Erfahrungspunkte für gutes Rollenspiel...

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Zarathustra
Gelöschter Benutzer

Re: Erfahrungspunkte für gutes Rollenspiel...

von Zarathustra am 23.10.2013 20:42

Ich will da auch niemanden überzeugen, die einzelnen Lösungen in einzelnen Gruppen werden ihre Gründe haben. Und ich passe mich da auch ganz flexibel gerne an. Bin sonst schon in ausreichender Hinsicht eher ein Problemspieler ^^

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Ursus_Maior

42, Männlich

Beiträge: 16

Re: Erfahrungspunkte für gutes Rollenspiel...

von Ursus_Maior am 26.03.2014 16:08

Meine Erfahrung bei XP sind eigentlich recht simpel zusammengefasst. Es gibt Spieler denen bedeutet es viel, was ihr Charakter kann und es gibt solche, denen ist es egal, wann und wie ihr Charakter neue Fähigkeiten erwirbt. Und das ist ja die Möglichkeit, die aus dem Verdienst von XP und ähnlichen Punkten (so z.B. "Karma" bei SR5: Es ist explizit nur teilidentisch mit "Erfahrung", da die "Karmapunkte" auch für moralisch integeres Verhalten vergeben werden, dazu unten mehr) erwächst.

Den Spielern, die intrinsisch hoch motiviert sind und praktisch keine Motivation aus dem Steigern ziehen, werden weder über zusätzliche XP meckern, noch über ihr Ausbleiben. Wem Charakterentwicklung durch Werterhöhung etwas gibt, der wird immer versuchen viele XP zu bekommen und fühlt sich vielleicht abgelehnt, wenn er Bonus-XP nicht bekommt. Schlimmer noch, solche Spieler können sich abgelehnt fühlen, wannimmer sie weniger XP kriegen als andere Spieler. Die Vergabe von unterschiedlichen XP-Summen birgt daher für mich als SL oder Mitspieler immer die Gefahr, dass jemand Ablehnung wahrnimmt. Oder kurz: Ungleiche Behandlung - egal auf welcher Basis, sei es regelkonform oder Spielleiter- oder sogar Gruppenentscheid - kann immer in einem Verlust von akut erlebter Lebensqualität enden.

Ich schätze es daher mittlerweile überhaupt nicht mehr in einer Runde unterschiedliche XP-Mengen zu vergeben. Selbst wer nicht kommt, hat die gleichen XP verdient, damit er bei der nächsten Sitzung gleichauf mit der Gruppe ist. Ich will nicht, dass ein Spieler erlebt, dass sein Charakter weniger kann, weil er selbst einen Nachtdienst schieben musste, seine Tochter krank war, die Oma gestorben ist oder er drei Wochen im Urlaub war. Das Erleben der Spielwelt sollte meiner Meinung nach so wenig wie möglich an die Welt der Spieler gebunden sein.

Das heißt für mich klar, dass Leute, die XP an "Anwesenheit" oder "gutes Spiel" knüpfen damit ein Problem haben werden. Damit kann ich leben. Ich halte diese Einstellungen für unreflektiert und sie vermischen Ingame und Outgame auf eine (potentiell) negativ erlebte Art. Bei meinem Hobby will ich nicht an meiner Anwesenheitsquote oder der Einschätzung meiner Spielqualität evaluiert werden. Ich werde schon im Beruf ständig durchgemessen.

Noch weniger mag ich daher den Ansatz die Fertigkeitsverbesserung von Charakteren an moralisch integeres Verhalten zu knüpfen. Das neue SR5 tut dies leider - wenn auch nur mit ein paar Zeilen - und vergibt "Karma" auch nach Verhalten. Mehr Karma für "Integrität" und "Robin Hood"-Manier, weniger Karma für "pro-Konzern"-Verhalten. Das ist meiner Meinung nach doppelter Unsinn. Einerseits vermischt sich hier Erfahrung, als Lernen mit Moral. In der Berufswelt, die ich überblicke sind Arschlöcher technisch nicht schlechter als nette Leute. Sie werden weniger gemocht, aber Kontakte kauft man bei SR5 nicht mit Karma. Außerdem limitiert es meine Spieloptionen. Wenn ich eine Runde Runner spielen will, die "auf der falschen Seite" unterwegs ist, kann ich entweder weniger Karma geben oder die Regel ignorieren. Regeln, die aus gutem Grund ignoriert werden können, sollten nicht in ein Grundbuch.

Dazu kommt der Punkt, dass ich als Spieler (und Spielleiter) eben nicht für meine Entscheidungen als solche bewertet werden will, sondern bestenfalls für die Authentiztät der Entscheidung in Bezug auf den Charakter. Wenn mein Charakter also nicht dem Ork-Untergrund helfen will sondern lieber dem rassistischen Megakon, dann ist das vielleicht nicht nett. Aber es heißt nicht, dass er während des Runs weniger lernt oder in der Folge der schlechtere Kämpfer ist. Er kann sogar sehr gute Gründe dafür haben. Vielleicht hasst er Orks einfach. Vielleicht hat der Konzern etwas gegen ihn in der Hand. Oder vielleicht braucht er auch einfach die bessere Bezahlung, weil er eine Familie ernähren muss.

Zusammengefasst finde ich, dass XP ein schwieriges Instrument sind, wenn man damit irgendetwas tun möchte außer zu Steigern. Jegliche Form von Bewertung von Spieler- oder Charakterentscheidungen (und auch das sind ja Spielerentscheidungen) birgt die Chance zu outgame-Konflikten. Das geht am Sinn des Hobbys vorbei.

liber et infractus
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GeneralError
Gelöschter Benutzer

Re: Erfahrungspunkte für gutes Rollenspiel...

von GeneralError am 26.03.2014 19:04

Nach dem, was du so erzählst, frage ich mich, wieviel Schmerzensgeld du deinen Mitspielern so zahlen musst...

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Ursus_Maior

42, Männlich

Beiträge: 16

Re: Erfahrungspunkte für gutes Rollenspiel...

von Ursus_Maior am 29.03.2014 16:34

Keine Ahnung, frag sie, was sie wollen. Ich hab allerdings noch nie was bezahlt und hör selten Kritiken. Ich bin also entweder ein furchteinflößender Schläger oder sie sind zufrieden.

Aber Deine Trollattacken mal beiseite, was meint der Rest?

liber et infractus
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GeneralError
Gelöschter Benutzer

Re: Erfahrungspunkte für gutes Rollenspiel...

von GeneralError am 29.03.2014 16:54

Oder es ist eine ganz bestimmte Klientel von Spielern.
Alles schon gesehn.

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19Uhr30

41, Männlich

Beiträge: 128

Re: Erfahrungspunkte für gutes Rollenspiel...

von 19Uhr30 am 29.03.2014 17:07

Also ich halte auch nichts davon, dass sich erwachsene Menschen durch XP-Vergabe an ihre Charaktere gegenseitig zu "besseren" Spielern erziehen wollen. Und ich habe auch in der Gruppe, in der wir mal XP für gutes Spiel vergeben haben, schlechte Erfahrungen damit gemacht. (Okay... Zugegeben... Damals waren wir auch noch keine Erwachsenen, sondern Jugendliche, die sich gegenseitig erziehen wollten... Was, wo ich es gerade so aufschreibe, eigentlich noch nach einer deutlich schlechteren Idee klingt...)

Warum spielt denn jemand schlechter als andere. Entweder er hat weniger schauspielerisches Talent oder er hatte ein Problem mit seiner Immersion. Schauspielerisches Talent wird durch die Sanktionierung nicht verbessert. Ganz im Gegenteil. Dadurch, dass der Charakter langsamer aufsteigt, hat er im Laufe der Zeit immer weniger Möglichkeiten sich einzubringen, weil der Rest einfach besser ist. Es gibt einfache und kürzere Methode Menschen aus der Gruppe zu schmeißen, als sie zu frustrieren. Und wenn es an der Immersion liegt, ist es ja eher die Schuld der Mitspieler, die keine dichte Atmosphäre schaffen konnten. Dann sollte man doch eher die bestrafen.

Ich bin kategorisch gegen unterschiedliche XP-Vergabe. Ich bin aber durchaus dafür Spieler für gelungene Szenen oder fantastische Aktionen mit Bennies oder Probenerleichterungen zu belohnen. Diese Belohnungen sind kurzfristig, verfallen mit der Zeit und fördern Aktionen, die für die gesamte Gruppe den Unterhaltungswert steigern.

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Ursus_Maior

42, Männlich

Beiträge: 16

Re: Erfahrungspunkte für gutes Rollenspiel...

von Ursus_Maior am 29.03.2014 17:25

Ohm da stimme ich absolut zu. Gutes Rollenspiel führt bei mir auch zu Boni auf Würfe oder man erspielt sich (und vielleicht der Gruppe) so anderweitige ingame-Hilfen. Da ich eher nach dem Sandkastenprinzip leite, bin ich auch in der Regel nicht festgefahren auf einen bestimmten Handlungsablauf. Wer sich da also mehr einbringt, kann durchaus auch Szenen eröffnen, die so nichtmal ansatzweise geplant waren.

Ich finde auch die Kategorie "schlecht" oder "gut" für's Spielen schon problematisch. GeneralError hat da ja auch auf einen wichtigen Punkt hingewiesen: Jeder spielt hoffentlich mit einer "Klientel", die zu ihm passt und oft sind es vielleicht auch enge Freunde. Dennoch gibt es unterschiedliche Talente oder Wünsche für den Spielinhalt. Ich habe zum Beispiel eine Runde, in der ein Mitspieler grundsätzlich sehr wenig "schauspielert". Der ist immer so. Keine Stimmodulation, wenig ingame-Bestrebungen auf Ziele, Charaktere extrem auf effiziente Punkteausnutzung ausgelegt und eher ein "Mitläufer". Aber er ist immer bei der Sache, sehr zuverlässig, kann alle Regeln fix auswendig. Außerdem nutzt er seine Regelkenntnisse nie gegen Spieler oder Spielleiter, hat ein hohes Maß an gesundem Menschenverstand und drängt sich nicht in den Vordergrund. Solche Spieler sind für eine Gruppe auch sehr wertvoll. Er ist für den Spielleiter pflegeleicht, da er weniger Subplots exakt auf seine Rolle zugeschnitten haben möchte und er unterstützt den Spielleiter durch seine Regelkenntnis. Ich kann also mehr Geschichte(n) vorbereiten und zur Not ihn fragen.

Wenn ich nur Punkte für ROLLENspiel vergäbe, müsste er aber immer leer ausgehen. Das wäre wohl nicht fair. Wenn ich hingegen jedem Spieler Punkte gebe, weil er sich wieder verhalten hat, wie ich es brauche, dann schwinge ich mich entweder zum Erzieher auf und entscheide, was "förderlich" ist. Ich halte aber nichts von social engineering im eigenen Freundeskreis.

EDIT: "vergäbe" statt "vergeben".

liber et infractus
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Antworten Zuletzt bearbeitet am 30.03.2014 15:57.

GeneralError
Gelöschter Benutzer

Re: Erfahrungspunkte für gutes Rollenspiel...

von GeneralError am 29.03.2014 18:29

Du bist also der Typ SL, der ausbleibendes "Gutes Rollernspiel" anderweitig abstraft, dachte ichs mir doch.
BTW: Was hat Stimme verstellen per sé mit "gutem Rollenspiel" zu tun?
 
Nebenbei: Der Spielertyp, den du da beschreibst, ist der wichtigste für den Zusammenhalt der Gruppe und die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs. Damit sogar noch vor den Schneeflocken und Fischmalks.

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koali

45, Männlich

Beiträge: 3723

Re: Erfahrungspunkte für gutes Rollenspiel...

von koali am 29.03.2014 19:20

Stimme verstellen per Se hat nichts mit gutem Rollenspiel zu tun. Das hat er aber auch nicht behauptet denke ich.
Vielleicht in seinem letzten Absatz angedeutet... aber ich denke er meint das ganze anders als du es aufgefasst hast.

ich denke auch, dass Rollenspiel nichts mit schauspielerei zu tun haben MUSS... manchmal erleichtert eine gewisse Schausielerei einem die immersion... aber ein MUSS ist sie nicht.
Wenn die Gruppe allerdings auf sowas abgeht... udn das braucht... gehört dieses Schauspielerische für die Gruppe denke ich für gutes Rollenspiel dazu.
Aber das kann ich von hier nicht beurteilen.
Generell gesprochen hat Stimme verstellenb aber wirklcih nicht viel mit gutem Rollenspiel zu tiun. Wobei wir noch niocht definiert ahben, was denn eigentlich gutes Rollenspiel so ganz generell eigentlich ist!

Ob der beschriebene Spielertyp der "wichtigste" ist kann man denke ich erst sagen, wenn man die jeweilige Gruppe zu diesem Typen kennt.
ich denke eine Gruppe kann auch gut ohne diesen Typ von Spieler funktionieren, insofern ist er mMn  nicht "der Wichtigste".

Ich finde es allerdings auch cool, wenn amn zuverlässige Spieler/innen dabei hat. Und es schadet auch nie, wenn  die Spieler/innen ihre Regeln drauf haben.

@ General_Error

*offtopic*

Da mir die "Diskussion" hier ein wenig hitzig zu werden scheint, bitte ich von persönlichen Bezügen abzusehen.
Und beim Thema zu bleiben.

Ein " Ach so einer bist du" hilt der Diskussion nicht!


Kolali_auf_Youtube1.jpg

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Ursus_Maior

42, Männlich

Beiträge: 16

Re: Erfahrungspunkte für gutes Rollenspiel...

von Ursus_Maior am 30.03.2014 16:28

@GeneralError
Ich bin mir nicht sicher, wie Du zu der Erkenntnis:

Du bist also der Typ SL, der ausbleibendes "Gutes Rollernspiel" anderweitig abstraft

kommen willst, wenn ich doch schreibe:

Ich finde auch die Kategorie "schlecht" oder "gut" für's Spielen schon problematisch.[...] Wenn ich nur Punkte für ROLLENspiel vergäbe, müsste er aber immer leer ausgehen. Das wäre wohl nicht fair. [...] Ich halte aber nichts von social engineering im eigenen Freundeskreis.

Ich denke, Du missverstehst da etwas. Und ich weiß nicht wieso, wir kennen uns nicht und dennoch hast Du von Anfang an mich in  Beiträgen ohne Argumente angegriffen.


@koali
Wie ich oben schon erwähnte, finde ich "gut" und "schlecht" bereits schwierig als Kategorien. Das wertet moralisch statt "handwerklich" oder auf die Sache bezogen. Auf die Sache bezogen hieße für mich ein Spielverhalten, dass dem Gruppenziel dienlich ist. Das Gruppenziel ist wohl immer unterschiedlich, aber grundsätzlich kann man wohl davon ausgehen, dass es darum gehen würde "Spaß" zu haben am Spiel. Wie man das erreicht, also welcher Spielstil bevorzugt wird, ist dann eben Gruppensache. Dazu gibt es ja verschiedenen Modelle und Ansätze. Um mal beim bekannten GNS zu bleiben: Jemand, der in einer gamistisch orientierten Gruppe sehr narrativ spielt, kann auch negativ auffallen. Aber auch innerhalb von homogen gestrickten Gruppen kann es zu Spannungen kommen. Wenn eine Gruppe, der das Ausspielen von Rollen sehr wichtig ist, ein Spieler extrem viel Zeit für sich beansprucht und anderen dabei (outtime oder intime) ins Wort fällt, um sich mehr "Kamerazeit" zu sichern, dann wird er trotz ähnlichen Ansprüchen in puncto "Handwerk" sicher bald negativ auffallen.

Vielleicht würde es helfen, wenn wir den Begriff "Rollenspiel" erstmal in Einzelbestandteile zerlegen? Man könnte so verschiedene Aspekte und das Handeln der Spieler in diesen "Wertsphären" gesonder betrachten. Ich denke da an Gruppenziel ("was wollen wir?"), Gruppenverfassung ("wie stehen wir zueinander?"), Handwerkskunst ("wie setze ich meine Rolle um?") und sicherlich auch Empathie ("wie passe ich mein generelles Verhalten an die aktuelle Situation an?").

liber et infractus
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