Autoren zwischen krank und genial
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Autoren zwischen krank und genial
von blckmirror am 01.07.2015 00:17Ok, auf Anregung von Clawdeen mache ich ein neues Thema in der Sabbelecke auf
Ich erwähnte im Zusammenhang mit H.P. Lovecraft, dass ich Stephen King zeitweise krank finde. Diese Feststellung traf ich in meiner Jugend, und muß sie nun, nachdem ich im Laufe der Jahre eine Menge Bücher z.B. Schwedischer und US-Amerikanischer Thriller-Autoren mit Abscheu weggelegt habe, relativieren.
Aber... man stelle sich vor, dass ich als 18-jähriger kaum länger als erforderlich auf dem Klo geblieben bin, weil ich ES gelesen hatte! Das ich in der Zeit auch weitergelesen habe, z.B. Friedhof der Kuscheltiere und anschliessend von dem Film angeekelt war, wo Mister King an der Umsetzung beteiligt war, und ein sabbernder Kinderzombie seine Eltern beißt. Wie King es immer wieder geschafft hat, mir meine Alltagswelt zu vergruseln, das war echt krank! Schreckgespenst und der Rasenmähermann haben ihr Übriges beigetragen, man sieht, ich war trotz Abscheu doch neugierig
Genial, gradezu Lovecraft'sch waren die Türen am Strand, durch die der Revolvermann in einem der ersten Bände des Turmzyklus ging und wo er den großen Krabben begegnet (die ihn dann natürlich auch nach Kräften zu verstümmeln suchen...). Sehr gut auch einer der modernen Vampirklassiker, wenn ich so sagen darf, "Brennen muß Salem".
Wenn ich an "Carrie" denke, an "ES" oder an "Das Ende eines Sommers", glaube ich, dass er als Kind oder Jugendlicher eine krasse Zeit hatte.
Phantastisch finde ich Langoliers. Ich sah zuerst den Film und fand die Story hammer! Habe mir dann das Buch gekauft und fand, dass der Film eins-zu-eins das Buch war (was mich ein bissl enttäuschte).
@Clawdeen: Ich hoffe, ich konnte die Sache mit Stephen King etwas erhellen
Welche Autoren schweben für euch zwischen krank und genial? Bin schon sehr gespannt!
Gruß
blckmirror
neulich auf einer schmalen Brücke: "You shall not pass!"
Gedanken vor dem wöchentlichen Aufräumen und Saubermachen:
"Ich bin das Opfer eines universellen Prinzips, der Entropie!"
Re: Autoren zwischen krank und genial
von koali am 01.07.2015 02:40Viel über Autoren kann ich nicht sagen (dafür lese ich zu wenig)... aber King enpfand ich immer als extrem langweilig.
Als Krank habe ich Kafka in Erinnerung!
Re: Autoren zwischen krank und genial
von Clawdeen am 01.07.2015 06:57Ja, danke.
Du schreibst oben im Vergleich von Thrillern - vielleicht auch eine Frage der Einordnung? King schreibt ja phantastische Romane, was ja schon einigen Unterschied ausmacht, da finde ich - rein genrebezogen - den Vergleich mit Lovecraft natürlich grundsätzlich treffender.
Thriller können - im Vergleich zu den meisten Krimis, mal abgesehen von neueren Sachen wie von Jussi Adler-Olsen (den du ja u.a. bei dem Vergleich vielleicht meintest?) - ohnehin leichter schocken, weil ihnen das übernatürliche Element fehlt, sie damit dichter an der Realität (oder einer dem sehr nahe kommenden Variante) sind und damit wiederum "näher" an einem dran. Eins der Bücher, das mich am meisten schockiert hat, ist ein Thriller (mir fällt der Titel gerade nicht ein; vielleicht reiche ich den mal nach, wenn er mir wieder einfällt).
Gefragt habe ich, weil ich King tatsächlich eher gegensätzlich wahrnehme. King ist für mich: Normale Leute nehmen, sie irgendwelchen übernatürlichen Dingen aussetzen und gucken, was passiert. Was dabei heraus kommt, entfaltet sich in der Regel über mehrere Hundert Seiten hinweg, hat keine oder wenige Schocker, dafür aber eine Menge Subtext (gesellschaftliche Themen, biografische Erlebnisse des Autors). Auf diese Punkte (allein) bezogen finde ich den häufigen Vergleich von John Ajvide Lindqvist (um mal wieder einen Schweden einzuwerfen *g*) mit Stephen King übrigens auch ziemlich passend.
Wenn ich an "krank" denke, fällt mir als erstes Richard Laymon ein. Genial fällt mir zu ihm nicht ein, dazu hat er zu trashig geschrieben, aber "krank" passt da allemal. Ansonsten habe ich schon viel "krankes" Zeug in Horroranthologien (z.B. "Fleisch") gefunden, und auch z.B. der Festa-Verlag ist ja quasi auf solche Sachen spezialisiert ("Punktown" von Jeffrey Thomas würde für mich auch in diese Kategorie gehören).
Bei "zwischen krank und genial" fällt mir aber tatsächlich auch als erstes Kafka ein.
Re: Autoren zwischen krank und genial
von La_Cipolla am 01.07.2015 09:47Um als Künstler was zu taugen, darf man nicht komplett am Arsch sein
Aber Blickkontakt zum Abgrund muss schon da sein"
Ernsthaft, gerade die langfristig bekannten Leute sind meistens nur bekannt geworden, weil ihre Bücher irgendwie aus der Menge herausgestochen haben, und dazu muss halt auch das Denken ein bisschen vom Durchschnitt abweichen. Ich sage nicht mal, dass es lustig verrückt oder "cool anders" (tm) sein muss, es reicht auch, wenn man sich bspw. sehr gut in andere Situationen, Zeiten und Menschen hineinversetzen kann, oder wenn man Bekanntes mehr oder weniger subtil twisten lässt.
Will sagen, ich denke der Übergang ist fließend.
Mein verstörendstes Leseerlebnis war wohl "The Nihilesthete" von Richard Kalich. Mannomann. Bei den alten Bekannten merkt man es aber auch gut, ich sage nur Poe, Schnitzler oder Hesse. Wobei man gerade bei den letzten beiden auch ebenso gut merkt, dass sie sich die Füße in der Realität bewahrt haben, was ich bspw. bei Lovecraft nicht beschwören möchte. Der scheint mir schon wie ein ziemliches Würstchen, trotz aller Begabung.
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