Verantwortung im Rollenspiel(?)

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La_Cipolla

36, Männlich

Beiträge: 532

Re: Verantwortung im Rollenspiel(?)

von La_Cipolla am 28.02.2014 12:36

Verantwortung (und damit Moral) sind für mich nie Verpflichtung, sondern immer was letztendlich Freiwilliges, wie alle Tabus. Verpflichtend sind lediglich Gesetze, und selbst das darf man anzweifeln. Wenn man allerdings eine Verantwortung nicht wahrnimmt, die gesellschaftlich erwartet wird, oder Tabus bricht, die konventionell nicht gebrochen werden sollten, darf man auch nicht überrascht vom Feedback sein. Heißt, wenn du als Lehrer Pornos im Unterricht zeigst, selbst Soft-Pornos, die von der Altersbeschränkung her funktionieren, musst du dich auch mit den wütenden Eltern auseinandersetzen (und eventuell damit, gefeuert zu werden).

Persönlich mache ich das ganz vom Kontext abhängig. In ner privaten Runde scheiße ich auf "allgemeine" Verantwortung und beschränke ich mich auf Rücksicht gegenüber meinen Freunden und Mitspielern. Wenn ich aber öffentlich oder gar als Autor (!!) agiere, ist die Situation eine ganz andere. Da nehme ich dann gern auch mal Haltungen ein, die ich sinnvoll finde, aber selbst eigentlich nicht vertreten würde. Das ist aber, wie oben geschrieben, eine moralische Entscheidung, die ich getroffen habe, weil sie meinem Ego schmeichelt (und sich dadurch einfach gut anfühlt). <3

 

Los Muertos, ein Rollenspiel mit Skeletten - Inklusive Thread am Nerdpol!

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Zarathustra
Gelöschter Benutzer

Re: Verantwortung im Rollenspiel(?)

von Zarathustra am 28.02.2014 06:38

Auch Minderjährige werden in meiner Freizeit nicht von mir betreut, denn niemand bezahlt mich dafür. Diese 18er Grenze halte ich nicht für sinnvoll.

Vielleicht sehe ich das Thema etwas anders weil ich meist Sl bin und mir demnach einfach passende Spieler aussuchen kann und als Spieler entweder konkret für irgendwas engagiert werde oder die Sau rauslasse.

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GeneralError
Gelöschter Benutzer

Re: Verantwortung im Rollenspiel(?)

von GeneralError am 28.02.2014 01:09

Hexxchen, du sprichst da was Wichtiges an...

Ich war mal Spieler in einer langjährigen D&D (3.0, dann 3.5)-Gruppe, die dann am Ende wegen sowas explodiert ist.

Der SL hatte gemeint, er müsse eine Spielerin in der Gruppe angraben, welche ihm dann aber klargemacht hat, dass da nix geht.

Seine Art und Weise, damit umzugehen, war, im nächsten Abenteuer die Gruppe im wahrsten Sinn des Wortes in die Hölle zu railroaden, wo der SC der Spielerin (Elfendruidin) vor den Augen der wehrlosen (weil von Kräften der 9 Höllen gefangengenommenen) Gruppe dann vergewaltigt wurde.

Die Reaktion fiel so aus:

Die Spielerin lacht und bleibt ganz ruhig, sagt nichts und geht raus auf den Balkon, um eine zu rauchen.

Der etwas einfältige Spieler des tumben Barbaren kratzt sich am Kopf und meint nur "Das ist gerade nicht wirklich passiert, oder?!?", macht die Gesichtspalme dann den doppelten "Steve-Austin-Gruß" (beide digitus impudicus zum Gruße mittig erhoben) und folgt der Spielerin mit einem gemurmelten "Volker, du bist ein dämlicher Bastard." auf den Balkon.

Der Spieler des Gruppenmönchs sitzt am Tisch und glaubt, wegen Koffeinüberdosis und massivem Schlafentzug zu halluzinieren und bittet den Mitspieler S., ihn als reality check zu ohrfeigen, was S. dann auch bereitwillig tut, woraufhin der Mönchsspieler den SL anschaut und ihn ein verachtenswertes ehr- und rückgratloses Chauvinistenschwein nennt.

Der Spieler des Gruppenhexers ("Spieler S.") und Gastgeber der Runde sagt nur "Verpiss dich aus meinem Haus! Du hast 5 min., dann hol ich die Polizei." woraufhin der Ex-SL ganz verdutzt guckt und S. dann sagt "Du bist hier nicht mehr erwünscht. DU GEHST JETZT." und der V. dann ganz hektisch und überstürzt sein Zeug einpackt und verschwindet.


Die übelste Art und Weise, die ich je erlebt hab, einen RPG-Abend zu beenden... 

Ok, abgesehen von der Begebenheit, als bei einer DSA-Runde bei einem der Spieler zuhause ein anderer Mitspieler(T.) nicht die zweite, sondern die erste Tür links im Obergeschoß nahm und statt dem Bad das Schlafgemach der Eltern des Mitspielers erwischt hatte, welche schon zu Bette lagen... und dieser Mitspieler laut seiner eigenen Aussage "das Bad" mit bereits aufgeknöpfter Hose betrat als er den Lichtschalter betätigte... catastrophic hilarity ensued...
 

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Hexxchen

33, Weiblich

Beiträge: 655

Re: Verantwortung im Rollenspiel(?)

von Hexxchen am 27.02.2014 23:56

Es liegt natürlich in der Verantwortung jedes Teilnehmers, dass niemand erheblichen geistigen Schaden davon trägt.
Und es liegt in der Verantwortung jedes Spielers für sich selbst zu entscheiden was er will und wie sehr er das Spiel für andere einschränkt.

Denn wäre ich ein Vergewaltigungsopfer und mir würde im PnP wer damit kommen, so würde ich sicher total ausflippen.

Dazu findet das ganze nochmal auf 2 Ebenen statt.
WAS passiert? Nazis, Vergewaltigung, Holocaust, Kinderleid, Familie, ....
Spieler haben manchmalo eine persönliche unangenehme Vergangenheit mit einem Thema oder reagieren auch einfach so empfindliich darauf. Wenn es den Spaß für einen verdirbt hat man am Ende nichts davon. Da muss man überlegen ob die Gruppenkonstellation und das Spiel passen.(und vieles mehr)

WIE INTENSIEV passiert es? Nazi ist nicht gleich Nazi und zwischen "du hörst eine Frau schreien und siehst wie ein dunkel gekleideter Mann versucht sich zu nehmen was er von ihr will" und "ein panischer Schrei erfüllt die Lust. Eine junge wehrlos wirkende Frau wird von einem breiten Kerl mit stiernacken hinunter gedrückt. Mit der freien Hand reißt er ihre Bluse auf und quetscht rücksichtslos ihr Brust..." liegt bereits ein Unterschied.
Wer viel Phantasie hat wird härter getroffen. Mehr Deteils machen die Sache anschaulicher. Und nicht jeder Spieler ist in der Lage emotionalen Abstand zu halten wo er ihn nötig hat.
 


Weiterhin wll ich nochmal 2 Fälle unterscheiden.

Eingespielte Gruppen sollten hier nur selten auf ein Problem stoßen. Wahrscheinlich hat man gemeinsame Erfahrungen gemacht und hat auch ähnliche Wünsche und Vorlieben in der Ausrichtung des Spiels.

Fremde jedoch lassen sich auf ungeahntes ein. Und da ist es wichtig das zu tun was Zara nur aus  Nettigkeit tut. Man muss sich über ein paar Dinge im klaren werden. Hausregeln, Spielweise, Thema abklären. Und dann müssen Tabus beachtet werden! Wenn der Spieler nicht mit meinem Vorhaben klar kommt ändere ich mein Vorhaben oder der Spieler springt ab. das ist nunmal so.
Aber um den Spielspaß zu wahren sollten Absprachen gemacht werden. 

So und zum Abschluss möchte ich nochmal anmerken: Ich bin tatsächlich jemand, der die gesamte Verantwortung für sich auf sich selbst nimmt. Meister bekommen von mir meist einen Freifahrtschein, weil ich düstere stimmung und inneren Horror im RP einfach liebe. Ich werde gerne auf die Probe gestellt aber ich muss dann auch mich selbst zur Verantwortung ziehen falls es mir doch zu derbe wird und ich nicht die Reißleine ziehe.
Also nochmal als Notiz: Verantwortung kann sich verlagern und das tut sie besonders wenn Minderjährige dabei sind! 

Ich hoffe mit meinen Ansichten einen sinnvollen Beitra geleistet zu haben. 
Es ist zwar nur ein Randthema aber darüber einmal zu sprechen und kurz zum Nachdenken halt zu machen schadet nicht. 

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Zarathustra
Gelöschter Benutzer

Re: Verantwortung im Rollenspiel(?)

von Zarathustra am 27.02.2014 16:18

Ich habe nie gesagt man solle rücksichtslos sein. Ich sehe nur keine Verpflichtung zum Gegenteil.

Und wer so cool sein will wie ich steht erstens vor einer unlösbaren Aufgabe und ist zweitens selbst dran schuld.

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koali

45, Männlich

Beiträge: 3723

Re: Verantwortung im Rollenspiel(?)

von koali am 27.02.2014 11:15

Jop... ich denke auch, das es das ganz gut trifft!

Was mir auffällt ist dass du Zara, ständig behaubtest ohne Verantwortung und voll aufe Omme zu spielen... HART sein... männlich sein...

Deien bisherigen Streams zeigen ein anderes Bild...


Vieleicht stimmt auch deine Selbsteinschätzung nicht ganz!
Oder du bist eine wirklich fiese Person, die uns allen richtig einen vor macht...
KA...

Wie oben schon gesagt, jeder sollte Verantwortung haben, für sich selbst und für diejenigen mit denen er/sie eine gute Zeit haben will. Sei es im Rollenspiel oder woanders.
Es schadet auch nicht sich über seine Verantwortung Anderen gegenüber ein bissl n Kopf zu machen.

Oben steht: Wers nicht gucken will (oder kann) der solls nicht gucken.
Hmmm... Was ist mit denen, die cool sein wollen wie das Kamel und sich das ganze dann wieder besseren Wissens antun?

Wenn ich schon nicht die Verantwortung übernehme für meine eigenen Sachen, kann ich natürlich auch für andere keine Verantwortung übernehmen, soweit ist das klar.
Aber in einer verantwortungslosen Welt, möchte ICH zumindest nicht leben.

ABer wie auch schon gesagt, ich glaube, das Zara instinktiv, unterbewusst oder wie auch immer trotzdem verantwortungsvoll handelt.
Auch ein Advocatus Dialboli kann hier ja nicht schaden.... wenn mein Eindruck nicht so ganz täuscht!?


Kolali_auf_Youtube1.jpg

Antworten Zuletzt bearbeitet am 27.02.2014 12:31.

PurpleTentacle

-, Männlich

Beiträge: 417

Re: Verantwortung im Rollenspiel(?)

von PurpleTentacle am 26.02.2014 19:39

Besser als 19Uhr30 könnt ich's nicht in Worte fassen! 

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Wer Regeln konsequent ignoriert und handwedelt, sollte bei Empfehlungen und Diskussionen mal schön die Kresse halten.

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19Uhr30

41, Männlich

Beiträge: 128

Re: Verantwortung im Rollenspiel(?)

von 19Uhr30 am 26.02.2014 19:33

Ich denke auch, dass es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, dass man auf seine Mitspieler Rücksicht nimmt und dass jeder Spieler darauf achtet, dass jeder am Spiel Spaß hat. Aber ich habe auch den Eindruck, dass das in der Praxis ein deutlich geringeres Problem ist, als es in solchen Diskussionen zu sein scheint. Wenn ein Spieler mal sowas wie "Tabus" eingebracht hat, waren das eher Dinge an der Spielwelt, die er nicht mochte. Also beispielsweise "Ja... Lass uns in Aventurien spielen, aber Maraskaner finde ich so nervig. Könnten wir sie einfach dezent verschweigen?".
Dagegen musste man über das Thema Sex beispielsweise nie sprechen, weil jedem klar war, dass man Sex wie in einem Hollywoodfilm behandelt und nicht wie in einem Schaukelfilmchen aus dem Netz.

Und so verhält es sich doch auch mit Nazis! Ja genau! Mit Nazis ist das nämlich genauso wie mit Sex... Man kann sie so oder so behandeln. Aber man macht es für gewöhnlich einfach nicht auf die extreme Weise. Man könnte im Rollenspiel Nazis wie in Indiana Jones oder auch wie in Schindlers Liste behandeln. Aber wenn man sie wie in Schindlers Liste behandelt, dann bitte auch mit der nötigen kritischen Reflexion. Denn einen Lageraufseher, der voller Überzeugung brutal Menschen von seiner Terasse aus erschießt wollen bestimmt ähnlich viele Leute spielen wie eine detailiert beschriebene Orgie.

Und das hat nichtmal in erster Linie etwas mit politischer Korrektheit oder deutscher Befangenheit zu tun. Denn in einem mittelalterlichen Setting spielt wohl auch kaum jemand eine Horde Raubritter, deren Abenteuer daraus bestehen einen gesamten Spielabend brandschatzend und vergewaltigend von Dorf zu Dorf zu ziehen. Das ist einfach keine Ebene auf der man sich solchen Themen nähert.

Man muss Nazis im Rollenspiel nicht ernstnehmen. In einem Pulp-Adventure darf man es garnicht. Aber ich schätze, wenn man selbst in die Rolle der Täter schlüpft kommt man um eine gewisse Ernsthaftigkeit und kritische Betrachtung nicht herum. Deshalb wird es wohl auch kaum bespielt, weil wir unser Hobby doch lieber um einiges gelassener und unterhaltsamer begehen wollen.

In diesem Sinne: Put Hitler in the cupboard!

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Lameth

48, Männlich

Beiträge: 935

Re: Verantwortung im Rollenspiel(?)

von Lameth am 26.02.2014 16:07

Alo ich denke wir sind uns alle einig, dass man Grundsätzlich Rücksicht aufeinander nimmt, Spielinhalte abspricht usw. wenn man zusammenspielen will.

Soganz verstehe ich deine Intention nicht Kamel. Von welcherVerantwortung sprichst du hier? So etwas wie ein Bildungsauftrag hat man im Rollenspiel per se natürlich nicht.

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HowToPnP
Gelöschter Benutzer

Re: Verantwortung im Rollenspiel(?)

von HowToPnP am 26.02.2014 15:04

Du sagst: 

Wer im zweiten Weltkrieg spielt sollte sich auf Vernichtungskrieg und Völkermord einstellen. Sonst wäre derjenige fehl am Platz und würde den reflektierten Spielern das Spiel verhunzen.
 und ich habe gesagt:
Wenn man z.B. weiß, dass ein Mitglied der Spielrunde keine Folter im Spiel haben will, der Spielleiter aber eine Folterszeene einbaut oder die Spieler anfangen einen NPC zu foltern ist das Spiel für denjenigen der keine Folter im Spiel haben will ruiniert.
Also stimme ich dir zu: Wenn du keine abgefuckte Scheiße willst, spiel nicht im 3. Reich! Wenn jemand keine Fantasy will, soll er kein DSA spielen.
Aber ich sage, dass es wichtig ist die Spieler nicht vor den Kopf zu stoßen. Man muss die Spieler vorbereiten und ihnen klar machen, dass es zu schrecklichen Dingen kommen kann, damit sie sich darauf vorbereiten können. Du sagst offen und frei heraus: "Hey, wollt ihr Blitzkrieg spielen? Ihr seid SS-Truppen und müsst im 3. Reich klarkommen." die Spieler die das nicht möchten, werden sich gar nicht erst an den Tisch setzen, und alle anderen wissen, worauf sie sich einlassen.
Du spielst nicht einfach eine Pathfinder-Runde in der plötzliche Kreaturen aus der Feder von Lovecraft auftauchen, die dann anfangen die Spieler zu vergewaltigen und Babys zu fressen während Nazis auf Dinosauriern vorbeireiten. Es ist wichtig, dass die Spieler ungefähr wissen worauf sie sich einlassen.

Ich persönliche sehe auch nicht wirklich ein, warum das 3. Reich aanders behandelt werden sollte als andere Settings. Ob ich nun einen entlaufenen christlicher Skalven im römischen Reich, einen Gnom in einer Drowstadt oder einen Juden im 3. Reich spiele ist nicht wirklich ein Unterschied. Warum sollte es etwas anderes sein, nur weil andere (fast identische) Settings, in denen du in einer ähnlichen Position bist länger her oder ausgedacht sind?

Antworten Zuletzt bearbeitet am 26.02.2014 15:28.
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