Verantwortung im Rollenspiel(?)

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Hexxchen

34, Weiblich

Beiträge: 655

Re: Verantwortung im Rollenspiel(?)

von Hexxchen am 27.02.2014 23:56

Es liegt natürlich in der Verantwortung jedes Teilnehmers, dass niemand erheblichen geistigen Schaden davon trägt.
Und es liegt in der Verantwortung jedes Spielers für sich selbst zu entscheiden was er will und wie sehr er das Spiel für andere einschränkt.

Denn wäre ich ein Vergewaltigungsopfer und mir würde im PnP wer damit kommen, so würde ich sicher total ausflippen.

Dazu findet das ganze nochmal auf 2 Ebenen statt.
WAS passiert? Nazis, Vergewaltigung, Holocaust, Kinderleid, Familie, ....
Spieler haben manchmalo eine persönliche unangenehme Vergangenheit mit einem Thema oder reagieren auch einfach so empfindliich darauf. Wenn es den Spaß für einen verdirbt hat man am Ende nichts davon. Da muss man überlegen ob die Gruppenkonstellation und das Spiel passen.(und vieles mehr)

WIE INTENSIEV passiert es? Nazi ist nicht gleich Nazi und zwischen "du hörst eine Frau schreien und siehst wie ein dunkel gekleideter Mann versucht sich zu nehmen was er von ihr will" und "ein panischer Schrei erfüllt die Lust. Eine junge wehrlos wirkende Frau wird von einem breiten Kerl mit stiernacken hinunter gedrückt. Mit der freien Hand reißt er ihre Bluse auf und quetscht rücksichtslos ihr Brust..." liegt bereits ein Unterschied.
Wer viel Phantasie hat wird härter getroffen. Mehr Deteils machen die Sache anschaulicher. Und nicht jeder Spieler ist in der Lage emotionalen Abstand zu halten wo er ihn nötig hat.
 


Weiterhin wll ich nochmal 2 Fälle unterscheiden.

Eingespielte Gruppen sollten hier nur selten auf ein Problem stoßen. Wahrscheinlich hat man gemeinsame Erfahrungen gemacht und hat auch ähnliche Wünsche und Vorlieben in der Ausrichtung des Spiels.

Fremde jedoch lassen sich auf ungeahntes ein. Und da ist es wichtig das zu tun was Zara nur aus  Nettigkeit tut. Man muss sich über ein paar Dinge im klaren werden. Hausregeln, Spielweise, Thema abklären. Und dann müssen Tabus beachtet werden! Wenn der Spieler nicht mit meinem Vorhaben klar kommt ändere ich mein Vorhaben oder der Spieler springt ab. das ist nunmal so.
Aber um den Spielspaß zu wahren sollten Absprachen gemacht werden. 

So und zum Abschluss möchte ich nochmal anmerken: Ich bin tatsächlich jemand, der die gesamte Verantwortung für sich auf sich selbst nimmt. Meister bekommen von mir meist einen Freifahrtschein, weil ich düstere stimmung und inneren Horror im RP einfach liebe. Ich werde gerne auf die Probe gestellt aber ich muss dann auch mich selbst zur Verantwortung ziehen falls es mir doch zu derbe wird und ich nicht die Reißleine ziehe.
Also nochmal als Notiz: Verantwortung kann sich verlagern und das tut sie besonders wenn Minderjährige dabei sind! 

Ich hoffe mit meinen Ansichten einen sinnvollen Beitra geleistet zu haben. 
Es ist zwar nur ein Randthema aber darüber einmal zu sprechen und kurz zum Nachdenken halt zu machen schadet nicht. 

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GeneralError
Gelöschter Benutzer

Re: Verantwortung im Rollenspiel(?)

von GeneralError am 28.02.2014 01:09

Hexxchen, du sprichst da was Wichtiges an...

Ich war mal Spieler in einer langjährigen D&D (3.0, dann 3.5)-Gruppe, die dann am Ende wegen sowas explodiert ist.

Der SL hatte gemeint, er müsse eine Spielerin in der Gruppe angraben, welche ihm dann aber klargemacht hat, dass da nix geht.

Seine Art und Weise, damit umzugehen, war, im nächsten Abenteuer die Gruppe im wahrsten Sinn des Wortes in die Hölle zu railroaden, wo der SC der Spielerin (Elfendruidin) vor den Augen der wehrlosen (weil von Kräften der 9 Höllen gefangengenommenen) Gruppe dann vergewaltigt wurde.

Die Reaktion fiel so aus:

Die Spielerin lacht und bleibt ganz ruhig, sagt nichts und geht raus auf den Balkon, um eine zu rauchen.

Der etwas einfältige Spieler des tumben Barbaren kratzt sich am Kopf und meint nur "Das ist gerade nicht wirklich passiert, oder?!?", macht die Gesichtspalme dann den doppelten "Steve-Austin-Gruß" (beide digitus impudicus zum Gruße mittig erhoben) und folgt der Spielerin mit einem gemurmelten "Volker, du bist ein dämlicher Bastard." auf den Balkon.

Der Spieler des Gruppenmönchs sitzt am Tisch und glaubt, wegen Koffeinüberdosis und massivem Schlafentzug zu halluzinieren und bittet den Mitspieler S., ihn als reality check zu ohrfeigen, was S. dann auch bereitwillig tut, woraufhin der Mönchsspieler den SL anschaut und ihn ein verachtenswertes ehr- und rückgratloses Chauvinistenschwein nennt.

Der Spieler des Gruppenhexers ("Spieler S.") und Gastgeber der Runde sagt nur "Verpiss dich aus meinem Haus! Du hast 5 min., dann hol ich die Polizei." woraufhin der Ex-SL ganz verdutzt guckt und S. dann sagt "Du bist hier nicht mehr erwünscht. DU GEHST JETZT." und der V. dann ganz hektisch und überstürzt sein Zeug einpackt und verschwindet.


Die übelste Art und Weise, die ich je erlebt hab, einen RPG-Abend zu beenden... 

Ok, abgesehen von der Begebenheit, als bei einer DSA-Runde bei einem der Spieler zuhause ein anderer Mitspieler(T.) nicht die zweite, sondern die erste Tür links im Obergeschoß nahm und statt dem Bad das Schlafgemach der Eltern des Mitspielers erwischt hatte, welche schon zu Bette lagen... und dieser Mitspieler laut seiner eigenen Aussage "das Bad" mit bereits aufgeknöpfter Hose betrat als er den Lichtschalter betätigte... catastrophic hilarity ensued...
 

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Zarathustra
Gelöschter Benutzer

Re: Verantwortung im Rollenspiel(?)

von Zarathustra am 28.02.2014 06:38

Auch Minderjährige werden in meiner Freizeit nicht von mir betreut, denn niemand bezahlt mich dafür. Diese 18er Grenze halte ich nicht für sinnvoll.

Vielleicht sehe ich das Thema etwas anders weil ich meist Sl bin und mir demnach einfach passende Spieler aussuchen kann und als Spieler entweder konkret für irgendwas engagiert werde oder die Sau rauslasse.

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La_Cipolla

36, Männlich

Beiträge: 532

Re: Verantwortung im Rollenspiel(?)

von La_Cipolla am 28.02.2014 12:36

Verantwortung (und damit Moral) sind für mich nie Verpflichtung, sondern immer was letztendlich Freiwilliges, wie alle Tabus. Verpflichtend sind lediglich Gesetze, und selbst das darf man anzweifeln. Wenn man allerdings eine Verantwortung nicht wahrnimmt, die gesellschaftlich erwartet wird, oder Tabus bricht, die konventionell nicht gebrochen werden sollten, darf man auch nicht überrascht vom Feedback sein. Heißt, wenn du als Lehrer Pornos im Unterricht zeigst, selbst Soft-Pornos, die von der Altersbeschränkung her funktionieren, musst du dich auch mit den wütenden Eltern auseinandersetzen (und eventuell damit, gefeuert zu werden).

Persönlich mache ich das ganz vom Kontext abhängig. In ner privaten Runde scheiße ich auf "allgemeine" Verantwortung und beschränke ich mich auf Rücksicht gegenüber meinen Freunden und Mitspielern. Wenn ich aber öffentlich oder gar als Autor (!!) agiere, ist die Situation eine ganz andere. Da nehme ich dann gern auch mal Haltungen ein, die ich sinnvoll finde, aber selbst eigentlich nicht vertreten würde. Das ist aber, wie oben geschrieben, eine moralische Entscheidung, die ich getroffen habe, weil sie meinem Ego schmeichelt (und sich dadurch einfach gut anfühlt). <3

 

Los Muertos, ein Rollenspiel mit Skeletten - Inklusive Thread am Nerdpol!

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Hexxchen

34, Weiblich

Beiträge: 655

Re: Verantwortung im Rollenspiel(?)

von Hexxchen am 28.02.2014 18:58

Kamel und genau damit, dass du dir deine Spieler entsprechend aussuchst und im Freundeskreis wohl auch keine Waschlappen oder emotional unreifen/instabilen Spieler hast bist du was das angeht aus dem Schneider.
Denn hier trägt jeder für sich selbst die Verantwortung.


Deshalb habe ich meinen Post extra aufgespalten.
Verantwortung ist nicht gleich Verantwortung und wir müssen hier immer aufpassen wo unsere Aussagen gerade greifen sollen.

@ General Error:

Es tut mir rstmal wirklich leid wie die geschilderte Runde verlaufen ist. Euer Spielleiter war offensichtlich ein unreifer Trottel und ist zu Recht rausgeflogen. 
Jedoch finde ich hatte dieses Beispiel nichtmal viel mit der Verantwortung über die wir hier reden zu tun.
Der SL hat seinem Frust Luft gemacht und gezielt versucht der Spielerin weh zu tun. Absolut nicht richtig, klar.
Aber wie ich diesen Thread persönlich interpretiere geht es eher darum niemandem unabsichtlich den Rest zu geben. 
Ich hätte kein Problem damit, wenn meinem Char das in gutem Rollenspiel passieren würde. Deshalb darf man es bei mir machen. Denn auf rollenspielerischer Ebene gibt mir das unglaublich viel Stoff für meine Charakterentwicklung und die weitere Storyline.

Für jemanden jedoch, der sich nicht vorstellen kann oder will was im Kopf des Opfers vor sich geht vermießt das Ereignis den Spieleabend. Wahrscheinlich auch den anderen.
Also muss man nun entscheiden ob man mit Personen spielen will, die hier anders empfinden.
Ich persönlich entscheide mich ähnlich wie das Kamel und spiele lieber mit Leuten, die keine Skrupel und Einschränkungen ihrer Phantasie besitzen. 

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GeneralError
Gelöschter Benutzer

Re: Verantwortung im Rollenspiel(?)

von GeneralError am 28.02.2014 23:40

Ich käme nicht auf Folter oder Vergewaltigung klar, alles andere wäre bei mir fair game, zumindest als Spieler.
Als SL nehme ich auf evtl. Trigger Vorsicht und frage meist vorher.

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La_Cipolla

36, Männlich

Beiträge: 532

Re: Verantwortung im Rollenspiel(?)

von La_Cipolla am 01.03.2014 07:59

Boah, wir hatten mal Rollenspiel als Thema einer Projektwoche in der Schule angeboten, und einer von uns konnte es auch nicht lassen, irgendwelche Spielercharaktere zu vergewaltigen. Und dann überrascht sein, dass kein Mensch was mit Rollenspielen zu tun haben will, ey. @_o''

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19Uhr30

41, Männlich

Beiträge: 128

Re: Verantwortung im Rollenspiel(?)

von 19Uhr30 am 01.03.2014 12:52

Hmmm... Also Vergewaltigung scheint ja ein Thema zu sein, das viele Rollenspieler beschäfftigt. Okay...

Wie schon bei den Nazis bin ich auch hier der Meinung, dass Vergewaltigungen im Rollenspiel nicht grundsätzlich ein Tabu sein müssen. Man kann sich in Büchern und Filmen ganz offensichtlich mit dem Thema Vergewaltigung auseinander setzen. Warum sollte man das nicht auch im Rollenspiel können. Ich habe das noch nicht getan, also bleibe ich lieber bei Analogien zu Film und Fernsehen. Auch dort gibt es doch Beispiele, bei denen hitzig diskutiert wird, ob eine Darstellung einer Vergewaltigung angemessen und dramaturgisch sinnvoll ist oder eher wie eine unangemessene Zelebrierung wirkt. Das ist bestimmt immer eine Gratwanderung. Denn wenn man eine solche Tat nur andeutet, erzeugt man keinerlei Betroffenheit. Aber wenn man zu deutlich, hart und intensiv schildert, gerät man in die Situation, sich vielleicht an einer abscheulichen Tat zu ergötzen.
Im Rollenspiel kommt noch hinzu, dass ich es in einer kleinen Gruppe mit Fremden bis Freunden mache und jedem bewusst ist, dass die Beschreibungen, die der Spielleiter da von sich gibt Ausfluss seiner eigenen Fantasie sind. Wir neigen dazu Täter schwerer Verbrechen als Monster zu betrachten, aber es sind ganz normale Menschen, die so etwas tun. Menschen wie du und ich. Das kann im Rollenspiel unangenehm deutlich werden. Dessen muss sich dann jeder bewusst sein. Und ich denke, das könnte durchaus ein Vorteil der Darstellung im Rollenspiel gegenüber anderen Medien sein. Wenn auch einer, der schwer fällt.

GeneralError erwähnte, dass der Spielleiter stark gerailroaded hat. Das kann man vielleicht aber sogar als Stilmittel bezeichnen, um die Hilflosigkeit der Situation darzustellen, in der das Opfer dem Täter schlicht ausgeliefert ist. Ansonsten ist die ganze beschriebene Szene natürlich höchst problematisch. Die Vermischung Spieler- und Charakterebene gerade bei diesem Thema ist besorgniserregend. Gerade weil die Spielerin das auch als Drohung auffassen konnte.
Aber auch abseits dieses konkreten Falls ist die Vergewaltigung eines Spielercharakter wohl etwas grundlegend anderes als die Vergewaltigung eines NSCs. Aus letzterem kann ich einen gewöhnlichen Krimi-Ermittlungsplot spinnen. Da hätten wohl noch wenigsten Spieler ein Problem mit, weil die emotionale Nähe kaum gegeben ist. Die ist, wenn das Opfer ein SC ist automatisch da. Es erfordert auch ein höheres Maß an Beschreibung. Und -was im Rollenspiel sehr bedeutend ist- sie stellt einen enormen Eingriff des SLs in die Domäne des Spielers dar. Wenn ich einen stolzen Ritter spielen will, dann ändert es mein Charakterkonzept zwangsläufig, wenn der von einer Horde Räuber gruppenvergewaltigt wird. (Ich habe hier mal bewusst einen männlichen SC hinzugezogen. Ich halte es nämlich auch für problematisch, dass womöglich leichtfertiger in weibliche SC-Konzepte mit diesem Mittel eingegriffen wird, als in männliche. Auch wenn das natürlich die Realität widerspiegelt und man argumentieren könnte, dass die Gefahr vergewaltigt zu werden nunmal bei Frauen enorm höher ist und es im Rollenspiel anders darzustellen schlicht Realitätsverweigerung wäre.) Deshalb würde ich eigentlich dazu raten, es nur in Absprache mit dem Spieler zu ermöglichen.

Und natürlich hat das nun wirklich etwas mit dem Gruppenvertrag zu tun (Ich weiß... Das ist ja hier ein fast noch heikleres Thema...). Oder sanfter ausgedrückt: Mit den Erwartungshaltungen der Gruppe. Wenn ich gelassenes Abenteuerspiel erwarte, dann kann mir der Spielleiter kein emotionales Vergewaltigungsdrama vorsetzen. Es ist wieder wie bei den Nazis. Es muss einen gewissen Konsens geben, ob man Indiana Jones oder Schindlers Liste spielen möchte. Wenn da in der Gruppe Einigkeit besteht, dann darf der Spielleiter nicht plötzlich mit dem Gegenteil daher kommen.

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Zarathustra
Gelöschter Benutzer

Re: Verantwortung im Rollenspiel(?)

von Zarathustra am 01.03.2014 14:15

Bin ja kein Freund von Gruppenverträgen. Einfach weil ich dagegen bin wahllos jede Form der Absprache als solchen zu bezeichnen. Das ist so als würde eine Aquarienpumpe unter Motorsport laufen...

Vieles ergibt sich doch aber auch schon aus den bespielten Systemen und Settings. Und da erwarte ich vom Spieler, dass er sich informiert worauf er sich einlässt. Jedenfalls am Tisch. Bei meiner Sabbatrunde habe ich die Spieler kurz fragen beantworten lassen um die Bewerber zu filtern. Weil ich kein öffentliches debakel für meine ersten Stream wollte. Aber wenn sich jemand für eine Runde Vampire the Masquerade meldet und dann Pipi in die Augen kriegt wenn er nicht Edward und Bella bekommt sondern gekreuzigt den Sobnenaufgang betrachten darf, dann sehe ich die Schuld nicht bei mir.

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19Uhr30

41, Männlich

Beiträge: 128

Re: Verantwortung im Rollenspiel(?)

von 19Uhr30 am 01.03.2014 16:12

Okay... Bei Vampire muss man mit Geringschätzung von Leben rechnen, bei D&D damit in Schwertkämpfe verwickelt zu werden und bei Cthulhu damit, dass die SCs ihren Verstand verlieren.
Und bei welchem System haben die Spieler mit Vergewaltigung ihrer Charaktere zu rechnen? Ich kenne keins. Und ich bin mir sicher, dass es keines gibt, das auch nur annähernd populär ist.

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