Rollenspiel als Kunst?

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NachtPhysik

37, Männlich

Beiträge: 12

Re: Rollenspiel als Kunst?

von NachtPhysik am 07.10.2014 14:49

Grundsätzlich wäre der einzige Vorteil darin (den ich sehe), dass das Rollenspiel allgemein als Kunst betrachtet wird genau der Selbe, wie derjenige wenn allgemein die Computerspieleindustrie als Kunst betrachtet wird. Es würde in den legalen Rahmen der Kunstfreiheit fallen und niemand könnte mal so eben rumheulen, weil ihn ein gewisses Spiel oder Rollenspiel 'triggert' oder als anstößig empfindet. Ich überzeichne absichtlich, falls dies nicht gemerkt wurde, aber es gab mehr als genug GoT-Skandale, die genau in diese Richtung gingen und G. R. R. M. machte den einzig richtigen Bossmove, er machte einfach weiter.

Jedoch fallen halt solche "mentale Gesundheitsfragen" zu Rollenspielen und Computerspielen in der Gesellschaft einfach weg, wenn es als Kunst betrachtet wird und man sagen kann "Dann schau es dir nicht an oder mach deine eigene Kunst." (Und falls jemand behaupten möchte, dass Computerspiele keine Kunst seien, möge bitte Transistor spielen und es dann nochmals sagen ohne vor Scham in Boden zu versinken )

Ob das Rollenspiel nun Kunst ist? Der Schaffensprozess einer interaktiven Welt mit Geschichten und Charakteren ist grundsätzlich sehr ähnlich dem Schreiben von Romanen. Wenn also das Schreiben von Romanen und Märchen als Kunst betrachtet wird, dann ist folglich das Erstellen von Rollenspielen und sicherlich zu einem gewissen Grad das Spielen dessen eine Kunst. Ein Schaffensprozess ist definitiv gegeben, nur ist der beim wirklichen Spielen natürlich vergleichsweise flüchtig, aber flüchtige Kunst gibt es ja auch recht häufig. Sandstatuen am Strand gäbe es da. Oder wo wir bei Sand sind: Die Sandkunst von Kseniya Simonova auch als Beispiel.

In einer normalen Rollenspielrunde würde ich jedoch keinen großen Vorteil darin sehen, wenn es überhaupt etwas ändert. Ist ja nicht so, dass irgendeiner hier wohl jetzt mit dem Prädikat "Kunst!" deutlich mehr Spaß am Spiel hätte oder plötzlich die Lust am Spielen verliert.

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La_Cipolla

36, Männlich

Beiträge: 532

Re: Rollenspiel als Kunst?

von La_Cipolla am 07.10.2014 18:27

Ist es legitim, wenn ein Regelwerk behauptet anspruchsvolles Rollenspiel oder "künstlerisch wertvolles" Rollenspiel(en) zu erzeugen? Oder ist das dieselbe Marketing-Lüge wie "fast, furious, fun"? Das heißt: Ist es nur Label, das Leute anziehen soll, oder steckt da mehr dahinter. Der Anspruch "anspruchsvolles Rollenspiel" oder "Kunst" ist ja v.a. in der Vergangenheit immer mal wieder im Vampire/WoD-Umfeld gefallen. Und da hier ja etliche Kenner der WoD unterwegs sind, frage ich einfach mal.

Ich denke, das hat wieder zwei Ebenen. Einmal ist es natürlich Werbung/Product Identity, simpel und einfach. =D Klar.
Auf der anderen Seite können das aber auch Designziele sein, die man versucht, mit passenden Regeln umzusetzen. Und an der Stelle müsste man dann wohl wieder streiten, ob "künstlerisch" wirklich handfest genug ist, um damit irgendwas aussagen zu können. Ich würde wohl nie eins meiner Spiele oder ihre "offiziellen" Spielstile als "künstlerisch" bezeichnen (unabhängig davon, ob sie es nach irgendwelchen Definitionen sind), aber ich würde durchaus auf ähnlich schwammige Begriffe wie "lustig" oder "tiefgründig" zurückgreifen. 

Was die WoD-Fans (oder in Deutschland: die durchschnittlichen D&D-Gegner) meinen, wenn sie den Kunst-Begriff in den Raum werfen, ist wohl allem voran der Fokus auf Charaktere, auf Geschichtenerzählen, Schauspiel etc. Und ich finde tatsächlich, dass sich die WoD-Settings durchaus für sowas anbieten, alleine schon durch ihre Fraktionen, ihre Mythologie etc. Die Regeln stehen dem Ganzen wenigstens nicht sonderlich aggressiv im Weg, auch wenn es wohl schon 10 Jahre her ist, dass jemand mit guten Gewissen sagen konnte, irgendwelche WoD-Regeln würden "künstlerisches Spiel" unterstützen. Da geht es dann eher darum, dass sie es vielleicht einen Funken besser tun als D&D/DSA, aber selbst da kann man sich bekanntlich streiten. Und inwiefern der ganze Kram jetzt künstlerisch ist, sei sowieso mal dahingestellt. ;D

@NachtPhysik: Oh, Kunst steht aber nicht über der Kritik, irgendwie offensive zu sein. Tatsächlich gibt es da regelmäßig große Eklat. Sie kommt aber tatsächlich besser weg als "Schundliteratur" u.ä., was aber vor allem an ihrer Positionierung in der Gesellschaft liegt. Insofern stimmt das wohl. Ob es für Rollenspiele relevant ist ... kA. Die letzten großen Rollenspielskandale, die die Szene ernsthaft verlassen haben, sind Jahrzehnte her.



 

Los Muertos, ein Rollenspiel mit Skeletten - Inklusive Thread am Nerdpol!

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NachtPhysik

37, Männlich

Beiträge: 12

Re: Rollenspiel als Kunst?

von NachtPhysik am 09.10.2014 14:58

@Cipolla

Natürlich kann Kunst 'offensive' sein und jeder hat das Recht darüber echauffiert zu sein, aber das gibt einem nicht das Recht eine gewisse Kunst zu verbannen/verbieten oder 'abändern' zu wollen. Das habe ich im ersten Post vielleicht nicht deutlich genug gemacht. Nur weil du negative Gefühle gegenüber einer gewissen Kunst hast, berechtigt es dich nicht sie zu entfernen. Das Einzige, was du machen kannst, ist es selber etwas zu schaffen, was dir gefällt und/oder nicht hinzusehen. Dazu ist nunmal die Kunstfreiheit da.
Richtig ist, dass für die Rollenspieler weniger es zu irgendwelchen Skandalen kam in den letzten Jahrzehnten. Inwiefern also das für uns relevant wird, kann ich nciht sagen. Es ist jedoch der einzige Punkt, der mEn interessant wäre, wenn man es als Kunst bezeichnet, denn wie du auch erwähnst, ist die Relevanz in der Gruppe, wie man es nun nennt, so ziemlich bei Null.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 10.10.2014 11:12.
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