Depressionen - Wenn alles nur noch Grau ist

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Thali

35, Weiblich

Beiträge: 139

Re: Depressionen - Wenn alles nur noch Grau ist

von Thali am 06.04.2016 15:51

Leider hat der Link nicht mehr gefunzt, ich hätte mir das gerne angeschaut, aber es gibt ja noch die anderen Beiträge^^

Tut mir Leid dass ich hier gerade Thread-Nekromantie betreibe, aber mir ist das Thema auch wichtig, da es mich schon seit mindestens Zehn Jahren ständig begleitet.

Wie viele andere mit dieser Krankheit, habe ich lange gebraucht, um mir Hilfe zu suchen. Es war auch fast zu spät.
Und seitdem war ich eigentich jedes Jahr immer wieder in Behandlung. Nie in Ambulanter, weil schon allein die Suche nach einem Therapeuten eine einzige Tortur darstellt.
Immer wird gesagt, dass man sich Hilfe suchen soll und dass es dann alles einfacher wird. Und ja mit Hilfe geht es einem besser und es hilft.
ABER: diese Hilfe zu bekommen ist meiner Erfahrung nach schwer. Für mich war es bisher unmöglich ambulant Therapie zu machen, weil schon das finden eines Therapeuten eigentlich unmöglich ist. Man telefoniert die komplette Liste ab, redet sich den Mund fusselig, heult, bettelt, spricht auf Anrufbeantworter, lässt sich auf Wartelisten setzen, die 6 Monate +x sind, obwohl es dann meist eigentlich schon recht dringend ist. Das Angebot-/Nachfragegefüge ist völlig aus dem Geichgewicht.
Und um in die Klinik zu kommen muss es wirkich drastisch sein, also Androhung von Suizid und dergleichen.  Alles in allem ist es einfach frustrierend und abschreckend.
Und auch der Aufenthalt in der Klinik an sich ist kein Zuckerschlecken. Im Gegenteil: es kann ganz schön hässlich werden. Man ist mit Menschen zusammen, die man nicht kennt und teilweise nicht mal im Ansatz mag, Seelenstriptease steht auf der Tagesordnung, es werden viele Bindungen aufgebaut, von denen man sich wünscht sie würden ein Leben lang halten, aber in Wirklichkeit verlaufen sie schon wenige Wochen nach der Entlassung wieder im Sande. Selten halten sie länger an.
Am schimmsten sind aber die hässlichen Wahrheiten, denen man sich stellen muss. Die Entscheidungen die zu treffen sind und die ganze verfluchte Arbeit, die man in sein Leben stecken muss, um es wieder in die richtigen Bahnen zu lenken.


Es ist eine Krankheit, sogar eine verdammt beschissene und sie raubt einem jede Kraft. Aber Umbreon hat Recht. Es geht immer weiter. Und auch ich werde immer wieder die Scherben meines Spiegels auflesen und neu zusammensetzen.

Dieses Jahr ist das beste seit langem. Ich beginne zu lernen für mich selbst einzustehen, für mich leben - nicht für andere - und auf mein Herz zu hören. 

Hoffentlich hät der Kleber dieses mal sehr lange.
Alles Liebe, Thali


EDIT:  Der liebe Umbreon hat das Bild neu verlinkt und ich kann nur sagen: 1000 mal Ja! genauso fühlt es sich an. Man will einfach nicht mehr da sein, aufhören zu existieren. Wenn das Auto kommt will man nicht kämpfen oder ausweichen, sondern es ist eine leichte möglichkeit keine Last mehr zu sein.
Und Suizidgedanken sind ähnlich wie eine Sucht. Sie sind ein Weg mit den Problemen, die einem über den Kopf wachsen, zurecht zukommen. Es erfordert viel Kraft und Arbeit, das wieder loszuwerden. 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 06.04.2016 18:19.

Athair

96, Männlich

Beiträge: 445

Re: Depressionen - Wenn alles nur noch Grau ist

von Athair am 07.04.2016 18:50

Zwei Sachen:

Wer es nicht (gehabt) hat, kann es nicht beurteilen.
Ja ... und nein. Ich finde Depressionen sind beschreibbar und ein bißchen nachvollziehbar. Bestimmte Phasen der Trauer nach dem Tod eines geliebten Menschen fühlen sich mMn ähnlich an. Die, bei denen das Alltägliche unsagbar schwierig ist und eigentlich gar nicht bewusst getrauert wird. Wenn das Gewohnte durch den Blick in die Leere begleitet wird und Hoffnungslsoigkeit wie eine Wolke durch den Tag bgleitet.

Ansonsten hab ich noch ne Buchempfehlung von Willibert Pauels, Clown, kath. Diakon und Karnevalist, der über seine eigenen Krankheitserfahrungen gleichermaßen ernst und humorvoll schreibt: "Wenn dir das Lachen vergeht."

Alternativtext

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