und niemand wird sie jemals so spüren wie man selbst. egal ob physisch oder psychisch.

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Starbuck
Gelöschter Benutzer

Re: Depressionen - Wenn alles nur noch Grau ist

von Starbuck am 20.08.2014 15:50

Egal wie viel man darüber weiß, es kommt dem eigenen Erleben nicht gleich.

Klar, Ärzten und Co wird aus beruflichen Gründen mehr Empathie abverlangt, sowie das nötige Hintergrundwissen zur Behandlung vorausgesetzt.

Aber davon können sie es im Endeffekt trotzdem nur besser beurteilen als die meisten anderen nicht Betroffenen, aber nicht so wie jemand der es hat.

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SirPadras

48, Männlich

Beiträge: 750

Re: Depressionen - Wenn alles nur noch Grau ist

von SirPadras am 20.08.2014 15:41

Stimme dem zitierten Artikel voll zu, allerdings nicht dem "beurteilen" von Starbuck.
Viele Ärzte sind nicht depressiv, oder haben andere psychische Erkrankungen, müssen es aber trotzdem beurteilen. Genau dabei helfen die vielen Jahrzehnte an wissenschaftlichen Untersuchungen. Ein Arzt muss auch kein Krebs gehabt haben, um Krebs behandeln zu können.

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nerdvana.eu

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Zachanamor

-, Männlich

Beiträge: 85

Re: Depressionen - Wenn alles nur noch Grau ist

von Zachanamor am 20.08.2014 15:41

Der Comic weckt ein paar hässliche Erinnerungen. Aber trotzdem (oder gerade deswegen) Danke Umbreon, dass du das mit uns geteilt hast.

Ja, die gesellschaftliche Akzeptanz könnte ausgeprägter sein aber ich finde sie ist durchaus da. Oft liegt die Sperre eher in den Köpfen der Betroffenen.

Und die perverse Ironie daran ist ja vor allem, dass jemand, dem zu allem die Energie und die Zuversicht fehlen ja irgendwie erstmal die Kraft nehmen muss sich Hilfe zu suchen.

Es ist eine Krankheit, keine Frage. Und da kann ein Gespräch mit dem Hausarzt schon der erste Schritt sein.


Ich finde es nur immer entsetzlich schade, dass es immer erst suizid durch Prominente geben muss um alle für das Thema wachzurütteln.


So, genug Senf.

Guten Abend. Sind sie dieser Herr Plot?

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Starbuck
Gelöschter Benutzer

Re: Depressionen - Wenn alles nur noch Grau ist

von Starbuck am 20.08.2014 15:32

Zu dem Problem habe ich kürzlich einen interessanten Artikel gelesen, Zitat daraus:

"The fact that mental illness doesn't receive the same sympathy/acknowledgement as physical illness is often referenced, and it's a valid point. If you haven't had it, you don't have the right to dismiss those who have/do. You may disagree, and that's your prerogative, but there are decades' worth of evidence saying you're wrong."

link (<-- wer es ganz lesen möchte)

Kurz gesagt: Wer es nicht (gehabt) hat, kann es nicht beurteilen. Ende. Der. Diskussion.

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