[21.05.2019] #FdT - Horror im Rollenspiel

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Lilio

35, Weiblich

Beiträge: 47

[21.05.2019] #FdT - Horror im Rollenspiel

von Lilio am 21.05.2019 10:14

Wie steht ihr zu Horror im Rollenspiel? Spielt ihr es gerne, oder lässt ihr es lieber aus. Warum? Gibt es vielleicht Arten von Horror die ihr gerne bespielt, während ihr andere gar nicht mögt?
Und wenn ihr es sogar leitet, wie geht ihr da ran? Denkt ihr, dass die Vorbereitung sich von anderen Szenarien unterscheidet? Und wie sorgt Ihr als SL und als Spieler gemeinsam für die richtige Atmosphäre?

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Beon2510

33, Männlich

Beiträge: 56

Re: [21.05.2019] #FdT - Horror im Rollenspiel

von Beon2510 am 21.05.2019 14:30

Ich lasse Horror Szenarien aus mehreren Grunden lieber aus. Zum einen, finde ich Horror als Genre einfach langweilig, sei es als Literatur, Film oder RP. Das holt mich irgendwie nicht richtig ab. Zum zweiten finde ich es auch immer schwierig das ganze atmosphärisch entsprechend rüber zu bringen. Das hat bislang noch kein Spielleiter geschafft mir vernünftig am Spieltisch rüber zu bringen. Und dabei habe ich da Erfahrungen mit sehr guten Spielleitern, die andere Emotionen und Stimmungen ohne Probleme übermitteln können.

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DRex87
Gelöschter Benutzer

Re: [21.05.2019] #FdT - Horror im Rollenspiel

von DRex87 am 21.05.2019 21:12

Horror im Rollenspiel ist ein echt schwieriges Thema. Für jeden ist Horror etwas grund Verschiedenes. Ich spiele sowas durchaus, aber dafür muss Vertrauen vorhanden sein. Vertrauen zum Spielleiter UND zu den Mitspielern, immerhin macht man sich gerade in solchen Szenarien sehr verwundbar. Man muss im Vorfeld sehr genau über die Pläne und Erwartungen sprechen und es ist besonders wichtig, dass sich dort niemand zum Wohl der Gruppe für unwichtig hält.
Wenn ein irgendein Aspekt auch nur für einen Spieler ein NoGo ist (und da reicht auch schon ein "ich kann damit leben wenn es unbedingt sein muss") dann gehört dieser Aspekt nicht in die Runde. Das ist mir persönlich sehr wichtig und wenn ich als Spielleiter bei etwas nicht sicher bin, ob es betreffende Spieler treffen könnte, dann bin ich sogar bereit meine Spieler zu spoilern, um auf Nummer sicher zu gehen. Ich persönlich habe nichts von einem perfiden Plottwist, wenn ich damit meinen Mitspielern weh tue oder auch nur dafür sorge, dass sie keinen Spaß mehr empfinden.
Also zusammengefasst Horror ja, aber auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner und niemals auf Kosten anderer.

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Lauri7x3

32, Männlich

Beiträge: 268

Re: [21.05.2019] #FdT - Horror im Rollenspiel

von Lauri7x3 am 22.05.2019 12:57

ich leite zb nur horror abenteuer. ich liebe horror.
es gibt so viele arten von horror, die sich wunderbar einbauen lassen. atmosphäre und musik sind mir dabei sehr wichtig. sicher muss man vorher absprechen, was die leute erwartet aber schließlich lassen sie sich ja auch freiwillig darauf ein. wenn irgendjemand sich nicht auf das grundthema einlassen will oder kann geht das natürlich nicht, aber das gibt es dann nicht nur im horror. das ist dann auch zu unterscheiden von einem abenteuer mit ein paar wenigen horror elementen und einem reinen horrorabenteuer. mir macht es spaß die charaktäre und ihre spieler in den wahnsinn zu treiben.
Alles steht unter dem deckmantel der atmosphäre und gerade mit erwartungen zu spielen ist toll. ab und zu kann man dann noch subgenres wie splatter und bodyhorror einbauen um etwas abwechslung zu bekommen. guter horror ist schon ne kunstform und nicht einfach zu gestalten, egal in welchem medium jetzt. ob ich das nun gut kann, überlass ich dann aber meinung meiner spieler.

generell für die vorbereitung eines horrorabenteuers braucht man eine art mysterium. das kann aber alles sein. das muss nicht immer das verlassene irrenhaus sein, sondern kann auch was fröhliches sein, wie ein kindergeburtstag oder ein tag im vergnügungspark. 
der zweite wichtige aspekt ist das unbekannte und das unerwartete. nie darf horror vorhersehbar sein, weil es sonst langweilig wird (so wie jumpscares, die ich nicht mal zu horror zählen will...). wie stephen king und lovecraft immer betonten ist der wahre horror, die angst vor dem unbekannten. in der phantasie spielt sich der wahre horror ab, in der beklemmenden angst der erwartung. Musik hilft dabei enorm diese spannung aufzubauen und sollte niemals unterschätzt werden.
dann baue ich immer noch gerne mindfuck ein, wie ich es nenne. dinge, die nicht so richtig logisch erklärbar sind, weil die damit wieder schritt 1 und 2 reproduzieren und man sich dann immer in einer art spirale bewegt. dann bewegt man sich auch in richtung wahnsinn. und das versuche ich zu erreichen und glaube auch dass daran der spaß besteht. 
besonders wichtig sind dabei aber die ruhephasen in denen vermeindlich nichts passiert und die spieler wieder runterkommen, nur um dann wieder langsam herangeführt zu werden
sehr sehr oft sind es kleinigkeiten, die den horror ausmachen. da steckt der teufel im detail. am besten ist es sogar, wenn es anfangs wie eine nichtigkeit erscheint und die spieler dann erst später verstehen oder vorher ahnen, worum es wirklich geht. wie gesagt kann das wirklich alles sein. das banalste auf der welt, wie die farbe eines kleidungsstücks oder sonstiges. dabei geht es wieder darum erwartungen aufzubauen, um diese dann um 180° umzukrämpeln.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 22.05.2019 13:11.

Saimud

54, Männlich

Beiträge: 7

Re: [21.05.2019] #FdT - Horror im Rollenspiel

von Saimud am 23.05.2019 16:35

Ich kann mich Lauri nur anschließen, Horror im Rollenspiel ist sehr wohl möglich - aber es ist durchaus eine hohe Kunst, und es kommt sehr auf die Spielrunde an. Und es muß von allen gewünscht werden. Es hilft sehr, wenn man seine Runde kennt und weiß, worauf sie anspringen.

Natürlich ist das Setting wichtig - in einem Fantasysetting oder ähnlichem Superheldenszenario, in dem üblicherweise die Spielfiguren nur so von Muskeln und magischer Artillerie strotzen, ist das natürlich schwer. Wenn die Gruppe in der Stimmung "wir gehen jetzt was plattmachen" ist, dann lass es lieber. Ein wichtiger Faktor ist die absolute "Verletzlichkeit" der Figuren. Deshalb können "Helden" in Horrorsystemen meistens fast gar nix - es gehört zum Konzept, sich seiner Sache nie sicher zu sein, schwach und verletzlich zu sein. Das fällt nicht jedem leicht zu spielen, und erfordert eine gewisse Reife. Die Hauptfigur im Horror weiß, dass das was sie gleich tun wird sehr gefährlich ist und sie gleich sterben wird - tut es aber trotzdem.

Dann muß man auch unterscheiden, dass es sehr viele unterschiedliche Spielarten von Horror gibt. Splatter, Grusel, Survival, Psycho, Cosmic, etc. und jedes dieser Genre wird anders bedient und setzt andere Stilmittel ein, und verschiedene Leute springen auf Unterschiedliches an. Man kann es natürlich mischen - ich leite z.B. eine Zombie-Apocalypse-Kampagne, die meistens in Richtung Survival Horror geht. Trotzdem gibt es auch Spielabende, die richtig gruselig sind (ein einzelnes untotes Kind jagt die Gruppe in einem alten Gewölbe, und schlägt - wie im Film Alien - immer zu, wenn man es am wenigsten erwartet) und andere die eher taktischer oder survivalistischer sind.

Dann noch ist die Qualität des Spielleiters entscheidend. Hier ist Improvisationstalent sowie ein Auge für richtige Detail im richtigen Moment wichtig. Denkt man daran, auch außerhalb des üblichen Spektrums zu beschreiben wie Temperatur (mitten im Sommer sinkt in Sekundenschnelle in einem Zimmer die Temperatur so stark, dass der Atem dampft), Gerüche, oder Geräusche, die sich dynamisch verändern und hinter denen eine noch unsichtbare Intelligenz offensichtlich scheint aber eigentlich doch nicht sein kann (Stichwort: Mindfuck), kann es schon recht spannend und auch gruselig werden.

Und dann natürlich Einsamkeit. Sowohl als Figur, als auch als Spieler. Maximal vier Spieler, besser sogar 3 oder nur 2, und die auch noch so oft es geht aufteilen. Da reichen dann noch ein paar dunkle Gewölbe, und gestandene Abenteuerer machen sich regelrecht ins Hemd.

Dies nur noch als Ergänzung zu Lauri7x3, der schon sehr viele schöne Punkte aufzählt.

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Der-Andi35

46, Männlich

Beiträge: 93

Re: [21.05.2019] #FdT - Horror im Rollenspiel

von Der-Andi35 am 27.05.2019 13:53

Hmm, gute frage gute Antworten.
Ich würde den anderen zustimmen, bis auf einen Punkt.
Ich würde die einzelnen Sparten nicht so trennen.
Eine Gute Geschichte kommt weder ohne ein bisschen Grusel, noch ohne Humor aus.
Und manchmal ist der beste Horror das es grade "lächerlich makaber" wird. 
Clan Malkav oder Doctor Who machen das Klasse!
Nach meiner Erfahrung ist egal was du erzählen willst du musst versuchen deine Spieler da abzuholen wo sie sind.

Dann kannst du mit einer guten Beschreibung der Situation auch Horror/Grusel gut Transportieren.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 27.05.2019 13:54.

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