Regelsystem für ein Pen-and-Paper- Projekt an einer Schule
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Regelsystem für ein Pen-and-Paper- Projekt an einer Schule
von robinausdemwald am 28.02.2016 14:48Hallo allerseits!
Ich bin Lehrer an einer Schule und werde am Ende dieses Schuljahres im Rahmen einer Projektwoche ein Rollenspielprojekt mit Schülern ab der siebten Klasse durchführen, bei dem die Schüler eigene Szenen schreiben sollen.
Im Augenblick mache ich mir Gedanken über die Regeln, die ich mit den Schülern verwenden möchte. Aktuell favorisiere ich Turbo-Fate, weil es einen eher erzählerischen Spielstil unterstützt und die Regeln nicht allzu komplex sind. (Ich werde sie für die Schüler noch erheblich kürzen.)
Meine Frage an Euch ist, ob Ihr noch andere Regelsysteme vorschlagen könnt, die einerseits sehr kurz sind, damit man nicht die ganze Woche nur mit dem Erlernen der Regeln beschäftigt ist und andererseits einen erzählerischen Spielstil unterstützen. (Denn einen gewissen didaktischen Anspruch darf man als Deutschlehrer ja auch noch haben.)
Vielen Dank im Voraus!
Re: Regelsystem für ein Pen-and-Paper- Projekt an einer Schule
von TrueSherlock am 28.02.2016 15:03Monster of the Weak
Meine letzte Gruppe hat sich leider aufgelöst... ach ja Säurefallen.
Re: Regelsystem für ein Pen-and-Paper- Projekt an einer Schule
von LokisWeib am 28.02.2016 17:54Hallo zurück!
Erstmal vorab, das finde ich ein supercooles Projekt! Ich glaube, da kann man viel mit machen, nicht nur aus der Perspektive des Deutsch-Unterrichts^^ Aber das nur so als meine Laien-Meinung.
Zu deiner Frage im allgemeinen: Ich bin großer Fan des Ratten!- Regelwerks. Es ist super-einfach, und es lässt sich ganz locker auch auf andere Sachen übertragen, siehe meine Mäuse!-Runde. Wenn man dann auch tatsächlich mit Tierchen spielt, ist es natürlich dann wieder sehr Deutsch-unterrichtig (entschuldige die Wortschaffung), da dann mit Umschreibungen für die Sachen zu arbeiten, die für Menschen ganz normal sind. Das Regelwerk gibt da zwar einige Sachen vor, aber das muss man ja nicht verwenden und ganz im Gegenteil, da können die Kiddies ja dann auch ihrer Fantasie freien Lauf lassen.
Ich hoffe, ich konnte dir helfen!
Liebe Grüße
Loki
"Eine Schusswaffe ist immer noch das beste Argument gegenüber Herrschaften, die Schürhaken wie Knetgummi behandeln." Sherlock Holmes,BR,1962
Re: Regelsystem für ein Pen-and-Paper- Projekt an einer Schule
von Zwergpaladin88 am 28.02.2016 18:28Hey,
ich muss sagen eine super gute Idee und ich hätte sowas gefeiert, wenn meine Lehrer das während einer Projektwoche angeboten hätten. Aber als kleinen Tip würde ich mich nicht primär aud ein System festlegen. Wenn einige deiner Schüler schon erfahrung mit PnP haben und sich gut in z.B. DSA ausgekennen, dann lass sie doch ruhig etwas zu diesem System machen. Allen anderen Schülern die vielleicht einfach nur reinschnuppern wollen und erste Erfahrungen sammeln ( oder dieses Projekt nur genommen haben weil du so ein toller Lehrer bist), kannst du ja ein einfaches System wie Fate oder Savage Worlds erklären, sodass sie damit arbeiten können. Ich denke Mal die Absicht hinter diesem Projekt ist es die Kreativität der Schüler zu fördern und das sollte nicht dadurch behindert werden, dass die Schüler nur auf ein System festgelegt werden, weil alle anderen das auch machen.
Ansonsten kann ich dir Los Muertos empfehlen, da die Regeln sehr einfach sind, es sehr viel Humor bietet und man in der siebten Klasse sich durchaus schon mal mit dem Thema Jenseits beschäftigen kann. ( Es sei denn du unterrichtest an einer streng christlichen Schule, dann würde ich von diesem System abraten.)
Ach ja und: Toi toi toi bei deinem Plänen
Der Kanal des Zwergpaladins
Shadowrun, Warhammer Fantasy und mehr.
Re: Regelsystem für ein Pen-and-Paper- Projekt an einer Schule
von Athair am 28.02.2016 21:45Ich würde ... Beyond the Wall (Vorbestellung für die dt. Version läuft) nehmen.
Einfach deswegen, weil es als OSR-Spiel[1] eine gute Mischung aus Freiform und regelgeleitetem Spiel ergmöglicht. Außerdem liefert es viele Hilfsmittel, die inspirierend wirken und Kreativität erzeugen.
[1] Dazu haabe ich vor Zeiten mal was geschrieben.
Alternativ könnte ich mir auch LITE vorstellen. Das braucht aber evtl. Vorabreiten. Ein bißchen mehr als Turbo FATE und deutlich mehr als BtW. Das schöne daran ist, dass es viele Freiheiten lässt. Eigene Ideen lassen sich gut einbinden.
Turbo FATE hat wie alle FATE-Varianten das Problem, dass die Regeln relativ abstrakt sind und stark auf der Meta-Ebene arbeiten. Das kann cool sein, das kann aber auch Schwierigkeiten machen, wenn Spieler_innen zwischen Autorenposition und Figurenverkörperung - zusätzlich zur Regelanwendung - hin- und herspringen müssen. FATE hat die Tendenz Spieler_innen mit dem Zwang zum proaktiven und frei-kreativen Spiel zu überfordern. Wenn es dieses Spiel werden sollte: Nimm vielleicht Masters of Umdaar (dt. Version) dazu. Das könnte manches einfacher machen.
@ Was die Schüler schreiben; @ Erzählerischer Spielstil:
Ich würde vielleicht weniger Szenen schreiben lassen, als Spielen lassen.
Das Abenteuer, das sich aus dem gemeinsamen Spiel (ohne große Vorbereitung) ergeben hat, das würde ich schriftlich festhalten lassen. Vielleicht muss sich die jeweilige Spielrunde absprechen, wer was schreibt. Da gibt es ja viele Möglichkeiten. Dabei könnte man auch mit den Literaturgattungen (Bericht, Erlebniserzählung, damatische Szene, ...) operieren.
Cooles Projekt, übrigens!
Re: Regelsystem für ein Pen-and-Paper- Projekt an einer Schule
von robinausdemwald am 29.02.2016 17:30Vielen Dank für die Hinweise und Tipps!
Ihr habt mit alle bei meinen Überlegungen geholfen.
@ Athair
Ich werde die Schüler natürlich auch spielen lassen. Dazu sollen die selbstgeschriebenen Szenen dienen. Ein völlig freies Spiel entspricht aber nicht meinem persönlichen Spielstil und zweitens (was wohl wichtiger ist) überfordert auch die Schüler, die zum großen Teil noch keine Erfahrung mit Rollenspielen gemacht haben.
Ich bin selber gespannt, wie die Projektwoche läuft. Ich habe meinen Schulleiter aber schon überzeugt, dass Rollenspile unter die Rubrik "Jungenförderung" fallen, da Jungen in der Regel normale Literaturkurse nicht besuchen, über den Abenteueraspekt aber zum Schreiben und Darstellen gebracht werden können. Deshalb werde ich das Projekt im nächsten Jahr als AG weiterführen.
Re: Regelsystem für ein Pen-and-Paper- Projekt an einer Schule
von Rarazal am 29.02.2016 18:05Supertolle Idee!
Ich hab den Vorschlägen meiner Vorposter nicht wirklich was hinzuzufügen, aber als Rollenspiel-begeisterter, angehender Pädagoge würde ich total gerne hören, wie das Projekt letztendlich läuft und wie die Reaktionen darauf aussehen. Also, wenn das möglich ist ^^
Re: Regelsystem für ein Pen-and-Paper- Projekt an einer Schule
von robinausdemwald am 29.02.2016 18:23@ Rarazal
Bisher sind wir (Ich führe das Projekt zusammen mit einer Referendarin durch.) in vielen Dingen noch in der Planungsphase.
Die Vorstellung des Projekts für die Schüler hat aber schon stattgefunden. Es gab etwa 60 - 80 Interressierte, von denen einige schon Rollenspielerfahrung haben, die meisten aber nur am Thema Interesse haben, weil sie irgendwo schon davon gehört haben.
Die Grobplanung des Projekts sieht im Augenblick so aus, dass am ersten Tag ein von mir selbstverfasstes Kurzabenteuer gespielt werden soll, durch das die Schüler kennen lernen sollen, was Rollenspiel überhaupt ist und einen Einblick in die Regeln bekommen sollen.
Danach soll gemeinsam überlegt werden, in welchen Settings die Schüler spielen wollen. Dabei ist mein Vorschlag, dass sich die Settings an Mysterie-Serien orientieren sollen, da sie weitgehend in der "realen Welt" spielen und man sich nur die genretypischen Ausnahmen überlegen muss. So möchte ich verhindern, dass die Schüler die ganze Woche an der Gestaltung der Hintergrundwelt arbeiten. Außerdem würde ich Settings zulassen, die durch die Populärkultur fast allen Schülern bekannt sind. Die Schüler können dann in Gruppen ihr Setting weiter ausarbeiten. In den kommenden Tagen werden sie Szenen für ihr gewähltes Setting schreiben.
Die folgenden Tage sollen so strukturiert sein, dass sie mit einem theoretischen Teil beginnen, in dem zum Beispiel erarbeitet wird, mit welchen Mitteln man Spannung erzeugen kann, wie man NSCs oder SCs überzeugend darstellen kann, wie man mit Stimme und Körpersprache am Spieltisch arbeiten kann. Diese Ergebnisse sollen dann beim Schreiben der Szenen genutzt werden. Jeder Tag endet mit dem Spiel der selbstverfassten Szenen. Wenn alles gut läuft, können am letzten Tag selbstverfasste Kurzabenteuer der Schulöffentlichkeit vorgestellt werden.
Re: Regelsystem für ein Pen-and-Paper- Projekt an einer Schule
von Backfish am 29.02.2016 19:11Was für ein tolles Projekt! Schön, dass du dich dafür engagierst.
Ich kann Loki nur zu stimmen. An das "Ratten!"-Regelwerk dachte ich auch sofort.
Hier findest du die Regelwerk als Download: http://www.prometheusgames.de/verlag/downloads/#downloads-pocket-1w6freunde
Vielleicht ist ja auch 1w6-Freunde etwas?
Hälst du uns über das Projekt im Laufenden? Das würde mich freuen.
Re: Regelsystem für ein Pen-and-Paper- Projekt an einer Schule
von La_Cipolla am 29.02.2016 21:54Wenn es nicht die siebte Klasse wäre, würde ich ja sofort Fiasko vorschlagen. Da muss aber wirklich jeder mitmachen, und das kann bei neuen Lernformen schon mal schiefgehen auf dem Höhepunkt der Pubertät. In der zehnten dann vielleicht.
Wenn du Turbo-Fate sehr effektiv vereinfachen willst, nimmst du die Konflikt-Regeln, den Stress und die Konsequenzen raus, einschließlich der Angreifen-Aktion. Kämpfe u.ä. werden einfach über normale Überwinden-, Verteidigen- und Vorteil-erschaffen-Proben abgehandelt, wie alles andere auch. Außerdem würde ich am Anfang die Stunts entfernen. Wenn die Schüler Aspekte und Methoden wählen müssen, ist das definitiv genug. Stunts kann man auch später noch gut hinzufügen.
Allerdings, zwei allgemeine Kommentare: Ich wäre vorsichtig mit dem "didaktisch wertvoll"; je nachdem, was genau die Lernziele sind, kann D&D ein passenderes System als jedes Indie-Rollenspiel sein. Du sagst, sie sollen Szenen schreiben - wie genau soll das ablaufen? Sollen sie aufschreiben, was passiert ist? Dann ist das System eigentlich ziemlich egal. Sollen sie die Regeln nutzen, um Szenen zu "konstruieren"? Dann wird es wieder richtig essentiell. Usw.
Du musst auch echt aufpassen, nicht in diese Falle von wegen "falscher Lebenswelt" zu stolpern. Das Entscheidende an Rollenspielen ist ja bspw. die Entscheidungsfreiheit, die man in fertigen Szenen nicht unbedingt hat. (Hängt aber natürlich auch davon ab, was dann wirklich die Aufgabe ist.) Sonst ist es, wie die Schüler einen Leserbrief schreiben zu lassen, den man nie abschickt, oder mit Stift und Papier eine Chat-Konversation. ;D
Los Muertos, ein Rollenspiel mit Skeletten - Inklusive Thread am Nerdpol!