Sammlung von Cyberpunk-Rollenpielen
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Sammlung von Cyberpunk-Rollenpielen
von Azradamus am 03.11.2018 16:27Moin,
ich würde gerne einmal ein paar Bücher und möglicherweise auch Kurzreviews zusammen tragen.
Thema: Welche Cyberpunk-Rollenspiel kennt ihr?
Und was könnt ihr dazu sagen? Schon einmal gespielt? Liegen sie euch? Klingen sie für euch interessant?
Ich beginne einmal:
1. Corporations
2. CyberPunk 2020 (2, 3 Editionen?)
3. Shadowrun (5 Editionen)
4. Savage Worlds: Daring Tales of the Sprawl
5. Savage Worlds: Interface Zero 2.0 (2 Editionen + Fatekonversion)
6. The Sprawl (Powered by the Apocalypse)
1) Habe ich mir irgendwann einmal im Tanelorn empfehlen lassen. Glaube, da gibts nur ein Grundregelwerk und weiß gar nicht, ob das ins Deutsche übersetzt wurde.
2) Alter Klassiker, von dem man viel hört. Weitverbreiteter Tenor: Das Rollenspiel ist zu sehr in die Jahre gekommmen um heute noch Neuspieler zu flashen. Also eigentlich das Cthulhu der CyberÜunk-Rollenspiele. Ich hab die Games-Inn-Auflage. Also nicht schwarz-rot, und... ja, es wirkt altbacken und teils etwas klobig. Andere Meinungen?
3) Zu Shadowrun muss ich glaube ich nichts mehr sagen. Spiele es seit 2009. Sehr breitgefächerte Regeln. Ich würd sagen, manchmal das DSA unter den CyberPunk-Rollenspielen, nur dass es in der Szene teils sehr planungsintensiv und dungeincrawlig gespielt wird.
4) Offizielle kurze Savage Worlds Konversion von Anfang oder Mitte der 2000er. Hab daraus eine Minikampagne geleitet. Regeln sind sehr eingängig. Nur auf Englisch.
5) teils eine Vertiefung des Sci-Fi-Compendiums für Savage Worlds. Hat ein paar nette Ansätze, fürchte aber, sie versuchten zu nah an Shadowrun ranzukommen. Der Hersteller scheint aber jetzt mehr auf Fate umzuschwenken, wenn er das RPG nicht schon eingestellt hat. Nur auf Englisch.
6) System Powered by the Apocalypse, daher sehr Erzählspiel-orientiert. Vollmündig wird hier ein ein Rollenspiel angekündigt, dass sich sowohl an William Gibson (Neuromancer & Co) wie auch an anderen großen RPG-Vertretern (CyberPunk 2020 und SR) orientiert. Defacto scheint es mir aber deutlich mehr in die Shadowrun-Richtung zu kippen. Hab's noch nicht selbst ausprobiert. Bin sekptisch. Gibt es auch in der Deutschen Übersetzung, dann mit wunderbar schrägen (sehr kunstvollen) neuen Illustrationen.
So, jetzt seit ihr dran!
»If they give you ruled paper, write the other way.«
Juan Ramón Jiménez
Re: Sammlung von Cyberpunk-Rollenpielen
von Huron am 05.11.2018 19:29Also es gäbe noch Megacity Mercenaries, das gibs bei Drivethrurpg für lau (Hab allerdings noch nicht reingeguckt)
Zu:
2. Ich schmöcker gerne in den alten Quellenbänden herum wenn ich Inspiration für meine Spielrunde brauche. Das CP2020 selber muss ich leider sagen finde ich sehr schlecht. Ich konnte das Spiel einmal in einer Proberunde kennenlernen und es hat ähnlich wie DSA oder Shadowrun 1 das Problem der wie du schon angemerkt hast sehr altbackenen Regeln, man wusste es eben damals nicht besser.
Das was mir am wenigsten gefiel war die Charaktererschaffung! Für alle die das Spiel nicht kennen: Man würfelt den Charakter ähnlich wie in CoC zufällig aus, wobei man allerdings wie bei Shadowrun ein vollausgearbeitetes Ausrüstungssystem hat. Und wenn man soviel Würfelpech wie ich hat dann startet man mit 2 - 3 Feinden, ein paar 100 Credits welche nichtmal ausreichen um eine Monatsmiete zu zahlen und einer Manisch depressiven Geistesstörung. Meine ersten 2 Versuche einen Charakter zu bauen mussten verworfen werden da diese schlicht nicht Lebensfähig bzw. "Taschenlampenfallenlasser" geworden sind. Und selbst der 3. Versuch hatte gerade mal genug Kohle bekommen für einen Sporn und eine Uzi (Cyberarm dazu konnte er sich nicht leisten). Für einen Solo die ja eigentlich vercyberte Krieger sein sollen, ziemlich erbärmlich. Einzige Möglichkeit das Geldproblem zu umgehen ist sich bei Charerschaffung an einen Konzern zu verkaufen und so mehr Geld zu bekommen (Dafür ist man halt auch dauerhaft an diesen gebunden).
3. Shadowrun habe ich in der 5. Edition 4x gespielt und bin leider auch nicht wirklich warm geworden was zum Teil an den Regeln lag. Für mich fühlt sich einfach alles komplizierter und zufallsbasierter an als "damals" in der Vierten. Sei es Matrix (Was ich zugebenermaßen sowieso nie verstanden hab), Kampfsystem oder das hin und herrechnen der Werte. Wenn man die Grundregeln intus hat dann macht dieses System viel Spaß, zum Problem wird es meiner Meinung nach erst wenn man Hacker bzw. die Astralwelt in die Gruppe einbauen möchte, gerade die Matrix ist ein solcher zeitfressender Moloch in meinen Augen und auch den der meisten mit denen ich über das Thema gesprochen habe das die fast alle Spielleiter die ich kenne mittlerweile sagen "Hacker gibts bei uns nur als NSC". Das was jedoch schön ist an diesem System, ist der Einstieg. Für 20€ kriegt man ein vollfarbiges Hardcover Regelwerk mit über 500 Seiten und das müssen andere Firmen erstmal nachmachen, will man einen Magier spielen dann kauft man sich noch das Grimoire dazu und fertig, oder Killcode für Hacker oder oder oder.
6. Das einzige System was ich derzeit aktiv spiele. Ich persönlich empfinde Der Sprawl als das beste Cyberpunk Spiel was ich bisher spielen durfte. Die Regeln sind verdammt einfach, es wird Fokus auf das erzählerische gelegt und weniger auf Zahlen und Werte. Das es an Shadowrun erinnert ist auf jeden Fall so gewollt (Shadowrun selber basiert ja auch nur auf CP2020), es beschreibt sich selbst ja auch als "Missionsbasiertes Cyberpunkgame". Die Matrix, die Cyberware etc. erinnert mich von den Beschreibungen sehr an den ersten Ghost in the Shell Film von 95 und die Neuromancer Teile. Besonders schön finde ich auch den Aspekt das die Spieler gemeinsam mit dem SL die Spielwelt gestalten. Sprich es gibt keinen Metaplot oder allgemeinen Hintergrund. Die Spielgruppe muss sich also auf ein Szenario einigen und jeder Spieler inkl. SL erstellt einen Megakonzern und dessen "Charakterzüge" und Schwerpunkt. Alle Konzerne erhalten dann einen sogenannten "Countdown" welcher bei 12:00 startet und je mehr die Spieler die Konzerne mit ihren Aktionen und Jobs ärgern steigern sich diese. Erreicht ein Countdown 00:00 dann ist der Konzern so richtig angefressen und will den "Runnern" ans Leder.
Das Hacking fügt sich meiner Meinung nach besser als bei Shadowrun ein, auch deshalb weil es lediglich 6 Aktionen gibt die sich durch das erzählerische gut einfügen ins Spiel (Außerhalb der Matrix gibt es 9 Grundaktionen die am wichtigsten sind und mit denen man 90% des Spiels bestreiten kann).
Solltest du das Spiel mal ausprobieren wollen würde ich mich gerne als Meister anbieten
Re: Sammlung von Cyberpunk-Rollenpielen
von Purzelkater am 07.11.2018 19:15Wirklich selbst gespielt (das aber über einige Jahre hinweg sowohl als Spieler, als auch als Spielleiter) habe ich aus diesem Genre wohl nur Shadowrun 4. Das hat eigentlich immer Spaß gemacht, vor allem der ganze Crunch ist absolut bombastisch - aber damit vielleicht auch schon etwas zu übertrieben umfangreich.
Und was ich immer als störend empfand, waren die praktisch 3 Regelsysteme in einem Spiel ("Normale" Welt, Matrix und Magie). Wir haben uns in unseren Runden immer darauf geeinigt, entweder Magie- ODER Matrix-Anwender in der Gruppe zu haben.
Der Sprawl habe ich hier in der deutschen Fassung im Regal stehen, aber noch nicht gespielt. Das hat sich bisher noch nicht ergeben. Wenn man mit SR groß geworden ist, hören sich die Regeln von Der Sprawl aber auf alle Fälle sehr abstrakt an. Bin mir nicht sicher, ob ich da einen Zugang finde.
Ansonsten kenne für Shadowrun 5 noch den offiziellen Ableger Shadowrun: Anarchy. Darin sollen die Regeln von Shadowrun 5 in Richtung FATE angepasst worden sein. Die Meinungen dazu sind aber, wie so oft, gespalten.
Dann kenne (und habe) ich auch noch das erwähnte Interface Zero (2.0) von Metal Gun Games. Das Setting spricht mich eigentlich schon sehr an (quasi Shadowrun ohne Fantasy). Neben der Savage Worlds und der FATE Version gibt es auch noch eine (m.M. sehr stylische) auf den Pathfinder-Regeln basierende Version. Ende November soll auch endlich die angekündigte Variante mit Starfinder-Regeln erscheinen. Und ja, IZ gibt es nur auf Englisch.
Die erste Edition von Interface Zero basierte übrigens auf den D20 (True20, Modern20) Regeln.
Grüße vom
Purzelkater
Re: Sammlung von Cyberpunk-Rollenpielen
von Azradamus am 12.11.2018 01:32@Huron & "The Sprawl"
Dankeschoen fuer diese ausfuehrliche Review und Erläuterung. Freut mich, dass es fuer dich eine gute Alternative darstellt, das macht neugierig auf mehr.
Allerdings habe ich fuer mich die Befuerchtung, dass der Folus von The Sprawl zu sehr auf dem Missionsrahmen liegt. Also irgendwas fuer irgendwo tun, irgendwo eindringen etc.
Mein Eindruck beim Lesen war, dass mir da zu viel Zwischentöne, wie etwa das Leben der SC in einer Cyberpunkwelt verloren gehen könnte. *sfz*
@Purzelkater und "Shadowrun: Anarchy"
Stimmt, diesen Regelversuch habe ich vergessen. Ich fand Anarchy zu unausgegoren. Zu viel wHat riesigviel Spaß gemacht! Shadowrun mit euch ist einfach immer großes Kino!as ich an Regeln nicht bythebook lausfuehren kann. Anarcjy moechte Erzaehlspiel sein, scheitert fuer mich aber etwas am Verstaendnis der Autoren dafuer, was sie da eigentlich umsetzen wollen.
Bezahlung in Punkten ist nicht fluffig sondern sehr crunchy. Die weiterreichende SLposition innerhalb der Erzaehlung zu unstet.
Vom Ansatz her mag ich die kurzen Plothooks in ihren Ausfuehrungen. Ist super geworden, aber die Regeln kleben zu dicht an SR und sind gar nicht intuitiv oder Erzaehlspielig, finde ich. Leider
@Shadowrun 4
Allerdings, da komme ich her. Leite ich seit 7-9 Jahren.
»If they give you ruled paper, write the other way.«
Juan Ramón Jiménez
Re: Sammlung von Cyberpunk-Rollenpielen
von Huron am 15.11.2018 16:48Naja in der Einführung auf der 3. Seite steht ja bereits „Der Sprawl steht für missionsbasierte Cyberpunk-Action in einer dreckigen Zukunft voller Neon und Chrom." Und seien wir doch mal ehrlich 8 von 10 Shadowrunrunden laufen doch genauso ab. Kurzkampagne hier mit 3 – 4 Missionen bzw. Oneshot an Oneshot. Zumindest habe ich seit Beginn meiner RPG Zeit mit Ausnahme von einer Gruppe genau das erlebt und kenne auch fast niemanden dem es anders ging.
Wieviel Rollenspiel du da einbaust ist ja deine Sache so wie im SR auch. Du kannst deinen Runnern sagen das sie nur 2 Tage Zeit haben für den Auftrag und so sind die Spieler ja in gewisser Weise dazu gezwungen so schnell wie möglich gute Beinarbeit zu leisten um den Auftrag zu erledigen und bezahlt zu werden. Gibt es kein Zeitlimit gehen die Charaktere vielleicht noch einen trinken und tauschen sich über ihre Vergangenheit/Vorlieben etc. aus oder es gibt ihnen die Gelegenheit ihre Schwächen auszuspielen. In „Der Sprawl" ist das mit dem Rollenspiel und den Schwächen/Beweggründen der Charaktere (Hier Direktiven genannt) auch ein wenig anders geregelt. Der Spielleiter ist dazu angehalten diese natürlich wie in allen anderen Systemen auch den Spielern vorzuhalten und sie dadurch ins schwitzen zu bringen, im Sprawl ist es so das die Spieler selber aber auch ein Interesse daran haben möglichst oft ihre Direktiven auszuspielen da dieses nämlich Erfahrungspunkte bringt. Mal als Beispiel aus der aktuellen Runde in der ich gerade leite:
Nitro, seines Zeichens Drohnenrigger und Driver hatte in der Vergangenheit an der Seite einer Gang öfter den Megakonzern Matsumata Heavy Industries beklaut und die Ware vertickt. Unter anderem auch seine supertolle Riggerkontrolleinheit im Kopf. Nun wird er vom Konzern gesucht, in der letzten Mission war es so das er beim „Auf die Straße gehen" und dem kontaktieren seine Connection gepatzt hatte und von seinen Ludolfs-Schrotterkollegen gesagt bekam „Klar, die Teile können wir dir besorgen" und kurze Zeit später „Ähm ja gab ein Problem, komm bitte her und hole sie dir ab". Was war passiert? Ein Freelancer-Killer von MHI hatte das ganze mitbekommen und hielt die 4 nun als Geisel, es kam auf dem Schrottplatz zu einem kleinen Gefecht in dessen Verlauf der Killer gerade so überwältigt und am rufen von Verstärkung abgehalten werden konnte. Dabei wurde auch einer der Ludolfs verletzt. Hier ergeben sich gleich mehrere Plothooks:
Woher kam der Killer? Er arbeitete nicht alleine, wer waren also seine Verbündeten und können sie uns auch auf die Nerven gehen weil wir mit ihm zusammenarbeiten?
Hat MHI vorher Infos vom Freelancer zu Nitro erhalten die ihn erneut aufspürbar machen?
Ist der Ludolf mit der schlimmen Beinverletzung nachtragend und versucht ihm dies irgendwie heimzuzahlen?
Und Nitro freute sich über diese Komplikation denn sie hatte sowohl den Auftrag in der Beinarbeitsphase angeheizt und Paranoia geschürt als auch dafür gesorgt das seine Direktive „When your former membership of Speed Slicks hinders the mission, mark experience." in Zusammenhang mit seinem +Gesucht Tag von MHI ihm einen zusätzlichen Erfahrungspunkt beschert hat.
Eine andere Sache die ich schön finde ist die Tatsache das wenn man versucht andere Spielercharaktere von seinem Standpunkt zu überzeugen, es für diese tatsächlich Sinn machen kann demzufolgen. Ich bin mir sicher die meisten waren schon einmal an diesem Punkt wo die Charaktere vollkommen anderer Meinung waren und sich auch nicht mehr mit Argumenten einigen konnten. „Was soll ich werfen? Aha ich hab 7 Erfolge bei überzeugen und dein Char muss meinem nun folgen!" Bei der Sprawl ist es nun so das der Spieler entweder die Wahl hat der Argumentation zu folgen und dabei einen Erfahrungspunkt zu bekommen oder er muss unter Druck handeln und weiter bei seiner Haltung bleiben. So gibt es in gewisser Hinsicht 2 Gewinner: Spieler A kriegt was er will und Spieler B ein Erfahrungspunkt extra.
Natürlich kannst du auch Rollenspiel zwischen den Missionen betreiben, es gibt sogar ein offizielles Dokument mit Zügen die man als Anleihen nehmen könnte. Wieviel Mission du an deinen Spieleabenden einfügst ist ja letztendlich deine Sache. Achja bevor ich es vergesse, es gibt auch noch 1 weiteres pbta Spiel mit Cyberpunksetting. Das eine wäre "The Veil"(Geht so wie ich es gehört habe, eher Richtung Shadowrun 4 also Science fiction mit Cyberpunkanlehnungen) und ansonsten habe ich letztens auch noch die Systeme "Hydro Hackers" und "SIGMATA: This Signal Kills Fascists" auf Drivethru gesehen kann sonst aber nichts weiter dazu sagen wie die sich spielen.
Re: Sammlung von Cyberpunk-Rollenpielen
von EinfachNurA am 15.11.2018 20:53Headspace gibt es auch noch.
Nitro findet, dass in the Sprawl auch trotz des expliziten missionsbasierten Ziels durchaus genug schönes Rollenspiel aufkommen kann. Wie bei Shadowrun auch, hängt es eben auch von der Gruppe ab und der Ablauf ist doch meisten sowieso, Auftrag annehmen, Beinarbeit, Auftrag erledigen. Dann wahlweise sterben oder Belohnung abholen.
GrußE
EinfachNurNitro
EinfachNurAs Blog
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Re: Sammlung von Cyberpunk-Rollenpielen
von Azradamus am 16.11.2018 09:26Danke Huron fuer die ausfuehrliche Einschaetzung. Das ist sehr hilfreich.
Aber, du sagst es selber, wie bei Shadowrun. und grad vom reinen Missionsstil Shadowruns moechte ich auf dieser Cyberpunksuche weg. Und das hat wenig mit einfach nur mal Schwaechen ausspielen zu tun.
Sondern wirklich in der Struktur. Und das foerdert der Sprawl ja bewusst und ist ein Kernelement.
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Juan Ramón Jiménez
Re: Sammlung von Cyberpunk-Rollenpielen
von Athair am 04.12.2018 03:20Interface Zero ist übrigens ursprünglich ein True20-Setting.
Weitere Versionen gibt es für das genannte Savage Worlds sowie für Fate und Pathfinder & Modern20.
Re: Sammlung von Cyberpunk-Rollenpielen
von lilith am 24.07.2019 19:25Wundert mich ja, dass noch keiner von dem PbtA Gegenstück zu "The Sprawl" geschrieben hat: The Veil.
Während der Sprawl das Metahadonprogramm für Shadowrunsüchtige ist, ist The Veil das tatsächliche PbtA Cyberpunk Rollenspiel. Man betreibt wie bei PbtA üblich zu Beginn sein Worldbuilding. Je nach Playbook werden Nuancen des Spiels durch den Spieler des jeweiligen Playbooks vorgegeben: Der Architect bestimmt/modifiziert den Veil, der Honorbound bestimmt das Konzept der Obligation.
Wie die Welt insgesamt aussieht bestimmt der Tisch. Es gibt eine Vielzahl von Playbooks und eine Vielzahl an Moves - was es nicht geeignet macht für PbtA - Neulinge.
Innovativ ist vorallem die Abwendung von "Attributen", deren mentale Zuordnung zu Fähigkeiten eher vereirrt, hin zu "Emotionen". Will ich bspw. den Dealer umnieten, ist nicht die Frage, ob ich schießen kann (Geschicklichkeit), sondern, wie ist es fiktional zu begründen: War ich angespannt und bin im Anschluss außer mir, oder bin ich eiskalt und konzentriert vorgegangen. Je nachdem wird ein Bonus auf den Wurf gerechnet. Klingt erst einmal ungewöhnlich, ist aber sehr effektiv, da man sich zu jedem Zeitpunkt mit dem Innenleben der Figur auseinandersetzt.
Richtig herausfordernd ist das Playbook des Apparatus, der als AI erst erwacht ist und nur eine Emotion beherrscht: Erst nach und nach werden ihr Andere Emotionen zugänglich.
Alles in allem ist The Veil eines der vielseitigsten, aber auch komplexesten PbtA Spielen - allerdings wird man vom Regelwerk gut an die Hand genommen und kann sich schnell zurecht finden.
Mein Highlight: Man kann mit dem Executive Playbook selbst zum Mr. Johnson werden.
Auch interessant: Man kann auch als Individuen spielen, und muss nicht zu einer Party zusammenfinden. Macht es eventuell etwas herausfordernd für den GM. Aber den Figuren wird ein Eigenleben ermöglicht.
Man kann mit The Veil auch Runs durchziehen, wird aber dabei allerdings nicht unterstützt. Es gibt keine Decker, Staßensamurai etc. Dafür erhält man die Möglichkeit das Genre Cyberpunk breit zu bespielen.