Ein Funke Realität... und mehr
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Penumbra_Wolf
Gelöschter Benutzer
Ein Funke Realität... und mehr
von Penumbra_Wolf am 03.08.2013 21:50Hey Leute, ich hätte da mal so ´n paar Fragen.
Eine Frage die mir bei professionellen PnP-lern aufkommt ist: Wie viel Realität und wie viel Fiktion verträgt eine Runde bei euch?
Neigt ihr zu eher realitätsnahem Gameplay? In dem ihr euren Charakter wirklich nach jedem Besuch eines Bauernhofs oder einer Kanalisation ordentlich mit Seife durchhobeln müsst, weil sonst die Passanten der Stadt euch schief angucken?
Bezieht ihr auch solche reine Alltäglichkeiten wie Erschöpfung, Hunger, Harndrang oder ähnliches ein?
Schließlich muss eine möglichst authentische Spielewelt geschaffen werden. Doch inwieweit glaubt ihr, kann eine Runde eine solche vertragen? Und was wenn es in diesem Punkt Unstimmigkeiten zwischen den Spielern und vielleicht auch dem Meister gibt?
Davon abgesehen: Versucht ihr manchmal euch von euch selbst derart zu distanzieren, um einen Charakter zu spielen, der eurer Mentalität nicht entspricht, vielleicht sogar widerspricht? Oder versucht ihr euren Charakter in erster Linie auf eure Qualitäten zu zu münzen?
Und gestaltet sich eure Ausarbeitung eines Charakters im Regelfall eher entspannt? Oder könnt ihr ein viertel Reclam-Heftchen über diese schreiben, wenn nicht mehr?
Liebe Grüße,
Das Maß
Re: Ein Funke Realität... und mehr
von MindOfTheMadHatter am 04.08.2013 00:32Das hängt vom Fall ab. Bei mir ist die kurze Antwort: Nein.
Die lange Antwort wäre: meistens mache ich sowas nebenbei, wenn es sich ergibt. Zum Beispiel befindet sich meine Gruppe am Abend in einer Taverne, wo wir auch die Nacht verbringen. Da stört es nicht den Spielfluss, wenn man sich etwas zu Essen oder Trinken bestellt und sich mit der Gruppe berät. Oder wenn man mit Leuten am Tisch sitzt, die unter vier Augen reden wollen, dann kann man seinen Charakter mal die Latrine besuchen lassen. So, wie es eben passt. Dahingegen ist es unvorteilhaft, wenn man mitten im Kampf Harndrang verspürt, das kommt nicht so gut. Meiner Meinung nach ist der Spielfluss wichtig für den Spaß und von daher sollte sich solche realitätsnahen Momente auch nahtlos einfügen, da das Ganze ansonsten ins Stocken geraten kann.
Das Beispiel mit der Seife ist ähnlich. Da kommt es darauf, wie es der Spielleiter handhabt. Wenn er wirklich meint, dass die Leuten einen aufgrund des Geruchs meiden, sollte man wirklich baden.
Nun zu Frage der Ausführlichkeit des Charakters. In diesem Post
http://nerdpol.yooco.de/forum/re_charaktere___idee_ausbau_hintergruende-7581439-t.html#7581439
habe ich mal einen meiner Charaktere beschrieben und auch, wie viel Mühe ich hineingesteckt habe.
Das ist dann davon abhängig, wie lange du den Charakter behälst/behalten möchtest. Z.B. einen Cthulhu-Charakter würde ich nicht allzu viel Zeit widmen, da man ihn wahrscheinlich sowieso verliert. (Gut, außer man recyclet ihn) Genauso verhält es sich mit Charakteren für Oneshots, die du eben nur ein mal benutzt. Wenn du aber bspw. einen DSA-Charakter haben möchtest, den du wohl auch die nächsten Jahre spielst, dann bietet es sich eher an, eine kleine Mappe o.Ä. zu gestalten, wenn du dir die Mühe machen möchtest.
Das mal nur aus meiner Meinung & Erfahrung, aber ich hoffe, es hilft
Re: Ein Funke Realität... und mehr
von Newman1987 am 04.08.2013 08:55Sehr gute frage. Also realität ist wichtig, so sachen wie zb das die helden stinken wenn sie in einer kanalisation waren, oder das sie hunger haben wenn sie nichts essen macht die welt lebendiger.
wenn du es allerding übertreibst macht es niemandem mehr spaß.
Frag nach jedem abenteuer deine spieler was sie davon gehalten haben und was sie für verbesserungsvorschläge haben. das ist immer am besten, da es ja unzählige arten gibt zu spielen und zu spielleiten.
PS: Der spielspaß ist am wichtigsten, alles andere kommt danach
"when it rains look for rainbows. when it`s dark look for stars"
Re: Ein Funke Realität... und mehr
von koali am 04.08.2013 08:59Die Realitätsnähe kommt immer auf die Situation an.
ist es für mich als Meister nützlich, dass die Helden mal ein bad nehmen müssen, so müssen sie das auch.
Aber alles immer ausspielen NEIN...
Grade wenn man sich in ner Runde nur für 3-4 Stunden abends trifft. Dann frisst sowas einfach wertvolle Storyzeit.
Es reicht, wenn man den Spielern hin und wieder vor augen führt, was sie machen müssen.... oder das mal andeutet.
Re: Ein Funke Realität... und mehr
von Newman1987 am 04.08.2013 09:05UNSER MEISTER: will jetzt das wir für jedes talent bzw jeden talentpunkt zeitheinheiten aufwenden um es zu steigern. das ist mir zu viel relität (bzw buchhaltung) und habe mich schon mit Meister zusammen gesetzt um eine andere Regelung zu finden die auch realistisch, aber nich so aufwendig ist
"when it rains look for rainbows. when it`s dark look for stars"
Re: Ein Funke Realität... und mehr
von Thordor am 04.08.2013 12:49Also ich finde Realitätsnähe ist eine schöne Sache –man muss nur das richtige Maß finden. Hierbei finde ich wichtig, dass sich das zwischen Spielern und Spielleiter auspendelt.
Alles kann sowieso nicht gemacht werden –dann würde man ja quasi Echtzeit spielen („Ihr müsst jetzt 12 Stunden den Eingang bewachen und dürft euch nur rühren oder sprechen wenn Alarm oder neue Befehle kommen –viel Spaß" ). Es ist aber wichtig, dass der Unterschied vermittelt wird, zwischen dem was wirklich nicht passiert und dem was einfach normalerweise nicht ausgespielt wird (damit die Spieler dann z.B. überzeugend rüber bringen, dass sie einen ganzen Tag regungslos in der Sonne verharrt haben –auch wenn das jetzt nur 5 Minuten Spielzeit waren).
So muss man als Meister nicht jeden Spieler immer soundso viele Stunden nachdem er was zu sich genommen hat eine Toilette suchen lassen –sowas geschieht halt unausgespielt zwischendurch und wenn die Spieler solche Details nutzen („Die Wache da muss bestimmt irgendwann mal kurz weg...") dann gilt das eben auch andersherum.
Also muss man kurz gesagt schauen welche Details man in welchem Umfang mit einfließen lässt.
Was die Frage mit dem Charakter betrifft: Ich habe einen Charakter wirklich lange über Jahre gespielt. Es war eigentlich ideal, dass ich ihn relativ offen konstruiert hatte und sich sein Charakter dann mehr und mehr aus seinen Erlebnissen herauskristallisieren konnte (darüber könnte ich jetzt auch viel schreiben). Wenn der Charakter die Zeit bekommt und man mit ihm eine Art Sozialisation durchmacht kann man sich auch am besten in ihn versetzen und erlebt meiner Meinung nach das mit beste am Rollenspiel.
Ansonsten ist es immer eine Typfrage ob man Charakteren ein bisschen sich selbst angleicht oder versucht ihn krass gegenläufig zu gestalten. Nur wenn man sich auf etwas ganz anderes einlässt sollte man sich auch bemühen das ernsthaft zu verkörpern –sonst verdirbt man evtl. leicht mal einem Mitspieler den Spaß.
Hoffe das hilft...
Penumbra_Wolf
Gelöschter Benutzer
Re: Ein Funke Realität... und mehr
von Penumbra_Wolf am 06.08.2013 19:50Vielen Dank für die aufschlussreichen Antworten und Beispiele. :)